Diskutierten über die Risiken von Mobilfunkstrahlung: die Landtagskandidaten Rolf Eberhard, Norbert Beck, Timm Kern, Cihan Polat und Axel Lipp mit Moderatorin Heidemarie Frohna Binder (von links). Foto: Schwenk Foto: Schwarzwälder-Bote

Landtagskandidaten diskutieren in Freudenstadt über gesundheitliche Risiken durch Strahlenbelastung

Von Regina Schwenk Freudenstadt. Unter der Überschrift "Zunehmende gesundheitliche Risiken durch Strahlenbelastung – welche Verantwortung trägt die Politik?" diskutierten die Landtagskandidaten des Wahlkreises Freudenstadt über die Risiken von Mobilfunk und Co.Zur Podiumsdiskussion mit interessierten Bürgern hatten der Naturheilverein Freudenstadt, der BUND Freudenstadt, sowie die Bürgerinitiativen Diagnose Funk und Mobilfunk im Netzwerk Nordschwarzwald ins Freuden- städter Schwarzwaldhotel geladen.

Obwohl man vehement gegen die Zunahme von Strahlenbelastung und Elektrosmog kämpfe, "sind wir keine Maschinenstürmer oder Gegner eines sinnvollen Fortschritts", stellte Hans Lambacher von Seiten der Veranstalter zu Beginn klar. Moderiert wurde die Diskussion mit Axel Lipp (SPD), Cihan Polat (Bündnis 90/Grüne), Timm Kern (FDP), Norbert Beck (CDU) und Rolf Eberhard (Die Linke) von Baubiologin Heidemarie Frohna-Binder.

"Die einen sagen, es macht nichts, die anderen sagen, wehret den Anfängen", meinte Timm Kern. Für ihn sei der Abend somit eine wichtige Informationsveranstaltung. Im Umgang mit den Risiken der Technologie setzte Kern auf Bildung, Aufklärung und Eigenverantwortung der Bürger. Als junger Familienvater und Lehrer sei es ihm jedoch wichtig, Kindergärten und Schulen von Sendemasten frei zu halten. Für Rolf Eberhard sind "Kabellösungen zu bevorzugen". Wo immer es gehe, solle auf Mobilfunk verzichtet werden. Die geltenden Grenzwerte für die Strahlenbelastung seien "bereits für Erwachsene zweifelhaft, für Kinder aber erst recht viel zu hoch" und müssten dringend gesenkt werden.

Norbert Beck sah keine Notwendigkeit für ein Absenken der Grenzwerte. Das Bundesamt für Strahlenschutz sei zu dem Ergebnis gekommen, dass von den aktuellen Grenzwerten kein Gefährdungspotenzial ausgehe. Wolle man absenken, "sind weitere Forschungen nötig, die die Gefährlichkeit belegen", so Beck.

Cihan Polat konnte Becks Vertrauen in das Bundesamt nicht teilen. Er zog den Vergleich zum Atommüllendlager Asse. "Die Informationspolitik ist zweifelhaft", so Polat. Dass China und Russland einen 45-fach geringeren Grenzwert hätten als Deutschland, "stimmt mich nachdenklich", so Polat.

Axel Lipp outete sich als "geläuterter Handynutzer". Das Thema sei eine Frage der Interessengewichtung. "Hier treffen zwei Welten aufeinander: Wirtschaft und Mensch", so Lipp. Auf Eigenverantwortung zu setzen, reichte Axel Lipp nicht aus. Er forderte klare gesetzliche Regelungen. "Die Landesbauordnung müssen wir in diesem Punkt überdenken", fand Lipp. Den Kommunen müsse das Mitspracherecht bei der Errichtung von Sendemasten zurückgegeben werden. Momentan handle es sich dabei um nicht genehmigungspflichtige, weil privilegierte Bauvorhaben.

Nach der Vorstellungsrunde diskutierten die Kandidaten offen mit dem Publikum. Das war weit zahlreicher erschienen, als selbst die Veranstalter gehofft hatten, wohl informiert und überaus kritisch. So wurde angeregt über Handys, tragbare DECT-Telefone, über W-Lan und LTE-Technologie (eine Funktechnik für den Internetzugang) diskutiert. Auch eher Unbekanntes, wie die von Mikrowellen, Induktionsherdplatten und Energiesparlampen ausgehende Strahlung, kam zur Sprache. Ein weiteres Thema war die Elektrosensibilität. In Schweden bereits eine anerkannte Erkrankung, müssten sich Betroffene hierzulande immer noch als Simulanten bezichtigen lassen, so der Tenor. Das Fazit der Veranstalter: Eine Lösung könne nur in der Entwicklung und konsequenten Verwendung einer alternativen und unschädlichen Technologie liegen.