Der Ball als ständiger Begleiter: Auch wenn Matthias Schöck aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit immer weniger Zeit hat – dennoch hat er seine Liebe zum Fußball nie verloren. Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder-Bote

FußballDer Mötzinger Matthias Schöck gilt nächstes Jahr bei der Wahl eines neuen WFV-Präsidenten als heißer Kandidat

Von Tim Geideck

In Mötzingen war einst der Strafraum sein Hoheitsgebiet, künftig könnte es ganz Württemberg sein: Bei der Wahl des neuen WFV-Präsidenten im Mai 2015 gilt Matthias Schöck als heißester Kandidat für die Nachfolge von Herbert Rösch.

Matthias Schöck und Fußball – was heute untrennbar zusammengehört, hätte um ein Haar gar nicht zusammengefunden. Mit fünf Jahren wurde er von einem Jugendtrainer des SV Mötzingen im Garten beim Fußballspielen beobachtet und spontan ins Training eingeladen. Doch der kleine Stepke lehnte dankend ab. "Da kam damals abends irgendetwas im Fernsehen, was ich unbedingt sehen wollte", muss Schöck heute grinsen. Er ging trotzdem ins Training.

Inzwischen führt beim Württembergischen Fußballverband kaum ein Weg an ihm vorbei. Seit fast zwei Jahrzehnten geht er in der Stuttgarter Geschäftsstelle ein und aus, selbst in der Machtzentrale des DFB an der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise ist er bestens bekannt. Seit 1994 bringt sich Schöck ehrenamtlich beim WFV ein, seit 2009 ist er sogar Schatzmeister und damit Präsidiumsmitglied des Verbands. Auch bei seinem Heimatverein übernahm er früh Verantwortung und wurde bereits als 17-Jähriger zum Jugendleiter des SV Mötzingen gewählt. Da war es längst egal, was abends im Fernsehen läuft.

Nur eines hat Schöck nie kennengelernt: das Spielfeld jenseits des Strafraums. Schon sein Vater Dieter war Torwart beim SV Mötzingen. Da war es klar, dass sich auch der Sohnemann zwischen die Pfosten stellt. "Ich habe tatsächlich keine einzige Spielminute als Feldspieler verbracht", sagt Schöck und gibt zu: "Ich habe gewisse Defizite beim Fußballspiel." Er macht keinen Hehl daraus, dass er so ziemlich das genaue Gegenteil von einem Manuel Neuer ist, der sich beim WM-Sieg in Brasilien als moderner, mitspielender Torwart ausgezeichnet hat. Schöck lacht: "Als die Rückpassregel eingeführt wurde, war das für mich ein harter Schlag."

Als Keeper, der sich stets in Eins-gegen-eins-Situationen und mit einer hohen Reaktionsschnelligkeit ausgezeichnet hat, war er für den SV Mötzingen dennoch unerlässlich. Sein erstes Spiel: ein 21:0-Sieg in der E-Jugend gegen den SV Rotfelden auf dem alten Mötzinger Hartplatz. Schöck: "Ich hatte nur drei oder vier Ballkontakte. Nach dem Spiel habe ich gedacht: Toll, wenn das so weitergeht."

"Hildrizhausen ist mittlerweile mein Lebensmittelpunkt"

Zwei weitere Spiele bleiben dem heute 40-Jährigen, der nie ein anderes Trikot als das des SV Mötzingen getragen hat, ganz besonders in Erinnerung: Sein allererster Einsatz bei den Aktiven gegen den 1.FC Altburg, als er acht Wochen nach Saisonbeginn als bis dato Ersatzkeeper zum ersten Mal – sichtlich nervös – in der Startformation stand. Und ein Bezirksliga-Abstiegsspiel gegen den TSV Haiterbach, das der SV Mötzingen verlor – auch aufgrund eines Torwartfehlers. "Das ging ganz klar auf meine Kappe. Richtig bitter. Diese Situation habe ich noch heute vor Augen", ärgert sich Schöck, als sei es gestern erst passiert. An die Zeit beim SV Mötzingen denkt er jedoch gerne zurück: "Die wird mir immer in schöner Erinnerung bleiben. Das war eine Truppe, die sehr gut zusammengepasst hat. Die Kameradschaft hat auch über den Sport hinaus eine große Rolle gespielt."

