Wilfried Klenk diskutiert mit Jugendlichen

Von Doris Sannert

Freudenstadt. In "einer bewegten Zeit" sollte der Besuch von Landtagspräsident Wilfried Klenk laut Schulleiter Armin Wüstner den Schülern der Eduard-Spranger-Schule Anregungen geben. Die Fragen, die sie ihm stellten, waren zumeist politischer Natur.

Fachlehrerin Luisa Knobel hatte die Idee, den CDU-Politiker zu einer Diskussionsrunde mit der Jahrgangsstufe I einzuladen. Im ersten Schulhalbjahr hatten sich die vier Klassen mit dem Thema Bundestag befasst. Danach und ein Jahr vor der Landtagswahl sollten Informationen über die Landesregierung und deren Aufgaben folgen.

Der Schulleiter, der neben dem Gast aus Stuttgart auch Landrat Klaus Michael Rückert im Musiksaal willkommen hieß, dankte ihr und den anderen Fachlehrern für Geschichte und Gemeinschaftskunde für die Organisation. Bei der Moderation der Vormittagsveranstaltung stand Luisa Knobel ihre Kollegin Birgitt Michalek zur Seite.

Der Landrat nannte den Landtagspräsidenten den wichtigsten Politiker im Land. "Er ist oberster Repräsentant unseres Parlaments", sagte Rückert, der sich über den Besuch in der Eduard-Spranger-Schule freute und der betonte: "Die beruflichen Schulen sind uns sehr wichtig."

"Im ländlichen Raum kommen große Herausforderungen auf uns zu", wusste der Landtagspräsident und meinte damit nicht nur das Schulwesen, sondern die gesamte infrastrukturelle Versorgung. Denn "eine gute Infrastruktur ist die Grundlage für eine gute Arbeit der Lehrer", so Klenk, dem es wichtig ist, nicht nur wegen der anstehenden Wahlen insbesondere bei der jungen Generation das Interesse für die Politik zu wecken.

Bildungspolitik sei zu 100 Prozent Landessache, erklärte er und verwies auf die 16 unterschiedlichen Bildungssysteme innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. "Offenheit und eine Harmonisierung" wünscht er sich, denn es könne nicht sein, dass es für eine Familie, die nur von einer Stadt in die andere ziehe, hier Unterschiede gebe.

Klenk sprach auch die sinkende Bevölkerungszahl und die Zunahme von Einbrüchen sowie die Versorgung des ländlichen Raums in den Bereichen Gesundheit, Einzelhandel und Breitbandversorgung an. Für ihn steht fest: "Es wird die größte Herausforderung für die Landesregierung sein, die gleichwertigen Lebensbedingungen zu halten."

Nach Ausführungen über den Landtag im Allgemeinen und zu seinen Aufgaben als Landtagspräsident im Einzelnen durften die Schüler Fragen an Wilfried Klenk richten. Alexa Kreidler interessierte sich für seinen Tagesablauf. Vivien Schlee wollte wissen, wie viel Geld die Landesregierung für Bildung ausgibt und wohin die Mittel fließen. Marlen Schmid fragte nach dem Bildungssystem der Zukunft im Allgemeinen und Schulleiter Wüstner nach dem dualen Schulwesen im Besonderen.

Sebastian Seidt hakte bei der Mappus-Affäre nach und Dennis Lehmann beim NSA-Skandal. Für Fabio Balik war das zentrale Thema die Sicherheit in Fußballstadien, für Mario Kraft die Terroranschläge durch den Islamischen Staat (IS).

Auf alle Fragen zu Landesthemen antwortete der Landtagspräsident betont sachlich und war stets darauf bedacht, keinerlei parteipolitische Wertung durchblicken zu lassen. Auch wenn er der CDU und damit der stärksten Fraktion im Landtag angehöre, so sei für ihn als Präsident des Landtags mit 138 Abgeordneten und als Chef der Landtagsverwaltung mit 250 Mitarbeitern Neutralität das oberste Gebot, betonte Klenk.

Die Welt nach Fukushima habe sich verändert, der Blick auf die Atomkraft sei seither ein anderer, sagte er zur Mappus-Affäre. "Geheimdienste spionieren nun mal aus", so Klenk weiter, für den aber dann Schluss ist, wenn es sich um Industriespionage handelt oder private Bereiche betroffen sind. "Dafür gibt es keinen Grund", betonte er.

Zum Thema Schulsystem sagte Klenk: "Unser Ziel sollte es sein, dass alle Schüler zu einem Abschluss kommen – egal zu welchem." Bisher sei das gelungen, weshalb das System so schlecht nicht sein könne. Auf die duale, praxisbezogene Ausbildung könne Baden-Württemberg stolz sein. Sie sollte deshalb eher ausgebaut werden.

Was die Sicherheit in Fußballstadien betrifft, so zeigte der Landtagspräsident keinerlei Verständnis für die Randalier und fragte in den Raum: "Weshalb kann man sich nicht einfach nur ein Spiel ansehen – warum muss man da randalieren?" Für ihn ist die Sache klar: "Wer sich nicht entsprechend in der Öffentlichkeit verhält, muss mit Konsequenzen rechnen."

Seinen Besuch beendete der Landtagspräsident mit dem Appell an die Schüler: "Gehen Sie wählen, andere wären froh, sie dürften wählen!"