Nur ein kurzes Intermezzo im Trikot der LG farbtex Nordschwarzwald konnte Marcin Blazinski geben. Foto: Görlitz Foto: Schwarzwälder-Bote

LeichtathletikLG farbtex-Neuzugang Marcin Blazinski bis März 2017 gesperrt / Läufer startet Neuanfang in Schramberg

Von Arno Schade

Mit dem deutschen Vizemeistertitel im Crosslauf über die Langstrecke hatte das Sportjahr 2015 für Marcin Blazinski und seinen neuen Verein LG farbtex Nordschwarzwald vielversprechend begonnen. Jetzt sieht sich Trainer Jörg Müller aber unverschuldet mit einem Dopingfall konfrontiert, denn der gebürtige Pole muss wegen dreier verpasster Tests in den Jahren 2013 und 2014 ab sofort eine Sperre von einem Jahr und neun Monaten absitzen.

"Viele Ungereimtheiten" erkennt Müller im Fall des im schlesischen Lubliniec geborenen 27-Jährigen, der erstmals vor vier Jahren in der Laufszene der Region auftauchte. Damals noch im Dress der LG Schramberg und unter den Fittichen des polnisch sprechenden Peter Kapitza, gewann er unter anderem auch mit neuem Streckenrekord den Adventslauf in Weiden.

Wegen der guten Ergebnisse bei seinen Auftritten in Deutschland wurde in der Folge der Langlauf-Bundestrainer Wolfgang Heinig auf Marcin Blazinski aufmerksam, der wechselte auf dessen Empfehlung zu Eintracht Frankfurt und wurde nach der erfolgreichen Einbürgerung im Dezember 2013 auch in den Bundeskader berufen.

Damit begannen aber, so auch sein Anwalt in seinen Ausführungen zum Schiedsgerichtsverfahren bei der nationalen Dopingagentur NADA, die Probleme des der deutschen Sprache nicht mächtigen Blazinski. Der Kontakt zu Peter Kapitza riss ab, in Frankfurt wurde er weder menschlich, noch organisatorisch oder sportlich richtig betreut, heißt es in dem Anwaltsschreiben. Auch die vorherigen finanziellen Zusagen seien nicht eingehalten worden, so dass er ohne Geld in einer Sportschule in der Nähe der Mainmetropole lebte, und daraufhin nach einiger Zeit eine "Flucht zurück nach Polen" antrat.

Offensichtlich in Frankfurt im Umfeld des Bundestrainers auch kein Einzelfall, da im vergangenen Jahr auch Anna Hahner, die einst zu Heinigs Frankfurter Trainingsgruppe gehörte, auf den EM-Start verzichtet, weil sie wegen mangelnder Förderung aus finanziellen Gründen einen lukrativen Herbst-Marathon laufen müsse. Dazu hatten fast zeitgleich die 30 besten deutschen Mittel- und Langstreckenläufer in einem Brief an den DLV scharfe Kritik an Heinig geübt und seine Absetzung gefordert. Unter anderem waren ihm "mangelnde Kommunikationsfähigkeit", "gravierende Interessenkonflikte" und "Kasernenton" vorgeworfen worden, wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung und die FAZ berichteten.

Weil die Unterstützung seitens des Bundestrainers und des damaligen Vereins fehlte, habe Marzin Blazisnki die nach Unterzeichnung der Athletenvereinbarung im Dezember 2013 eingegangene Post vom Deutschen Leichtathletikverband und der Nada nicht verstanden, so der Anwalt weiter.

Die Meldepflichtverstöße, die zu sogenannten "Missed Tests" führten, seien ihm auch heute nicht klar, so dass sie ausschließlich auf die nicht vorhandenen deutschen Sprachkenntnisse von Marcin Blazinski zurückzuführen seien.

In seinem Spruch vom 4. Juni räumt das NADA-Schiedsgericht ein, dass unter Abwägung aller Umstände eine geringfügige Reduzierung der eigentlich in einem Dopingfall vorgesehenen Sperre von zwei Jahren um drei Monate möglich sei. Es bleibe allerdings bei einem schuldhaften Verstoß gegen Anti-Doping-Bestimmungen, da er sich als Mitglied eines Bundeskaders unmittelbar und rasch um das Erlernen der neuen Sprache oder zumindest um Hilfe hätte bemühen müssen.

Frühestens am 4. März 2017 kann der in der offiziellen Mitteilung der Welt-Dopingagentur Wada vom Juni noch unter der Länderbezeichnung Polen geführte Marcin Blazinski wieder in offiziellen Wettbewerben starten, wie der Württembergische Leichtathletikverband auch allen Vereinen mitgeteilt hat. Eine aus Sicht von Jörg Müller auch wegen der dazu gegebenen Begründung etwas unübliche Vorgehensweise, der sich zudem über den gesamten zeitlichen Ablauf der Aktionen wundert.

Erst nachdem die LG farbtex Nordschwarzwald im November nach der Rückkehr des Läufers aus Polen mit Frau und Kind nach Schramberg den Startpass beantragt hatte, und Blazinski sehr erfolgreich die ersten Rennen gelaufen war, sei man seitens des Verbandes und der NADA wieder tätig geworden. "Alle seine Dopingtests sind bisher negativ gewesen, auch die bei den deutschen Crossmeisterschaften", stellt Jörg Müller zudem ausdrücklich fest.

Jetzt gilt es für Marcin Blazinski aber erst einmal beruflich in Deutschland fest Fuß zu fassen. Mit Peter Kapitza an seiner Seite hatte er bereits eine Arbeitsstelle in Aussicht, muss zunächst aber noch einen Deutschkurs absolvieren. Und vielleicht dann in zwei Jahren wieder an Marathonläufe denken.