Friedrich-Gulda-Cello-Konzert erstmals in Freudenstadt aufgeführt / Pöndls muntre Blasebälger zeigen tolle Leistung

Freudenstadt. Das sechste Konzert in der illustren Reihe des Rudert-Festivals wurde im gut besetzten Kurtheater in mehrfacher Hinsicht zu einem echten Musikerlebnis – und zu einer Premiere in Freudenstadt.

Auf dem Programm stand das Friedrich-Gulda-Cello-Konzert, das der österreichische Pianist Friedrich Gulda (1930 bis 2000) dem Cellisten Heinrich Schiff auf den Leib geschrieben haben soll. Da das Stück nur rund 30 Minuten dauert, musizierten zuvor die muntren Blasebälger, inzwischen gut bekannt als Sinfonisches Jugendblasorchester Freudenstadt (JSBO), unter dem Dirigat von Christian Pöndl, Leiter der Musik- und Kunstschule Region Freudenstadt.

Für die rund 60 Kinder und Jugendlichen war es der erste Auftritt auf der Kurhaus-Bühne, und der war alles andere als ein Lückenfüller. Mit einer Auswahl aus ihren jüngsten Konzerten überzeugten die jungen Leute nach zunächst verhaltenem Auftakt durch überraschend reines, betont rhythmisches und intonationssicheres Spiel, das von Stück zu Stück an Schwung und Laune gewann.

Erfrischend unbekümmert und doch diszipliniert, gab es moderne Klänge, etwa vom König der Löwen, der "Blue Brothers Revue" oder von den Piraten der Karibik. Der Auftritt des jungen Orchesters war eine reine Freude, heftig beklatscht vom Publikum und bedankt von Johannes Ruoss, Mitinhaber des Freudenstädter Musikhauses Rudert.

Dieses hatte sich zum 20. Rudert-Festival selbst ein Geschenk gemacht und das Gulda-Cello-Konzert arrangiert. Lehrer und Freunde der Musik- und Kunstschule Freudenstadt hatten das ebenso schwierige wie kurzweilige Stück einstudiert und ganz offensichtlich jede Menge Spaß daran gefunden. Nicht anders als Solist Jonathan Nestler am Cello, dem ebenso wie Dirigent Christof Ruetz – gar nicht mal so unbeabsichtigt – auch ein paar große Gesten ausrutschten.

Dirigent, Musiker und Solist spielten das Stück mit einem kleinen Lächeln und genossen ganz offensichtlich den musikalischen Witz zwischen den Notenzeilen, der das Stück ungeheuer spannend und sehr unterhaltsam macht. Nach einem Vorspiel in kleiner Formation rückte das Orchester mit viel Stühlegeklapper in ungewöhnlicher Besetzung zusammen, der Solist nahm umständlich Platz und los ging der fröhliche Zick-Zack-Kurs durch die Musikgeschichte und Stile.

Da knüpft Barock an Jazz, da biedern sich Humba-Tätärä mit Oktoberfestjuchzer an Pop an, da versöhnen tänzerische Melodiebögen mit schrillen Querschlägern der Klarinetten. Fagott, Schlagzeug und Gitarre spielen eine ungewöhnlich starke Rolle. Die Stimmung wechselt von andächtig in albern, von verspielt in verrückt und zielt immer wieder auf das Cello ab. Das wurde mitreißend gespielt von Jonathan Nestler, der sein Instrument mal quälte und sägte, dann wieder unerträglich süß wie ein Zigeunergeiger schluchzen ließ.

Das Gulda-Konzert wurde erstmals in Freudenstadt gespielt und wird wohl als Musikerlebnis in Erinnerung bleiben. Auch weil es einfach gute Laune macht, die das Publikum im Kurhaus mit viel Applaus bekundete.