Im Freudenstädter Kurtheater geht es drunter und drüber: Kriminalkomödie "Bella Donna" liefert deftig-heitere Bühnenkost

Von Gerhard Keck

Freudenstadt. "Du, du liegst mir im Herzen… weißt nicht, wie gut ich dir bin!" Dieses Volkslied aus der ersten Zeit des 19. Jahrhunderts, eingespielt in die Krimikomödie "Bella Donna", gewinnt hier eine satirische Komponente. Sie ist Teil von Wortspielereien, die kaskadengleich das ganze Stück durchziehen.

Das Publikum im gut besetzten Kurtheater durchschaute jedenfalls schnell, wie "gut" es die Hauptfigur Carmen Wolf, männermordende Kochbuchautorin, in Wirklichkeit mit ihren Gespielen meint. Unter der Regie von Ellen Schwiers ging ein Stück von Autor Stefan Vögel in einer Inszenierung des Ensembles Jacob-Schwiers über die Bühne. Es gab sich unterhaltsam, aber nicht flach, deftig, jedoch nicht ordinär.

Turbulent ging es zu, und mitunter drohte die Handlung im Eifer des Gefechts ins Klamaukhafte abzudriften. Es war der Qualität der sechsköpfigen Truppe zu verdanken, dass der Plot, obwohl schon mehrfach literarisch und filmisch abgehandelt, eine kunstvolle, leichtfüßige Originalität behielt.

Mit geradezu umwerfender Sprödigkeit und unbeugsamer Konsequenz entledigt sich Carmen ihrer Liebhaber, deren "Verfallsdatum nach zwei Jahren abgelaufen ist" – jedenfalls nach ihrer Überzeugung. Serienweise sorgt die Fachfrau für allerlei ungesunde Speisen- und Getränkearrangements dafür, dass die verblichenen Lover, im Garten vergraben, "wunderschönen Dünger" produzieren. Psychologisch erklärt sich dieser Rachefeldzug Carmens gegen das männliche Geschlecht aus einer erlittenen tief greifenden Kränkung. Ihrer Verbitterung lässt sie freien Lauf: "Männer sind alle Lügner, das ist ihre Natur!"

Katerina Jacob, eine der profiliertesten Darstellerinnen auf der Bühne und der Leinwand, gibt ihrer "Bella Donna", wortspielerisch angelehnt an die unter Umständen tödliche schwarze Tollkirsche, Farbe und Kontur. Mit ihrem Bruder Holger Schwiers, der Bella Donnas neuen Freund Martin verkörpert, hat sie einen routinierten Mimen an der Seite, der dazu noch mit wohlklingendem Timbre ausgestattet ist.

Zu Silvester ist Carmen dabei, den letzten Partner auf Zeit endgültig zu entsorgen, als Tochter Sabine, lebhaft dargeboten von Liza Riemann, unerwartet auftaucht. Das unappetitliche Treiben ihrer Mutter bleibt ihr nicht verborgen und sie kommentiert naiv-mitfühlend: "Man kann Männer nicht einfach umbringen, sie haben Rechte wie wir!" Sabines Verlobter Martin (Johann Anzenberger), der Jungen Union angehörig und deshalb in Sachen Erotik angeblich noch reichlich unbedarft, trägt zur weiteren Verwicklung der Verhältnisse bei, ebenso wie sein Vater Hans-Jürgen (Ingo Neise), der nach dem Genuss einer aphrodisierenden Mixtur völlig aus dem Häuschen gerät und nicht mehr richtig Männlein und Weiblein auseinanderhalten kann. Guarana fürs Durchhaltevermögen beim Sex, Alraune für die Liebe – so lautet Carmens geheime Rezeptur für leidenschaftliche Stunden. Bernie (Frank Hangen) vervollständigt die allgemeine Verwirrung. Totgeglaubt, von Bella Donna vorerst aus dem Weg geschafft, taucht er plötzlich wieder auf, gerupft vom hauseigenen Hund, der offensichtlich Menschenfleisch gegenüber nicht abgeneigt ist.

So geht das drunter und drüber bis zum Ende des Stücks. Carmen, diese erotische Silvesterrakete, ist zufällig hinter die wahre Identität ihrer Internet-Bekanntschaft Martin gekommen. Er ist ein Ermittler, der ihr auf die Spur gekommen ist. Sein Trick, wie könnte es anders sein, schlägt auf ihn selbst zurück. Leblos sinkt er zu Boden, und sie kommentiert ungerührt: "Männer sind so berechenbar!" Das Publikum dankte mit lebhaftem Applaus für einen kurzweiligen Theaterabend.