TennisBei den Horber Stadtmeisterschaften haben sich Matthias Guth und Michael Geiszbühl die Titelverteidigung vorgenommen

Von Tim Geideck

Wanderpokal mitbringen, Wanderpokal wieder mitnehmen – das ist der Plan von Matthias Guth und Michael Geiszbühl bei den Horber Stadtmeisterschaften. Die Titelverteidigung scheinen die beiden Nordstetter dennoch auffallend gelassen zu nehmen.

Wer Matthias Guth (37) und Michael Geiszbühl (35) abseits des Tennisplatzes erlebt, der merkt sofort, dass sie ein Herz und eine Seele sind. Schon aus dem Kindergarten kennen sie sich, unternehmen privat viel zusammen und sind ihren Tennis-Weg seit dem Knaben-Alter immer gemeinsam gegangen. Da wundert es nicht, dass sich das erfolgreiche Duo auf dem Platz nahezu blind versteht. "Vieles muss man überhaupt nicht mehr aussprechen", beschreibt Geiszbühl und betont: "Jeder kann so auf den anderen einwirken, dass er sofort wieder mitzieht."

Spricht man über die Horber Stadtmeisterschaften, kommt man an den beiden Nordstettern nicht vorbei. Vergangenes Jahr gewannen sie das Turnier, 2012 kamen sie bis ins Halbfinale, 2011 wurden sie ebenfalls Sieger. Und dieses Jahr? "Als Titelverteidiger geht man natürlich mit den Ambitionen an den Start, wieder zu gewinnen", grinst Geiszbühl.

Dennoch: Extra-Trainingsschichten werden für die Stadtmeisterschaften keine eingelegt – im Gegenteil. Geiszbühl ist bei den Waldachtaler Fischer-Werken in einer leitenden Vertriebsfunktion tätig und beruflich derzeit stark eingespannt. Noch intensiver wird Guth dieser Tage abseits des Tennisplatzes gefordert: Er wurde am Montag zum zweiten Mal Vater und will allenfalls am heutigen Freitag noch einmal trainieren. Doch das erfolgreiche Nordstetter Duo unterstreicht, dass es trotzdem kein einfacher Gegner sein werde. "Wir sind mental fit", gibt sich Geiszbühl kämpferisch, während Guth aufzeigt, dass man schon allein ihre Erfahrung nicht unterschätzen sollte: "Wenn mal gar nichts laufen sollte, haben wir immer noch die Ruhe."

Ohnehin ist die Vorfreude auf die Stadtmeisterschaften groß. "Dass wir die haben, finde ich ungemein wichtig. Das zeichnet eine Stadt wie Horb aus. Außerdem können sich dort alle Spieler aus dem ganzen Stadtgebiet miteinander messen. Das ist doch toll", sagt Guth, der als stellvertretender Geschäftsführer bei der GWW in Gärtringen (Kreis Böblingen) tätig ist. Dort fertigen behinderte Menschen unter anderem Bierbank-Garnituren für den Cannstatter Wasen und das Münchner Oktoberfest.

Tennis – das ist für die beiden Nordstetter, die seit über 20 Jahren in einem Team spielen, ein echte Leidenschaft. "Wir sind diese typischen Becker-Graf-Stich-Jahrgänge. In unserem Alter hat doch fast jeder Tennis gespielt", erinnert sich Guth. Was ihn besonders an dieser Sportart reizt: "Tennis kann man jahrzehntelang spielen. So lange, bis man nicht mehr auf den Platz kommt." Geiszbühl beschreibt: "Tennis kann man sowohl als Mannschaftssportart als auch individuell betreiben. Jeder kämpft für sich, wird aber von den anderen unterstützt. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist bei uns sehr hoch."

"Uns" – das ist der TC Nordstetten. Dort haben die beiden Titelverteidiger der Stadtmeisterschaft das Tennisspielen gelernt, dort spielen sie auch heute noch. Dem Verein haben sie immer die Treue gehalten. Warum eigentlich? "Wir sind seit Jahrzehnten eine tolle Truppe und haben hier im Horber Raum immer mit am höchsten gespielt", zeigt Guth auf. Er habe zwar mal mit dem Sprung in den Profitennis geliebäugelt, hätte dann aber etwa nach Esslingen wechseln müssen – und blieb lieber in Nordstetten.

Geiszbühl hingegen räumt ein, dass der Tennis bei ihm lange Zeit nur die zweite Geige gespielt hat. Bis vor sieben Jahren spielte er Fußball bei der SG Empfingen in der Landesliga. "Das hatte für mich immer die oberste Priorität", betont der 35-Jährige. Inzwischen liege der sportliche Fokus aber voll und ganz auf Tennis.

Und damit nun erst einmal auf den Horber Stadtmeisterschaften. Dass die dieses Jahr vom TC Talheim ausgerichtet werden und somit auf Kunstrasen stattfinden, stört die beiden Titelverteidiger nicht. "Ich kann mich nicht entsinnen, wann ich das letzte Mal auf Kunstrasen stand", gesteht Geiszbühl zwar, relativiert aber: "Da jeder Spieler auf dem gleichen Platz steht, sehe ich das gelassen." Auch Guth sagt: "Kunstrasen ist ungewohnt, aber so ist es nun mal. Ich finde es gut, dass sich der TC Talheim als kleinerer Verein den Ruck gegeben hat und die Stadtmeisterschaften ausrichtet." Schließlich lebe das Turnier davon, nicht immer auf den gleichen Plätzen stattzufinden.

Doch auch in Talheim wird es für die beiden Titelverteidiger gewohnt familiär zugehen, zumal Oberschiedsrichterin Hannah Hellstern mit Geiszbühl liiert ist. Sportlich habe dies aber keinen Einfluss auf das Turnier, versichern die beiden Nordstetter. Die wollen sich ohnehin nur auf eines verlassen: ihre eigene Stärke. "Er ist permanent motiviert", beschreibt Guth seinen Team-Kollegen. Der wiederum sagt: "Er packt immer wieder einen Schlag aus, bei dem ich mir denke: Wo nimmt der den jetzt her?"

Was Geiszbühl und Guth vergangenes Jahr direkt nach ihrem Titelgewinn gemacht haben, das wissen sie noch genau: ein Sieger-Weizen trinken. Eigentlich machen sie das sonst nicht, wenn sie noch im Tennis-Dress stecken. Aber da die Siegerehrung unmittelbar nach dem Matchball noch auf dem Platz stattfand, haben sie sich das gegönnt.

Was die beiden dieses Jahr im Falle eines Titelgewinns machen wollen, haben sie sich noch nicht überlegt. Sowieso gelte: Auf dem Weg zum Finale kann viel passieren. Guth: "Dieses Mal kann auch alles anders laufen. Genau das ist ja der Charme von diesem Mannschaftsmodus."