Die Backstube in Dornstetten auf Vordermann gebracht. Foto: Schwark

Große Hilfsbereitschaft: Familie Knörzer kann wieder arbeiten. Zwei Filialen öffnen diese Woche wieder.

Freudenstadt - Nach dem Brand in der Backstube der Bäckerei Knörzer in Freudenstadt erfuhr der Inhaber große Hilfsbereitschaft, so dass bald wieder Backwaren produziert werden konnten.

Die Koffer waren gepackt. Jochen Knörzer freute sich am Abend des Neujahrstags mit seiner Familie auf entspannte Tage beim Skilaufen. Es sollte anders kommen. Als sein Sohn Sachen zum Auto tragen wollte, entdeckte er Rauch in der Backstube. Sofort wurde die Feuerwehr alarmiert, die nach wenigen Minuten am Einsatzort war.

Die Familie Knörzer konnte sich noch selbst aus dem Gebäude in Sicherheit bringen. Bereits zehn Minuten später war es von beißendem Rauch durchdrungen, der sich durch das Schmelzen von Kunststoff entwickelte. Knörzer ist dankbar, dass die Feuerwehr den Brand rasch unter Kontrolle hatte. "Dies hat Schlimmeres verhindert", ist er sich sicher.

Die genaue Brandursache ist noch nicht geklärt. Sie wird noch durch Experten untersucht. Die Schadenshöhe wird inzwischen auf über eine Million Euro geschätzt. Durch die starke Rauchentwicklung wurde auch das Wohnhaus unbewohnbar. Doch dann erlebte die Familie Knörzer, was das Wort Freundschaft bedeutet. "Wir sind mit der ganzen Familie vom meinem besten Freund aufgenommen worden", schildert Knörzer.

"So leben wir derzeit in einer gut funktionierenden Wohngemeinschaft", so der Bäckermeister, der trotz des Brandes sein Lächeln nicht verloren hat. Da die Backstube komplett ausbrannte, musste schnellstmöglich eine Lösung geschaffen werden, wie man zumindest Lieferkunden und Hotels weiter mit Backwaren beliefern kann.

Arbeitsplatz der Mitarbeiter soll gesichert bleiben

Die Bäckerei Steiner in Dietersweiler, die eine Woche Urlaub machte, überließ den Knörzers ihre Backstube. So wurde bereits ein Tag später wieder für die Hotels gebacken. "Wir haben eine extreme Solidarität erlebt, auch außerhalb von Freudenstadt", sagt Knörzer. Viel Hilfestellung erhielt er auch von Bäckerkollegen in und um Freudenstadt, die in großer Zahl und ohne Konkurrenzgedanken selbstlos Backwarenlieferungen anboten.

Voraussichtlich erst in einem halben Jahr wird die Backstube in der Bahnhofstraße wieder in Betrieb gehen können. Geplant ist, dass es noch vor den Sommerferien klappt. Besser sieht es mit den Verkaufsräumen der Bahnhofstraße aus. Man hofft, Anfang März die Kunden wieder mit Backwaren versorgen zu können.

Möglich wird dies, da in Dornstetten eine Ausweichbackstube in der Hauptstraße gefunden wurde. Diese stand eineinhalb Jahre leer, nachdem Besitzer Lenk die Bäckerei geschlossen hatte.

Seit Juli 2015 hatte die Bäckerei Knörzer im selben Gebäude eine Filiale eröffnet. Seit 2. Januar ist Bäckermeister Knörzer nahezu rund um die Uhr am Organisieren, um Leihmaschinen zu besorgen und Handwerker zu aktivieren. Schließlich gilt es, den 35 Mitarbeitern weiterhin einen Arbeitsplatz zu sichern. Jochen Knörzer hat eine gute Botschaft: "Jeder behält seinen Arbeitsplatz, wird aber vorübergehend je nach Bedarf verplant."

Am vergangenen Samstag waren alle 35 Mitarbeiter an drei verschiedenen Standorten im Einsatz. Auch Ehefrau Nicole Knörzer und die drei Kinder halfen fleißig mit. In Dornstetten waren die Handwerker aktiv, während Mitarbeiter die Backstube auf Vordermann brachten. Schon am Tag darauf wurde das erste Brot aus dem Backofen geholt.

Ab 15. Januar hofft die Familie Knörzer in Freudenstadt die Filiale an der Hirschkopfstraße 15 wieder zu beliefern und ebenfalls die Filiale in der Hauptstraße 4 in Dornstetten. Da die Backstube in Dornstetten deutlich kleiner als in Freudenstadt ist, wird es ein kleineres Produktangebot geben. Doch das größte Projekt steht der Bäckerei noch bevor. Im Schwarzwald enter in Freudenstadt muss das neue Geschäft im Rewe-Markt bis zur Eröffnung am 11. Februar bestückt werden. Knörzer ist jedoch ein Mann der nach vorne blickt. "Mann muss in so einem Fall über seinen Schatten springen, sonst geht es nicht weiter", sagt er zuversichtlich.