Auch wenn Karl Kling (Bild Mitte im Spiel gegen Darmsheim) einen sehenswerten Treffer zur 2:0-Führung in Metzingen erzielte, am Ende war auch beim Freudenstädter Stürmer nach der erneuten Niederlage der Frust groß. Foto: Burkhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

LandesligaSpVgg Freudenstadt nach verdienter Pausenführung kopflos in die nächste Niederlage getaumelt

Von Arno Schade

TuS Metzingen – SpVgg Freudenstadt 3:2 (0:2). Diese Niederlage ist bitter, sehr bitter, und sie zeigte auch gleich Wirkung beim Trainer. Seine Torflaute hat die SpVgg Freudenstadt gestern zwar beendet, aber zwei Treffer und bärenstarke 45 Minuten reichten am Ende nicht zu einem Sieg, der angesichts der Tabellensituation eminent wichtig gewesen wäre.

Es waren eine Szene kurz vor der Pause und drei nahezu unfassbare Minuten nach dem Wiederanpfiff, die dem Spiel im Otto-Dipper-Stadion ihren Stempel aufdrückten. Bis dahin hatte die SpVgg Freudenstadt das Geschehen auf dem Rasen perfekt im Griff und führte hochverdient mit 0:2. Dabei nutzten die Gäste "grobe individuelle Fehler" des schwach beginnenden TuS Metzingen aus, wie der bis dahin fast verzweifelnde Trainer Zizino Teixeira Rebelo feststellte. In der 17. Minute schlich sich Fabio Weimer hinter der unaufmerksamen TuS-Abwehr frei und versenkte das Leder zum 0:1 im Netz. Als sich bei einem weiten Schlag von Simon Schau die bis dahin neben ihren Schuhen stehenden Innenverteidiger Frederick Mohr und Stefan Dieze nicht einig waren, nahm Karl Kling das Geschenk an und traf unhaltbar von der Strafraumgrenze unter die Latte.

Der nicht nur in dieser Szene als größter Unsicherheitsfaktor einer bis gnadenlos schwach auftretenden Heimmannschaft aufgefallene Stefan Dieze stand auch in der ersten Schlüsselaktion der Partie im Mittelpunkt. Einmal mehr war er im Laufduell langsamer als der auf das Tor zustrebende Karl Kling und brachte ihn in höchster Not am Strafrum zu Fall. Immerhin verhielt er sich aber so dabei geschickt, dass der gelegentlich mit kuriosen Entscheidungen aufwartende Schiedsrichter Matthias Zettler auf den Selbstfaller hereinfiel und anstatt Freistoß und Roter Karte wegen der Notbremse auf Stürmerfoul gegen Kling entschied.

Dennoch blieb Stefan Dieze nach dem Seitenwechsel in der Kabine, durfte allerdings durch Sawas Avramidis und damit einen Haupt-Protagonisten der folgenden, letztlich spielentscheidenden Minuten ersetzt werden. Den der Spieler mit der Nummer 22 war gerade einmal 120 Sekunden auf dem Platz, als Freudenstadts Torwart Lukas Betz bei einem eigentlich harmlos herein fliegenden Eckball weder richtig zugriff, noch energisch faustete und damit dem aufgerückten Avramidis per Kopfball den 1:2-Anschlusstreffer ermöglichte (47.).

Doch damit nicht genug. Ebenfalls mit dem Wiederanpfiff hatte TuS-Coach Teixeira Rebelo bei seinem Doppelwechsel auch den angeschlagenen Enzo Liotti auf das Feld geschickt. Der startete in der 49. Minuten an der Außenlinie ein Solo gegen gleich drei zu zögerlich angreifende Freudenstädter, das er nur Sekunden später mit einem Schlenzer aus spitzem Winkel gegen den diesmal machtlosen Lukas Betz zum 2:2 abschließen konnte.

