Mannschaftsgold und Einzelsilber holte Michael Jung mit fischerRocana im Vorjahr bei der WM in der Normandie (unser Bild), jetzt feierte das Paar seinen nächsten großen Erfolg bei der Viersterne-Prüfung in den USA. Foto: Langsdon

34-Jähriger gewinnt Viersterne-Langprüfung der FEI Classics auf seinem WM-Pferd fischerRocana.

Michael Jung und Lexington, das passt. Rund viereinhalb Jahre nach seinem ersten Einzelsieg bei einer Vielseitigkeits-Weltmeisterschaft hat der 32-Jährige mit fischerRocana in der Hauptstadt des US-Bundesstaats Kentucky auch die renommierte Viersterne-Langprüfung für sich entscheiden können.

Nach einer dramatischen Entscheidung am Schlusstag belegte er mit La Biosthetique Sam zudem noch den dritten Platz.

Dass die beiden derzeitige Paradepferde des Altheimer Stalls die bereits mit einigem Vorlauf angetretene lange Anreise und Quarantäne gut überstanden hatten, zeigte sich bereits im Vorfeld in der Verfassungsprüfung für die knapp 90 angetretenen Teilnehmer, von denen letztlich etwas mehr als 63 den Wettbewerb beendeten. Gleich am ersten Dressurtag unterstrich dabei der Doppel-Olympiasieger aus Horb seine Ambitionen, als er auf fischerRocana mit 39,3 Strafpunkten aus dem Viereck ritt und damit das Zwischenklassement erst einmal anführte.

Nur drei Reiter konnten diese Marke am zweiten Tag noch einmal unterbieten. Das gelang zum einen Michael Jung selbst, der auf seinem WM-Goldpferd Sam mit 36,3 Punkten damit zusammen mit dem Neuseeländer Tim Price auf Wesko die Spitze übernehmen konnte. Noch in Schlagdistanz blieb der Vorjahressieger William Fox-Pitt, der für seinen Vortrag mit Bay My Hero mit 38,5 Punkten und Platz drei belohnt wurde.

Der erneut hoch gehandelte Brite war dann der große Verlierer des anspruchsvollen Geländeritts, an dessen 29 Hindernissen bei regnerischen Verhältnissen nicht weniger als 25 Paare die Segel streichen mussten. 8,40 Strafpunkte wegen einer deutlichen Überschreitung der vorgegebenen Zeit von elf Minuten kassierte Fox-Pitt und fiel damit auf Platz vier zurück. Und das bereits vorentscheidend, denn von den beiden Konkurrenten leistete sich nur Michael Jung mit dem Routinier Sam minimale 0,4 Fehlerpunkte wegen der denkbar knapp um eine Sekunde verpassten Zeitvorgabe. Mit fischerRocana überwand er alle Hindernisse schnell und fehlerfrei und rückte damit auf Platz drei in die doppelte Lauerstellung hinter dem mit einer ebenfalls tadellosen Leistung nach Dressur und Gelände mit Wesko führenden Tim Price vor.

Der hatte beim abschließenden Parcoursspringen im bis auf den letzten Platz gefüllten Kentucky-Horse-Park damit alle Trümpfe in der Hand, hätte ein Null-Fehler-Ritt doch auf jeden Fall den Sieg bedeutet. Bei jetzt wieder blauem Himmel verfolgte er zunächst die Ritte der Konkurrenz, unter der sich Philipp Dutton auf Fernhill Cubalawn nach einer Aufholjagd als letztlicher Gesamt-Fünfter (54,1) hinter William Fox-Pitt (46,9) die US-Vielseitigkeitsmeisterschaft sicherte.

Mit seinem WM-Pferd fischerRocana war Michael Jung in der Rolle des Angreifers. Sicher und ruhig überwand er alle Hindernisse, nie bestand auch nur die Gefahr eines Springfehlers. Auch die einigen Kontrahenten zum Verhängnis gewordene Dreifache Kombination war für den amtierenden Einzel-Vizeweltmeister und Mannschaftsweltmeister kein Problem, der nach 82 Sekunden auch in der vorgegebenen Zeit und mit der Siegerfaust die Ziellinie überritt.

Gleich darauf musste Michael Jung noch einmal in den Sattel steigen, denn als vorletztes Paar des Wettbewerbs war der Altheimer mit La Biosthetique Sam an der Reihe. Ungewöhnliche zwei Springfehler ließen allerdings seine Hoffnungen auf einen erneuten Erfolg in Lexington zusammen mit Sam platzen; Platz drei war mit 44,7 Minuspunkten dennoch sicher.

Und dann folgte der Auftritt von Tim Price, der anfangs mit Wesko keine Schwächen erkennen ließ. Dann aber leisteten sich beide doch noch einen aus Sicht des Neuseeländers verhängnisvoller Fehler, der ihm bei damit 40,3 Minuspunkten den Sieg kostete. Der erste Erfolg eines deutschen Reiters beim Viersterne-Klassiker, einem von weltweit nur sechs Wettbewerben dieser höchsten Vielseitigkeits-Kategorie und der FEI Classics, war perfekt. Auf einen Start beim nächsten Wettbewerb dieser Serie, den Badminton Horse Trials vom 6. bis 10. Mai, hatte Michael Jung bereits im Vorfeld zugunsten der Teilnahme in Lexington verzichtet. Er wird nach seiner Rückkehr gleich nach Mannheim zum großen Maimarkt-Turnier weiter reisen. Dort startet er in der Großen Tour der Springreiter als ein baden-württembergischer Vertreter zusammen mit dem Weltcup-Finalisten Hans-Dieter Dreher, Niklas und Leonie Krieg sowie Timo Beck.