Max Kappler von den Fliegerfreunden Freudenstadt startet mit der Tonfrau in der ASK-13 4657 zu einem Flug. Foto: Schwark

Dreh-Team filmt Starts auf Fluggelände. Darsteller Bernd Tauber war schon bei "Das Boot" dabei.

Freudenstadt-Musbach - "Frühschicht" hieß es jüngst um 4 Uhr für mehrere Mitglieder der Fliegergruppe Freudenstadt. Denn für 5 Uhr früh hatten sich Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg zu Dreharbeiten für ihr Filmprojekt "Die längste Zeit" angekündigt.

 Der etwa 20-minütige Kurzspielfilm wurde in den vergangenen Tagen an mehreren Orten im 16-Millimeter-Format gedreht. Hauptdrehort ist dabei der Wersteinerhof in Faschingen. Auf dem Segelflugplatz Musbach wurde ein Windenstart gedreht: Schauspieler Bernd Tauber schleppte in der Rolle des Vaters Johan seinen Sohn Theo mit der Seilwinde.

In einer weiteren Einstellung suchte Mutter Tekla, dargestellt von Cornelia Heyse, verzweifelt auf dem leeren Flugplatz ihren Sohn. Als Requisite diente Sven Gielnik, der Regie führte, anfangs ein mystischer Blick in den Morgenhimmel, an dem noch die Mondsichel und die hell leuchtende Venus stand. Weiter benötigte die Crew die Egger-Startwinde und ein Segelflugzeug der Freudenstädter Flieger für den Startvorgang. Für Musbach hatte sich das Team mit Kameramann Christoph Schwarz entschieden, da das Fluggelände sich mit seiner stillen Weite ideal für die geplante Einstellungen nach dem Sonnenaufgang zeigte.

Die Handlung des Films hat etwas Mystisches. Vater und Sohn sind beide Flieger. Seit Tagen fliegt Sohn Theo mit dem Segelflugzeug über das Gehöft seiner Eltern hinweg. Vater und Mutter gehen auf unterschiedlichste Weise damit um. Von einem der Flüge kehrt Theo nicht zurück. Während Mutter Thekla sicher ist, das Theo verschwunden ist, weigert sich Johan, ein Unglück in Betracht zu ziehen. Das sorgt nach und nach für eine beklemmende Stimmung.

Warten auf den verschwundenen Sohn

Die Situation auf dem Hof droht zu eskalieren. Der Film spricht die subjektive Stimmung und Wahrnehmung der Zeit an. "Der eine fühlt sie länger als der andere. Oft hängt es mit der Verfassung des jeweiligen Gemütszustands zusammen, wie Zeit empfunden wird. Johan und Thekla belegen im Film, dass es zweierlei Möglichkeiten gibt, sich der Zeit zu stellen. Johan hofft und verheißt der Zeit ihr Gutes, während Thekla sich ihr mit aller geistigen wie körperlichen Gewalt entgegenstellt", heißt es in der Beschreibung des von Esther Busch und Ludwig Meck produzierten Film.

Axel Reich, der Vorsitzende der Fliegerfreunde, freute sich, dass sich das Filmteam für Musbach als Drehort entschieden hatte. Als Windenfahrer war Max Kappler vor Ort, um mit dem Team zusammenzuarbeiten. Erstmals an deisem morgen erhob sich der Discus CS des Vereins, gesteuert von Walter Koch, um 5.25 Uhr an der Winde. Insgesamt waren acht Flüge notwendig, bis alle Einstellungen im Kasten waren.

Die Piloten erlebten als Statisten dabei selbst einige wunderbare Augenblicke – denn nicht jeden Tag fliegt man der aufgehenden Sonne in absolut stiller und lauer Luft entgegen. Während unten der hektische Berufsverkehr einsetzte, schwebten sie lautlos dahin. Wie eine Märklin-Eisenbahn konnten sie den Frühzug nach Eutingen verfolgen, als dieser im leuchtenden Rot die drei großen Viadukte zwischen Freudenstadt und Dornstetten überquerte.

In Hauptrollen sind Profis am Werk

Die fünf Mitglieder der FG Freudenstadt verfolgten die Arbeit der Film-Studenten aufmerksam. Bis ins kleinste Detail und mit großer Geduld wurde immer wieder Szene auf Szene gedreht. Mit Bernd Tauber und Cornelia Heyse hat das Team zwei Profis dabei. Tauber wirkte im Film "Das Boot" mit, ebenso in mehreren TV-Serien und Tatorten. In der Theaterwelt ist Cornelia Heyse bekannt, sie übernahm gelegentlich auch Film- und Fernsehrollen.