Der schöne Vorsprung aus Sicht der SpVgg Freuidenstadt war dahin, und damit auch die bis dahin so beeindruckende Spielweise und Dominanz durch große Lauffreude und gute Organisation im Mittelfeld. "Bis zur 45. Minute haben wir in der letzten Woche im Training, in der Beobachtung des Gegners und in der Umsetzung alles richtig gemacht. Dann bauen wir den Gegner so auf, das ist unfassbar und vielleicht hat die zweite Halbzeit gezeigt, dass wir doch zu doof sind für diese Liga", zeigte sich Trainer Jens Bertiller nach dem Schlusspfiff mächtig angefressen. In "Schockstarre", so Bertiller, brachte man nach dem 2:2 bis auf zwei von Torwart Özgür Ögüt parierte Schüsse von Gerhard Melewzik (55.) und Kevin Braun (86.) nichts Brauchbares in der Offensive mehr zustande. Zahllose Ballverluste in der Vorwärtsbewegung und verunsicherte Abwehraktionen bestimmten jetzt aus Sicht der Gäste die Begegnung. Auch der TuS Metzingen schenkte aber viele Angriffsansätze durch ungenaue Pässe in die Spitze wieder her, so dass es bis zehn Minuten vor dem Ende eher nach einer Punkteteilung aussah.

Doch der TuS Metzingen hatte noch seinen Enzo Liotti, der als einziger über die linke Seite kreative und gefährliche Aktionen einleitete oder selbst abschloss. So hatte Freudenstadt Glück, dass Daniel Ruoff in der 67. Minute gegen Liottis Schuss noch auf der Linie retten konnte. In der 82. Minute war der Einwechselspieler dann aber als Vorbereiter erfolgreicher. Nach seinem Rückpass stand am Elfmeterpunkt Martin Frick völlig frei und versenkte den Ball links oben zum 3:2-Siegtreffer.

Bei zwei von Efstratios Tzakis abgeschlossenen Kontern verhinderte am Ende Lukas Betz mit Paraden per Fuß und Fäusten den möglichen vierten Gegentreffer und hatte selbst nach einem Freistoß in der 93. Minute den Ausgleich auf dem Fuß, traf das Leder aber nicht voll.

Trainerstimmen Zizino Teixeira Rebelo (TuS Metzingen): "Wir haben ganz schwach angefangen und waren zur Pause mit dem 0:2 noch gut bedient. Offensichtlich war der Substanzverlust nach dem Pokalspiel gegen die Stuttgarter Kickers und 80 Minuten im Dauerregen in Schwenningen doch zu groß. Um so wichtiger, dass wir das Spiel noch umbiegen konnten, auch wenn mir die Freudenstädter heute leid tun." Jens Bertiller (SpVgg Freudenstadt): "Wir hatten in der Halbzeit alles noch einmal genau angesprochen, und dann vergeigen wir das Spiel binnen drei Minuten durch eigene Fehler. Ganz enttäuschend, dass danach auch unsere erfahrenen Spieler nicht in der Lage sind, auf dem Spielfeld die Führung zu übernehmen."

Mannschaften TuS Metzingen: Özgür Ögüt, Martin Frick, Stefan Dieze (46. Sawas Avramidis), Philipp Reitter, Efstratios Tzakis, Alexander Hirning, Benjamin Schindler, Fabian Schuster, Frederick Mohr, Giuseppe Pirracchio (46. Enzo Liotti), Benjamin Plangger (69. Robert Kristofic). SpVgg Freudenstadt: Lukas Betz, Daniel Ruoff (72. Dario Schmidt), Pascal Fahrner, Simon Spissinger, Robert Ruoff, Kevin Braun, Gerhard Melewzik, Karl Kling (66. Gerhard Boos), Fabio Weimer, Simon Schau (83. Ümit Dagistan), Matthias Weimer. Zuschauer: 120. - Schiedsrichter: Matthias Zettler (Bodnegg).

Tore: 0:1 (17.) F. Weimer, 0:2 (35.) K. Kling, 1:2 (47.) S. Avramidis, 2:2 (49.) E. Liotti, 3:2 (82.) M. Frick.