Russisches Trio Clarinet Plus bietet vorzüglichen Kammermusikabend in der Martinskirche / Als Dank lang anhaltender Applaus

Von Dieter Braun

Freudenstadt. Die Martinskirche bot den Rahmen für einen exquisiten Kammermusikabend unter dem Titel "Brillante Romantik".

Das Trio Clarinet Plus mit Natalia Movchan (Klavier), Andrey Chernov (Klarinette) und Alexander Gorbatschow (Klarinette, Bassklarinette und Saxofon) spielte in unterschiedlichen Besetzungen Werke bekannter und weniger bekannter Komponisten.

Die Musiker stammen alle aus Russland und erhielten dort ihre musikalische Grundausbildung. Deren hoher Standard zeigte sich in der perfekten Beherrschung der Instrumente. Abgerundet wurden die Studien an den Musikhochschulen in Karlsruhe und Freiburg. Neben ihrer nationalen und internationalen Konzerttätigkeit arbeiten sie heute im musikpädagogischen Bereich.

Das Konzert wurde eröffnet mit Ludwig van Beethovens 1797 entstandenem Trio B-dur, op. 11, das wegen des Variationenthemas im letzten Satz als "Gassenhauer-Trio" bekannt ist. Die ursprüngliche Besetzung ist für Klarinette, Klavier und Violoncello. Im Konzert wurde die Cellostimme von der Bassklarinette übernommen, was eine ungewohnt aparte Klangfarbe zur Folge hatte. In den Ecksätzen wurden zügige Tempi angeschlagen, was insbesondere den virtuos angelegten Klavierpart betonte, mit dem sich Beethoven als junger Pianist dem Wiener Publikum präsentieren wollte.

Im Jahr 1860 entstand das Solo de concert, op. 74, für Alt-Saxofon und Klavier von Jean-Baptiste Singeleé (1812 – 1875). Er war mit Adolphe Sax, dem Erfinder des Saxofons befreundet. Für diesen komponierte Singeleé zahlreiche Stücke für Prüfungswettbewerbe, in denen vor allem die virtuosen Möglichkeiten des damals neuen Instruments aufgezeigt wurden. So stand auch im Konzert dieser Aspekt im Vordergrund, den Alexander Gorbatschow souverän meisterte. Dem Klavier ist dabei eine eher begleitende Rolle zugedacht.

Felix Mendelssohn Bartholdy komponierte sein Konzertstück Nr. 2 d-moll, op.114, für zwei Klarinetten und Klavier im Jahr 1833. Die Klarinettisten boten eine gute Klangverschmelzung untereinander und mit dem ebenfalls virtuos angelegten Klavierpart. Dem Ensemble gelang in dem witzig-charmanten Stück eine überzeugende Steigerung von der schnellen Einleitung über eine wiegende Pastorale bis zum rasanten Finale.

Frédéric Chopins Nocturne cis-moll, op. posth., aus dem Jahr 1827 trägt die Tempobezeichnung Lento con gran espressione. Leider folgte der recht betagte Flügel klanglich nicht völlig dem Ausdruckswillen der Pianistin, sodass das eine oder andere Detail unterging.

In dem Trio a-moll, op. 114, für Klarinette, Klavier und Violoncello von Johannes Brahms übernahm wieder die Bassklarinette die Cellostimme. Die von Brahms beabsichtigte Klangbalance schien durch diese Maßnahme doch etwas beeinträchtigt. Dennoch war dem Stück vor allem im Klavier der brahms-typische vollgriffige Satz anzuhören.

Ein Leckerbissen der besonderen Art war Iwan Müllers (1786 – 1854) Bearbeitung der Cavatine der Rosina "Una voce poco fa" aus Rossinis Oper "Der Barbier von Sevilla". Ist bereits der Gesangspart mit großen Tonsprüngen und schnellen Koloraturen auf Virtuosität angelegt, so steigert sich die Adaption ins nahezu Unspielbare. Andrey Chernov meisterte jedoch die enormen Schwierigkeiten souverän und gab so eine überzeugende Probe seines Könnens.

Franz Liszts Konzertetüde "Gnomenreigen" aus dem Jahr 1862 gehört zu den spieltechnisch anspruchsvollsten Werken der Klavierliteratur. Mehr noch als bei Chopins Nocturne geriet der Flügel über die Grenzen seiner Möglichkeiten. Umso bewundernswerter war Natalia Movchans Leistung, diesem eigentlich ungeeigneten Instrument eine höchst eindrucksvolle Darbietung der irrwitzigen Klangkaskaden zu entlocken.

Den Abschluss bildete Michael Glinkas (1804 – 1857) Trio Pathétique d-moll, im Original für Klarinette, Fagott und Klavier. Auch hier übernahm die Bassklarinette die Fagottstimme, was der schwelgerischen Grundstimmung der Komposition keinen Abbruch tat. Vielmehr war das russische Trio ein fast idealer Interpret der Musik seines Landsmanns. Es dankte für den begeisterten und lang anhaltenden Beifall mit einer romantisch-träumerischen Zugabe von Astor Piazzolla.