Die Erfahrungen der Betriebe im Kammerbezirk mit arbeitenden Flüchtlingen sind laut Umfrage überwiegend positiv. Foto: Hollemann

Umfrage der Handwerkskammer: Schlechte Deutschkenntnisse größte Hürde bei Ausbildungsverträgen.

Kreis Freudenstadt - "Trotz 700 freier Lehrstellen für Flüchtlinge oder Asylbewerber sind bislang nur 25 Bewerbungen bei Handwerksbetrieben in der Region eingegangen", berichtet Handwerkskammer-Präsident Harald Herrmann. 22 davon seien von Flüchtlingshelfern unterstützt worden.

Herrmann bezieht sich auf eine Umfrage der Handwerkskammer bei 198 Betrieben, die bei der letzten Lehrstellenumfrage der Kammer Ende Januar ihre freien Lehrstellen auch für Flüchtlinge und Asylbewerber angeboten hatten. "Natürlich kann das Ergebnis der Umfrage nur eine Zwischenbilanz darstellen. Deutlich ist jedenfalls geworden, dass die Handwerksbetriebe in der Region bereit sind, Verantwortung zu übernehmen", wird Herrmann in der Pressemitteilung der Handwerkskammer Reutlingen zitiert.

An der Umfrage Ende April/Anfang Mai beteiligten sich 49 Prozent der befragten Betriebe. Insgesamt sechs Ausbildungsverträge seien bislang abgeschlossen worden. "Wichtigste Gründe für ein Nichtzustandekommen sind zu schlechte Deutschkenntnisse des Bewerbers", so Herrmann. "Das verdeutlicht einmal mehr, dass der Spracherwerb die wichtigste Voraussetzung für eine gelingende Integration ist." Weitere Gründe seien, dass der Flüchtling/Asylbewerber sich selbst anders entschied oder der Betrieb einem anderen Bewerber den Zuschlag gab.

37,1 Prozent der Betriebe (also 36), die sich an der Umfrage beteiligten, haben bereits Erfahrungen mit Flüchtlingen, Asylbewerbern oder Migranten gemacht. Hier überwogen deutlich die guten Erfahrungen (31 Betriebe), teilt die Handwerkskammer weiter mit. 45 Betriebe erwähnten, dass sie bislang noch keine Erfahrungen gemacht haben. Die Antworten auf die Frage nach den "weniger guten Erfahrungen" bezogen sich im Wesentlichen auf Sprachprobleme (14 Antworten) sowie Probleme bei der Arbeitsdisziplin (vier Antworten). Kulturelle Unterschiede oder Probleme mit der Bürokratie spielten in dem Umfrageergebnis hingegen nahezu keine Rolle.

Bei der Frage nach Erfahrungen mit "Deutschen oder schon länger im Land ansässigen Ausländern" gaben 26 Betriebe an, dass sie ähnliche Erfahrungen wie mit Flüchtlingen, Asylbewerben oder Migranten gemacht haben. Schlechtere Erfahrungen mit Deutschen oder schon länger im Land ansässigen Ausländern machten drei Betriebe, bessere Erfahrungen hingegen zehn Betriebe.

Die Handwerkskammer Reutlingen schreibt seit 2003 drei- bis viermal im Jahr alle ausbildungsberechtigten Betriebe an und bittet darum, freie Lehrstellen zu melden. Diese können im Internet abgerufen werden.