Mit Martinshorn durch die Ulanenstraße: Diese Praxis des DRK ärgert Anwohner Olaf Knaak. Foto: Schwenk

Anschuldigungen werden zurückgewiesen. Medizinische Notwendigkeit entscheidet über den Einsatz.

Freudenstadt - Missbrauchen DRK-Einsatzkräfte das Martinshorn, um pünktlich in den Feierabend zu kommen? Das vermutet der Freudenstädter Olaf Knaak. Das stimmt so nicht, stellt der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Freudenstadt, Johannes Stocker, klar.

Seit über zwei Jahren lebt Olaf Knaak mit Ehefrau Anne in der Ulanenstraße. Und genau so lange ärgert er sich über die Rettungsfahrzeuge des DRK, die mit lautem "Tatütata" durch seine Straße fahren. Gerade eben ist es wieder soweit. "So geht es schon morgens früh um 5 Uhr los", erzählt Knaak. "Das geht dann bis in die Nacht. An den Wochenenden ist es besonders schlimm." Mehrmals habe er das DRK in dieser Sache kontaktiert, doch die Verantwortlichen hätten abgewiegelt.

Dabei ärgere das Alarmsignal nicht nur ihn, sondern alle Anwohner der Ulanenstraße. Denn Knaak hat folgendes beobachtet: Die DRK-Fahrzeuge sind nicht konstant mit Martinshorn unterwegs. Vielmehr komme die Sirene nur für die Fahrt durch die Ulanenstraße zum Einsatz, werde an der Kreuzung zur Hirschkopfstraße ein- und nach der Einmündung in die Murgtalstraße wieder ausgeschaltet.

Doch woran liegt das? Knaak glaubt den Grund zu kennen: Die DRKler wollten eben pünktlich in die Mittagspause oder in den Feierabend. "Die drücken auf die Tube, um möglichst schnell durchzukommen. Da sitzen Zivis hinterm Steuer. Ich weiß, wie die ticken, ich habe lange genug in einer Behindertenwerkstatt gearbeitet. Das sind junge Leute, die wollen schnell in die Pause."

Stimmt nicht, sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Johannes Stocker. Und liefert eine andere Erklärung: Fahren Rettungsfahrzeuge durch die Ulanenstraße, sind diese entweder auf dem Weg zu einem Einsatz in Baiersbronn oder Kniebis oder kehren von dort ins Kreiskrankenhaus Freudenstadt zurück. Und ein Rettungsfahrzeug braucht im Ernstfall eben schon mal Blaulicht und Martinshorn, um den Patienten zügig zur Hilfe kommen zu können. Über den Einsatz des Martinshorns entscheidet bei der Anfahrt die Einsatzzentrale, bei der Rückfahrt ins Krankenhaus der Notarzt. Einziges Kriterium sei die medizinischen Notwendigkeit, so Stocker.

Ohne Martinshorn ist längeres Warten angesagt

Entscheiden sich die Verantwortlichen für einen Martinshorneinsatz, gibt es nach Gesetzeslage keinen Weg zurück. "Dann sind wir dazu verpflichtet, das Alarmsignal während der gesamten Fahrt einzusetzen", erklärt Stocker. Dass das mit einer Geräuschentwicklung verbunden ist, die nicht jedem schmeckt, weiß man freilich auch beim DRK. Auf Streckenabschnitten, die dies zulassen, lässt die Rettungsorganisation das Martinshorn deswegen auch verstummen. Auf eigenes Risiko, wie Stocker betont: "Kommt es zum Unfall, haften wir voll." Und aus eben diesem Grund könne man bei schwierigen Vorfahrtsregelungen wie der in der Ulanenstraße nicht auf das Martinshorn verzichten.

Die "Vorfahrt achten"-Schilder an den Kreuzungen zur Hirschkopf- und zur Murgtalstraße zeigen an, wo das Problem liegt. Ohne Martinshorn müssten die Rettungswagen sowohl beim Einbiegen in, als auch beim Abbiegen aus der Ulanenstraße anhalten und warten, bis der Kreuzungsbereich frei ist.

Im Einsatz ist das freilich nicht vorstellbar. Im Notfall ginge schlicht zu viel Zeit verloren. "Unsere Leute schauen schon, wo das Martinshorn wirklich gebraucht wird. Bei Vorfahrtsregelungen wie der in der Ulanenstraße können wir aber einfach nicht darauf verzichten", meint Stocker. Und rückt gleich noch ein Missverständnis gerade: "Bei uns fahren keine Zivis, sondern Rettungsassistenten."