Der Taborchor führte mit dem Orchester Capella viavce und mehreren Solisten Händels "Messias" auf. Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Taborchor führt Händels "Messias " in voll besetzter Kirche auf / Gefühlsstarke Rezitative und Arien

Sein 125-jähriges Bestehen feierte der Freudenstädter Taborchor zusammen mit vielen Gästen in der voll besetzten Taborkirche. Quasi als Geschenk führte der Chor den "Messias" von Georg Friedrich Händel auf.

Freudenstadt. Unterstützt wurde der Chor von dem Orchester Capella vivace aus Rottweil, das schon öfter den Chor begleitet hat. Als Solisten hatte der Gesamtleiter und Kirchenmusikdirektor Karl Echle die Sopranistin Christina Wieland aus Berlin, die aus Freudenstadt gebürtige Altistin Livia Kretschmann, den Tenor Martin Erhard aus Speyer und den Bariton Gunnar Frietsch, ebenfalls gebürtiger Freudenstädter, engagiert. Kirchenmusikdirektor Jörg Michael Sander spielte die Continuo-Orgel. Die drei Teile des mehr als zweistündigen Oratoriums behandeln zunächst die Verheißung und Christi Geburt, der zweite Teil befasst sich mit der Passion und der Auferstehung Jesu, der dritte Teil trägt den Titel Erlösung. Prophetische Texte aus dem Alten Testament, Zitate aus dem Korintherbrief, der Epistel an die Römer und schließlich Passagen aus der Offenbarung des Johannes bilden die Grundlage.

Hervorragend aufeinander abgestimmtes Orchester

Zu Beginn des Werks wird die Ankunft des Herrn verkündet. Die Assoziierung des Messias mit pastoraler Metaphorik findet ihren Ausdruck erstmals in der Hirtenszene "Er weidet die Herde einem Hirten gleich" von Alt und Sopran im "Duetto" eindrucksvoll interpretiert. Livia Kretschmann und Christina Wieland trugen das Duett, getragen von dem hervorragend abgestimmten Orchester, innig und klar vor. Den zweiten Teil begann der ausgezeichnet aufeinander abgestimmte Chor sehr feierlich mit den Worten "Seht an, das Gotteslamm" und führte in die beginnende Leidenszeit Christi ein.

Von besonders bewegender Anschaulichkeit erklang das vom Tenor mit kräftiger, enorm ausdrucksstarker Stimme gesungene Arioso "Diese Schmach zerbrach ihm das Herz". Die Solisten waren seinerzeit von Händel mit großer Sorgfalt ausgesucht und für spezielle Themen eingesetzt worden.

Der Tenor bestimmt über weite Strecken des zweiten Teils die Partien der Solostimmen, dem Bass wurden oft stärker dramatisch akzentuierte theatralische Passagen zugeordnet, beispielsweise in der stürmischen Arie "Warum denn rasen und toben die Heiden im Zorne". Gunnar Frietsch trug die Passage bewegend, mitreißend und perfekt vor. Die Sopranistin sang durchweg jene Passagen, die von Freude und Jubel geprägt sind, während die Altistin sowohl dramatische als auch besonders gefühlsstarke Rezitative und Arien erklingen ließ. In vollendeter Harmonie beendeten Chor und Orchester mit dem berühmten Halleluja-Chorsatz den zweiten Teil des Oratoriums.

Sopranistin zeigt Ausdruckskraft in den hohen Passagen

Aus dem dritten Teil des Werks, in dem der Komponist Mystisches und Geheimnisvolles mit den Themen des Todes, der Auferstehung und dem Jüngsten Gericht verbindet, ist die Erlöserarie, großartig und zugleich innig von der Sopranistin vorgetragen, besonders hervorzuheben. Dabei zeigte Christina Wieland wie auch schon zuvor ihre besondere Stärke und Ausdruckskraft gerade in den höheren Tonpassagen.

Meisterhaft und voll Dramatik und Hingabe ließ der Bassist Gunnar Frietsch die mächtige Arie "Sie schallt, die Posaune" erklingen, bevor die Sängerinnen und Sänger im Schlusschor noch einmal ihr ganzes Können zeigen konnten.

Zunächst ertönte das breite Largo des ersten Abschnitts, gefolgt vom rhythmischen Andante mit dem Text "zu nehmen Stärke, und Reichtum und Weisheit und Macht", und schließlich feierlich abgeschlossen von einer wunderschön vorgetragenen "Amen-Fuge".

Eine großartige Leistung hatten Chor, Orchester und Solisten geboten, sicher und kompetent vom Dirigenten Karl Echle geleitet. Das Publikum spendete lang anhaltenden Beifall.