Eindrücke vom Projekt "Kicken und lesen" auf dem CVJM-Plätzle. Zu Gast waren dabei (Bild links) Niklas Ziegler (links) vom SC Freiburg und Peter Reichert vom VfB Stuttgart. Fotos: Schwark Foto: Schwarzwälder-Bote

Projekt der Baden-Württemberg-Stiftung in Freudenstadt umgesetzt / Freud und Leid zweier Bundesliga-Vertreter

Von Lothar Schwark

Freudenstadt. Strahlende Gesichter auf dem CVJM-Plätzle in der Nordstadt: 16 Jungen der Klassen fünf und sechs der Falkenrealschule trafen sich dort, da ihre Schule von der Baden-Württemberg-Stiftung zum dritten Mal beim Projekt "Kicken und lesen" berücksichtigt wurde.

In den Pfingstferien stehen Teamgeist, Fußballspielen, sowie Lesen an. Welch große Bedeutung das Lesen hat, erfuhren die Teilnehmer von Peter Reichert, Fanbetreuer des VfB Stuttgart und ehemaliger VfB-Profi, der dazu nach Freudenstadt gekommen war. Niklas Ziegler war als Vertreter des SC Freiburg dabei. Er ist beim badischen Fußballclub für die Jugendfernarbeit und Schulkooperation zuständig. Freud und Leid über den Klassenerhalt in der Bundesliga beziehungsweise den Abstieg in die Zweitklassigkeit waren somit auf engstem Raum vereint.

In einer Fragerunde erläuterte Niklas Ziegler Gründe, die seiner Meinung nach den Abstieg besiegelten. "Wir haben zu wenig Tore geschossen, zu viele kassiert und manches Spiel in letzter Minute aus der Hand gegeben", so der Freiburger. Glücklich schätzte sich dagegen Peter Reichert, dessen Verein dem Abstiegsgespenst noch von der Schippe gesprungen ist.

"Wie wird man Fußballprofi?", lautete eine der Fragen. Bereits mit fünf Jahren habe er mit dem Kicken, auf dem Bolzplatz in Oberderdingen angefangen, berichtete Reichert. Mit Talent und Ehrgeiz schaffte er noch mit 17 Jahren den Einstieg beim VfB Stuttgart. Elf Jahre wirkte er dort als Profi. In der Saison 1983/84 wurde er mit dem VfB Deutscher Meister.

Ziegler und Reichert appellierten an die Schüler, die überwiegend über ausländische Wurzeln verfügen, das Lesen als große Chance zu nutzen. Das bringe einen Schatz von Wissen und in der Schule, beim Studium oder im Arbeitsleben wertvolle Vorteile. "Eines unserer Ziele ist es, die Kinder über den Fußball zum Lesen zu bringen", erläuterte Diplompädagoge Bernd Möhrle von der Stiftung Eigen-Sinn, der bei der Falkenrealschule für die Schulsozialarbeit zuständig ist. "Einige Kinder sind erst kurz bei uns", ergänzte Rektorin Stefanie Maier. Durch solche Aktionen werde ihr Zugehörigkeitsgefühl zur Schule verstärkt, was sich in den Leistungen widerspiegle.

Die Schulleiterin bekannte sich als echter Fußballfan. Ein Poster von Hansi Müller habe in der Jugend ihr Zimmer geschmückt, gestand sie. Bücher habe sie im Alter zwischen 15 und 25 Jahren regelrecht verschlungen. Spannend und ganz weit weg vom Alltag, könne man in eine andere Welt eintauchen, berichtete Stefanie Maier.

Als bekennender VfB-Fan stellte sich Oberbürgermeister Julian Osswald vor. Am vergangenen Samstag habe er beim letzten VfB-Spiel beinahe seine Stimme verloren. Bundesliga sei für ihn Pflichtprogramm und zu 80 Prozent gehöre Lesen zu seinem Job, erzählte er.

Nach der Vorstellung der gefertigten Lesebälle der Schüler, die mit Lieblingsvereinen und Spielern gestaltet wurden, machten sich fünf Gruppen daran, um unter dem Thema "Deutschland sucht das Superbuch" fündig zu werden. Im Fokus stand das Land Gambia, für dessen Kinder und Jugendliche eine Trikotsammlung gestartet wurde. Mit einfachsten Mitteln wird dort Fußball gespielt. Die idealen Bedingungen in Freudenstadt wurden mit einer selbst gefertigten Videobotschaft nach Gambia geschickt. Am Projekt wirkten außerdem Fabio Weimer, Auszubildender in der Kinderwerkstatt Eigen-Sinn, und Güven Varol, der bei der Falkenrealschule ein Sozialpraktikum absolviert, mit.