Dank mit Blumen und Präsenten. Von links Erzbischof Stephan Burger, Exministerin Tanja Gönner und als Gastgeber Meinrad Schmiederer. Foto: Dollenberg Foto: Schwarzwälder-Bote

Dollenberger Dialog: Bischof und Ex-Ministerin über Europa und die Welt

Um Freiheit, Verantwortung und Werte ging es beim jüngsten "Dollenberger Dialog". Mit dabei waren der Freiburger Erzbischof Stephan Burger und die Ex-Ministerin Tanja Gönner.

Bad Peterstal-Griesbach. Selten hinterließ der Dollenberger Dialog eine so beeindruckte und berührte Runde wie diesmal, hießt es in einer Pressemitteilung. Erzbischof Burger und Gönner (CDU), seit 2012 Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), sprachen aus aktuellem Anlass über Freiheit und Verantwortung, über Ängste und Werte.

Gastgeber Meinrad Schmiederer führte ins Thema ein. Er habe Sorge angesichts der Entwicklung Europas mit zunehmenden Nationalstaatlichkeiten, Brexits und der Art der Wahl von US-Präsident Donald Trump.

Erzbischof Burger, der zuvor in der Anna-Kapelle des Hotels ein Friedensgebet gesprochen hatte, forderte auf, dem "weit verbreitetem Spiel mit der Angst entgegenzuwirken". In der Gesellschaft verbreite sich eine vom Hang zur Skandalisierung begleitete Angst, dass die Politik die Herausforderungen der Globalisierung mit wachsenden Flüchtlingszahlen nicht mehr bewältigen könne. Dazu komme die Angst vor einer Bedrohung durch den Islamismus. In einer Atmosphäre des Misstrauens fehlten die positive Ideen für die Zukunft.

Freiheit jedoch, so der Erzbischof, brauche eine tragende Basis aus Verantwortung, Gerechtigkeit, Besonnenheit und Vernunft. Flüchtlinge dürften nicht ausgegrenzt werden, sondern es gelte, mit ihnen für die Werte einer freiheitlichen demokratischen Gesellschaft einzustehen und diese zu vermitteln. "Wir haben keinen Grund, uns von der Angst treiben zu lassen oder in ihr zu verharren. Vielmehr haben wir alle Gründe zur Verantwortung, unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten", so Burger. Er ist Vorsitzender der Kommission für Entwicklungsfragen der deutschen Bischofskonferenz.

Mit kaum bekannten Zahlen über die internationale Flüchtlingsbewegungen überraschte Tanja Gönner. "Die Welt ist in Unordnung geraten", meinte auch Gönner. Weltweit seien 65,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Von den über 21 Millionen Kriegsflüchtlingen leben rund 1,2 Millionen in Deutschland, und mehr als doppelt so viele in der Türkei. Pakistan, Libanon, Iran und Äthiopien zählen zu den Hauptaufnahmeländern von Geflohenen.

Sie erläuterte Ziele und Aufgaben des Bundesunternehmens GIZ. Dazu zählen auch Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, der Aufbau von demokratischen und staatlichen Strukturen, das Sichern von Frieden, Gesundheit und Bildung in Entwicklungsländern, in denen oft Rechtssicherheit keine Selbstverständlichkeit sei. Diese Aufgabe erfordere zwar Geduld, zeige aber sichtbare Erfolge. Die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit sei derzeit bemüht, in den Nachbarstaaten von Krisenherden Zukunfts-Perspektiven, Arbeitsmöglichkeiten und Stabilität zu schaffen. Dies immer in partnerschaftlicher Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Gastländern. Ziel sei es, auch auf diesem Weg Fluchtursachen vor Ort zu bekämpfen.

Der "Dollenberger Dialog" findet drei bis vier mal im Jahr statt. Mittelständische Unternehmer und Kommunalpolitiker aus der Region treffen sich zu Gesprächsrunden über politische und gesellschaftliche Themen. Verbunden sind sie mit einem Vier-Gänge-Menü aus der Zwei-Sterne-Küche von Martin Herrmann. Dieses Mal ließ er Loup de mer und Kalbsmedaillon auf Petersilienspinat auftischen.