Wie geht es mit der Kepler-Werkrealschule weiter? Diese Frage wird heute bei der Informationsveranstaltung zur Schulentwicklung diskutiert. Foto: Alt

Stadtverwaltung lädt zu Informationsveranstaltung ein. Welche Schularten wird es künftig geben?

Freudenstadt - Welche Schularten wird es in Freudenstadt künftig geben? Diese Frage wird heute bei einer Informationsveranstaltung im Kurhaus diskutiert. Eines ist allerdings schon klar: Die Antwort darauf dürfte nach den neuesten Ankündigungen aus dem Kultusministerium nicht einfach sein.

Es ist der Startschuss für die sogenannte regionale Schulentwicklung, der heute um 19 Uhr im Kienbergsaal des Kurhauses fällt, und es ist der Einstieg in einen voraussichtlich langen Prozess. Ausgelöst wird er durch die Schülerzahlen an der Werkrealschule. Dort gibt es zwar im Augenblick mit 35 Anmeldungen für Klasse fünf noch zwei Eingangsklassen und damit stabile Verhältnisse, doch die Betonung liegt auf »noch«. Denn wie im landesweiten Trend ist auch in Freudenstadt für diese Schulart mit sinkenden Anmeldezahlen zu rechnen – durch mangelnde Akzeptanz bei den Eltern und durch die demografische Entwicklung.

Bereits Mitte November hatte Oberbürgermeister Julian Osswald daher angekündigt, das Thema Schulentwicklung in Freudenstadt mit den Betroffenen – Lehrern, Schulleitern, Eltern und den Experten der Schulbehörde – zeitnah bei einer Informationsveranstaltung aufzugreifen.

Osswalds Ziel: ein möglichst passgenaues Konzept für die Schulentwicklung der Stadt zu schneidern, und zwar bevor der Werkrealschule wegen mangelnder Anmeldezahlen die Schließung durch die Schulbehörde drohen könnte. Das wäre dann der Fall, wenn die Werkrealschule zwei Jahre in Folge weniger als 16 Anmeldungen für die Eingangsklasse hätte.

Zur möglichst langfristigen Sicherung der Schule favorisieren daher sowohl die Stadtverwaltung als auch die Werkreal- und Realschule eine Zusammenarbeit in Form einer Verbundschule. Werkreal- und Realschule wären dabei zwar als eigenständige Schularten erhalten, würden aber unter dem Dach einer gemeinsamen Schulleitung kooperieren. Das allein wäre wegen der räumlichen Trennung der Falkenrealschule in der Bahnhofstraße und der Werkrealschule in der Nordstadt schon nicht ganz einfach geworden. Mit seinen jüngsten Plänen zur »Weiterentwicklung der Realschule« hat Kultusminister Andreas Stoch (SPD) den Freudenstädter Schulplanern allerdings noch einen weiteren Stein in den Weg gelegt.

Nach Stochs Plänen sollen Realschulen künftig sowohl die Mittlere Reife als auch den Hauptschulabschluss eigenständig anbieten können. Dazu will der Kultusminister noch vor der Sommerpause das Schulgesetz ändern und an den Realschulen in Baden-Württemberg die Klassen fünf und sechs als Orientierungsstufe einführen. Ab Klasse sieben sollen die Schüler dann auf unterschiedlichen Niveaustufen entweder Richtung Hauptschulabschluss (Grundniveau) oder zur Mittleren Reife (mittleres Niveau) geführt werden.

Voraussetzungen gründlich geändert

Wenn aber die Realschule künftig sowohl den Hauptschul- als auch den Realschulabschluss anbietet, werden die Eltern ihr Kind dann überhaupt noch für die Werkrealschule anmelden? Diese Frage dürfte gerade allen Beteiligten der städtischen Schulentwicklung unter den Nägeln brennen.

»Wir sind in intensiven Beratungen mit der Stadtverwaltung«, sagt Stefanie Maier, Schulleiterin der Falkenrealschule Freudenstadt auf Anfrage. Durch Stochs Ankündigungen zur »Weiterentwicklung der Realschulen« hätten sich die Voraussetzungen allerdings gründlich geändert. Ursprünglich hätten alle Beteiligten gehofft, die Werkrealschule als eigenständigen Bildungsgang im Verbund erhalten zu können, so Maier. Das sei durch die geplanten Neuerungen aus Stuttgart jetzt allerdings schwieriger geworden.

Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt: »Es wäre schade für die Stadt und schade für die Schüler, wenn die wertvolle Arbeit der Werkrealschule verloren ginge, deshalb hoffe ich, dass uns diese Kompetenzen – gerade auch bei der Unterstützung der Schüler – erhalten bleiben«, so die Realschulrektorin.

Das hofft wohl auch Petra Weinbrecht, Leiterin des Amts für Bildung, Familie und Sport bei der Stadtverwaltung: Die Werkrealschule in Freudenstadt sei eine gute Schule, betont sie, hält es aber dennoch für fraglich, ob bei den politischen Vorgaben der Verbund langfristig Erfolg haben wird. Weinbrechts Hoffnung für das Wahlverhalten der Eltern ruht auf den passgenauen Bildungsangeboten der Werkrealschule: Die Realschule habe eine vergleichsweise heterogene Schülerschaft, deshalb sei es durchaus möglich, dass sich Eltern sehr bewusst für die Werkrealschule entscheiden, so die Amtsleiterin. Die Schullandschaft stehe in Baden-Württemberg vor einem großen Umbruch, sagt Weinbrecht, doch noch sei vieles offen: Bislang seien die Ankündigungen Stochs lediglich ein Pressetext und kein Gesetzestext, deshalb gehe man die Sache in Freudenstadt auch wie geplant offen an: »Wir wollen in der breiten Diskussion mit der Bevölkerung ein möglichst repräsentatives Stimmungsbild einholen, damit wir wissen, welches schulische Angebot sich Eltern, Lehrer und Schulleiter in der Stadt wünschen«, sagt sie.

Für den heutigen Mittwoch hoffen Weinrecht und Maier daher auf ein möglichst großes Publikum im Kienbergsaal. »Das Thema ist wichtig und wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen«, meint Petra Weinbrecht. Und Realschulleiterin Stefanie Maier, die eine gewisse Verunsicherung bei den Grundschuleltern ausgemacht hat, hofft nun, dass die Veranstaltung mehr Klarheit in die für Eltern oft verwirrende Bildungspolitik bringt: »Immerhin bekommen die Zuhörer heute Informationen aus erster Hand und haben die Möglichkeit, ihre Frage direkt zu stellen«, meint die Schulleiterin.