Die Freudenstädter Oest-Gruppe eröffnete am Mittwoch im Stadtteil Kniebis an der B 28 eine einzigartige Avia-Tankstelle. Foto: Schwark

Alles erinnert an die 50er- und 60er-Jahre. Umsetzung des Projekts war nicht ganz einfach.

Freudenstadt-Kniebis - Alles erinnert an die 50er- und 60er-Jahre und deren Zeitgeist – nur die Spritpreise sind auf dem aktuellen Stand. Die Freudenstädter Oest-Gruppe eröffnete am Mittwoch  im Stadtteil Kniebis an der B 28 eine einzigartige Avia-Tankstelle.

Die Avia-Tankstelle in Kniebis gibt es schon lange. Klein und unauffällig fristete sie ihr Dasein. Doch was jetzt nach einem Um- und Erweiterungsbau aus ihr geworden ist, kann sich sehen lassen. "Es ist die schönste Tankstelle in Deutschland", schwärmte Thomas Zink, Geschäftsbereichsleiter der Oest Tankstellen GmbH & Co. KG vor zahlreichen Gästen bei der offiziellen Einweihung. Sie wurden auf dem Vorplatz der Tankstelle stilgerecht von einem Ford Eifel, einem Ford 20 M und einem seltenen Simca Vedette Chambord empfangen, die die Zeit repräsentierten, in die sich Kunden in Kniebis zurückversetzt fühlen sollen.

Nicht nur das äußere Erscheinungsbild der Tankstelle mit alten Emaille-Schildern, gefliesten Wänden mit sanften Rundungen, Zapfsäulen, die zwar mit modernster Technik ausgestattet sind, aber auf alt getrimmt wurden, und Preisschildern, die elektronisch funktionieren, aber ebenfalls im Retro-Stil gehalten sind, fällt auf. Auch der Shop der Tankstelle ist ein echter Hingucker: Farbige Neonröhren, Nierentische, Sessel und Kissen in knalligen Farben sowie eine Musikbox, die zwar CDs abspielt aber ansonsten in irgendeiner Bar in der 50er- oder 60er-Jahren gestanden sein könnte. Hinzu kommt der freie Blick in eine Werkstatt aus der damaligen Zeit.

Stolz präsentierte Thomas Zink das eindrucksvolle Ergebnis einer Idee zur außergewöhnlichen Gestaltung einer Tankstelle und begrüßte die zahlreichen Gäste, darunter Vertreter von Avia International und Avia Deutschland, Alexander A. Klein, Vorsitzender der Geschäftsführung der Oest-Gruppe in Freudenstadt, den Vorsitzenden des Stiftungs- und Verwaltungsrats, Marc-Uwe Fischer, Landrat Klaus Michael Rückert, Bürgermeisterin Stephanie Hentschel und den Kniebiser Ortsvorsteher Helmut Klaißle.

Umsetzung war nicht ganz einfach

Thomas Zink ging auf die Konzeption des Tankstellenprojekts ein: "Eine tolle Gegend mit tollen Leuten, die alle gut drauf sind, da machen wir was Besonderes". Doch die Umsetzung dieser Idee sei nicht ganz einfach gewesen, so Zink, und meinte damit zum Beispiel die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften zum Tankstellenbetrieb.

Bewusst habe man die Zahl der Zapfsäulen nicht erhöht und Lastwagen über 7,5 Tonnen dürften nach wie vor nicht in die Tankstelle einfahren, um das Dach nicht zu beschädigen. Man wolle die Auto- und Motorradfahrer als Kunden. Sowohl die Einheimischen als auch die Touristen, die nicht nur zum Sprit zapfen anhalten – denn dafür ist die Tankstelle eigentlich viel zu schade – sondern auch ein Päuschen einlegen, um den Charme einer vergangenen Zeit zu genießen.

Zink dankte für die Unterstützung des Projekts der Avia Deutschland, die in ihrem Archiv sogar einen Tankstellenbaukatalog aus dem Jahr 1960 ausgegraben habe, und Avia International, die auf höchster Ebene dem Vorhaben zugestimmt habe. Ein Lob galt auch dem Künstler Christoph Hodgson, der mit Pinsel und Farbe der Tankstelle den letzten Schliff gab. Sein Pinselstrich sei überall erkennbar, so Zink.

Ein weiterer Dank galt den Nachbarn der Tankstelle und den Kniebiser Bürgern für ihre Geduld bei teilweisen Beeinträchtigungen durch die Baustelle. Während der Bauzeit habe es zwar jeden Tag Hiobsbotschaften gegeben, was die Umsetzung der vielen Details betraf, aber man habe für alles eine Lösung finden können, lobte Zink auch die beteiligten Handwerker.

Bis kurz vor der Eröffnung habe man gearbeitet und zum Schluss sogar in Zusammenarbeit mit dem Forst und der Ortsverwaltung die Sicht von der Terrasse auf das Dorf Kniebis freigemacht. Als aus der Schar der Gäste der Vorschlag kam, man könnte die Kniebiser dafür doch mal kostenlos tanken lassen, meinte Thomas Zink: "Soweit geht die Freundschaft dann doch nicht".

Glückwünsche zur Umsetzung des ungewöhnlichen Tankstellenprojekts kamen von Holger Mark von Avia Deutschland und Mario Tonini von Avia International. Letzterer erinnerte daran, dass die Firma Oest in Freudenstadt einer der Mitbegründer von Avia in Deutschland gewesen sei. Er überreichte als Geschenk eine historische Avia-Leuchtreklame für die Tankstelle und für die Mitarbeiter gab es eine Flasche Champagner. Den Reigen der Gratulanten ergänzte Landrat Klaus Michael Rückert, der fand, dass die einzigartige Tankstelle hervorragend zum Landkreis passe, denn dieser sei ebenfalls einzigartig und etwas Besonderes. Der Kniebiser Ortsvorsteher Helmut Klaißle brachte schließlich auf den Punkt, was alle Redner wohl gemeint hatten: "Einfach geil".