Vertreter der Geschäftsleitung, der Mitarbeiter und des Betriebsrats der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH demonstrierten am Mittwochmittag vor dem Stadtbahnhof gegen das geplante Krankenhausstrukturgesetz. Foto: Schwenk

Auch Geschäftsleitung und Betriebsrat der KLF gehen gegen geplantes Bundesgesetz auf die Straße.

Freudenstadt - Mittwochmittag, fünf vor zwölf: Zu symbolträchtiger Uhrzeit setzt sich am Freudenstädter Krankenhaus ein Protestzug in Richtung Stadtbahnhof in Bewegung. Etwa 150 Angestellte aller Bereiche der KLF, der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH, gehen gemeinsam auf die Straße.

Die einzige Ausnahme bildet die Ärzteschaft, deren Vertreter kurzfristig verhindert war. Anlass ist die "Aktive Mittagspause", eine bundesweite Aktion gegen das geplante Krankenhausstrukturgesetz, kurz KHSG.

Das liegt Geschäftsleitung, Mitarbeitern und Betriebsrat gleichermaßen schwer im Magen. Warum, das erklären Betriebsratsvorsitzender Jörg Marx und der kaufmännische Leiter der KLF, Martin Vitzithum. Letzterer kritisiert: Das KHSG gebe lediglich vor, die Qualität der medizinischen Versorgung und die Patientensicherheit verbessern zu wollen. Tatsächlich werde es die finanzielle Unterversorgung der Krankenhäuser noch verschlimmern, fürchtet Vitzithum.

Dabei drückt der Schuh bei der KLF bereits jetzt. Etwa bei der Notfallversorgung. "Ein riesiges Drauflegegeschäft", lautet das Fazit des kaufmännischen Leiters. Oder in Sachen Hygienevorschriften. Die, sagt Vitzithum, seien in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft worden. "Und das ist auch gut so. Das dient ihrer Sicherheit und meiner." Allerdings brauche es für die Umsetzung dieser Vorschriften mehr Personal: "Dazu braucht es Hygienefachkräfte, Krankenhaushygieniker", meint Vitzithum. Doch mehr Personal heißt für die KLF: höhere Kosten.

Krankenhausreform stellt falsche Weichen

Und die müssen abgedeckt werden. Doch gerade in diesem Punkt, monieren Vitzithum und Marx, stelle die geplante Krankenhausreform die falschen Weichen. Denn anstelle einer soliden Gegenfinanzierung des Personalbedarfs oder der Investitionen in neue Medizintechnik setzte die Reform an vielen Stellen den Rotsift an. Und strafe Krankenhäuser, die die Qualitätsanforderungen nicht erfüllten, zu guter Letzt auch noch finanziell ab.

Die Folge: Die betroffenen Krankenhäuser müssen Kosten sparen. Und die, sagt der kaufmännische Leiter, ließen sich in personalintensiven Betrieben wie Krankenhäusern eben am ehesten bei den Mitrabeitern erzielen.

Das Personal ist der Schlüssel

Doch ein Stellenabau sei der falsche Weg, warnt er. "Das Personal eines Krankenhauses ist der Schlüssel zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung der Patienten. Einsparungen an dieser Stelle setzen eine verheerende Abwärtsspirale in Gang."

Vor allem vergleichsweise kleine Krankenhäuser im ländlichen Raum wie die KLF mit ihren 350 Betten werden es nach der geplanten Krankenhausreform noch schwerere haben, sagt Vitzithum. "Um das Krankenhaus in Trägerschaft des Landkreises halten zu können, brauchen wir langfristig die schwarze Null. Wann wir die erreichen, können wir aber nicht sagen." Damit dies gelingen könne, müsse die Politik endlich Antworten auf die offenen Kostenfragen finden.

Das kann Jörg Marx von "Verdi" nur unterschreiben. Schon heute fehlen an den Krankenhäusern der Bundesrepublik insgesamt 162.000 Fachkräfte, hat seine Gewerkschaft ausgerechnet. Das, sagt Marx, müsse anders werden.

Weitere Informationen:

www.ihre-krankenhaeuser.de