Im März 2002 endete diese Zeit. Schöck kandidierte für das Bürgermeisteramt in Hildrizhausen und verließ daher den SV Mötzingen, mitten in der Saison. Sportlich kein Weltuntergang, denn im Kader standen damals drei Torhüter. Der Diplom-Verwaltungswirt gewann die Wahl und ließ sich mit seiner Familie endgültig in Hildrizhausen nieder. Bis heute ist er zwar Mitglied beim SV Mötzingen und auch beim Förderverein Blau-Weiß, bei dem er Gründungsmitglied war, betont jedoch: "Hildrizhausen ist jetzt mein Lebensmittelpunkt."

Sein Engagement abseits des Sportplatzes blieb davon unberührt. Bereits 1994 wurde Schöck Referent für die Talentsuche und -förderung im Fußballbezirk Böblingen/Calw. Einer der vier Bezirkstrainer, deren Arbeit er mit seinen gerade einmal 21 Jahren koordinierte, hieß Karl-Heinz Nörrlinger – er ist inzwischen sein Schwiegervater. 1997 wurde Schöck zum Beisitzer des WFV-Jugendausschusses gewählt, 1999 zum stellvertretenden Verbandsjugendleiter, seit 2009 ist er Mitglied im Aufsichtsrat der WLSB Service GmbH. 2009 wurde er schließlich Schatzmeister des WFV, vergangenes Jahr zudem Mitglied der DFB-Revisionsstelle. Alles ehrenamtliche Aufgaben, die Schöck sehr reizen: "Diese Schritte habe ich nie bereut."

Dass Schöck die Karriereleiter so steil nach oben klettern konnte, hat er auch seinen Mötzinger Wurzeln zu verdanken. "Bei größeren Vereinen ist es sicherlich nicht so einfach möglich, schon als A-Jugend-Spieler Jugendleiter zu werden", unterstreicht der Vater von zwei Kindern. Und auch beruflich war seine Heimatgemeinde im Gäu wegweisend: Das Mötzinger Rathaus gilt als Bürgermeisterschmiede, in den letzten 20 Jahren wurden gleich fünf frühere Mitarbeiter in verschiedenen baden-württembergischen Kommunen zum Schultes gewählt. Schöck, der 1996 und 1998 auf dem Mötzinger Rathaus arbeitete und dabei die Praxisphasen seines Studiums absolvierte, ist einer davon.

Über neue Aufgaben hält sich Matthias Schöck noch bedeckt

Mit dem WFV-Verbandstag im Mai 2015 in Sindelfingen könnte für den 40-Jährigen der nächste große Schritt folgen. Der amtierende WFV-Präsident Herbert Rösch (70) kündigte schon 2012 an, dort sein Amt zur Verfügung zu stellen. Der Verband klopfte an Schöcks Tür und will ihn als Nachfolger haben. Der Hildrizhauser Bürgermeister erbat sich Bedenkzeit – und sagte zu. Seine Wahl gilt als sicher.

Noch hält sich Schöck bedeckt, wenn man ihn auf seine womöglichen neuen Aufgaben anspricht. Er will die Wahl erst abwarten. Klar ist aber: "Mein Verantwortungsbereich wird sich dann ändern. Und der zeitliche Aufwand. Ich bin da aber sehr zuversichtlich, weil auch Herbert Rösch in seinen Anfangsjahren parallel Oberbürgermeister in Ostfildern war." Sein Hauptaugenmerk möchte Schöck auch als WFV-Präsident weiter auf sein Hauptamt als Bürgermeister legen, allerdings: "Ich werde hier in Hildrizhausen eventuell nicht mehr bei jeder Hauptversammlung und bei jeder Hocketse präsent sein können."

Eines aber vermisst Schöck auch ohne WFV-Präsident zu sein: seinen Strafraum. "Das Fußballspielen fehlt mir schon ein wenig", sagt er. "Die AH vom TSV Hildrizhausen fragt immer wieder bei mir an. Und ich muss sagen: Es würde mich reizen."