Im Regal hinter Bürgermeister Gerhard Link reihen sich die Projekt-Ordner dicht an dicht. Nicht allen Plänen darin war bislang Erfolg vergönnt. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Quo vadis Freudenstadt? Was aus der Umsetzung des Leitbilds geworden ist / Teil V: Stadtplanung

Von Tina Eberhardt Freudenstadt. "Der Zielerfüllungsgrad ist noch nicht bei 100 Prozent", lautet Gerhard Links Fazit, wenn er auf das Leitbild Freudenstadts blickt. Als Bürgermeister hält er das Planwerk heutzutage für notwendig. Auch wenn manches darin noch in der Ferne liegt. Link ist zuständig für die Stadtentwicklung und damit für eine recht trockenen Angelegenheit. Neben der Verwaltung gehören Infrastruktur und Verkehrsfragen zum Aufgabenfeld – inklusive mancher Dauerbaustelle. Doch Link nimmt es mit Humor: "Wir arbeiten daran."

Es ist die Langfristigkeit, die im Links Bereich an oberster Stelle platziert wurde. Langfristigkeit im Sinne von Verlässlichkeit in Planung und Konzeption, basierend auf Bürgernähe. Für Gerhard Link ist hier einiges vorwärts gegangen. Alleine in diesem Jahr hatte man mit Nationalpark, Radkonzept und Freibad drei Bürgerbeteiligungsprozesse angestoßen. Auch die Kommunikation wurde auf ein neues Level gehoben. Noch vor einigen Jahren war die Website Freudenstadts ein Fall von digitaler Geriatrie. Heute ist sie ein aktives Informationsportal, das alleine im vergangenen Quartal 360 000 Mal aufgerufen wurde.

Als Freudenstädter aus Leidenschaft wirft Link einen wohlmeinenden Blick auf seine Stadt. Eine effiziente Verwaltung im Sinne eines modernen Dienstleistungsunternehmens hatte man werden wollen. Haben die Mitarbeiter dieses Ziel verinnerlicht? "Ich denke ja", meint Link. "Man hat kapiert, dass man heute mit den Bürgern anders umgehen muss." Ein guter Service setzt Zufriedenheit und Motivation voraus. Im Leitbild hat man deshalb auch den Menschen hinter dem Verwaltungsangestellten ins Blickfeld genommen. Link setzt hier auf Partizipation. "Wertschätzung heißt, dass Mitarbeiter in das kommunalpolitische Geschehen eingebunden werden." Auch mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und Gesundheitsmanagement hat man sich auf den Weg zu einem modernen Arbeitgeber gemacht. Nach Links Einschätzung mit Erfolg. "Die Leistungsbereitschaft ist sehr groß, und für meinen Bereich ist die Stimmung okay." Ausnahmen gebe es natürlich immer.

Ähnlich sieht es Oberbürgermeister Julian Osswald, mit dem sich Link den Aufgabenbereich der Behördenleitung teilt. Für den OB ist besonders die eingeführte Leistungsbeurteilung samt Entwicklungsgespräch ein wichtiges Instrument in der Arbeitgeberpolitik. Hilft’s denn der Motivation? "Teils, teils", kommentiert Osswald trocken die Ausgangsmöglichkeiten einer solchen Beurteilung.

Dass Wünsche offen bleiben, ist unvermeidbar, denn guter Wille muss mit rechtlichen Rahmenbedingungen vereinbart werden – und allzu oft auch mit dem klammen Finanzsäckel. Das Ziel der kürzeren Verfahren und ergebnisorientierten Umsetzungen blieb ein hehrer Grundsatz, wie Gerhard Link mit einer Prise Humor eingesteht. Und bei dem Wunsch der Erhöhung der ÖPNV-Frequenz und der Anbindung der Ortsteile stieß die Stadt an ihre Grenzen. Ins Christophstal fährt seit 1. Januar ein Kleinbus. Bei den übrigen Ortsteilen ist die Verkehrsanbindung über den Kreis geregelt. "Diese ist nicht ausreichend", sagt Link. Wollte man aufstocken, müsste das aber aus kommunaler Tasche bezahlt werden.

Immerhin ist die Einbeziehung des Radverkehrsnetzes in die Verkehrspolitik neu auf den Weg gebracht. Und in Sachen Parkraummanagement wurde das strategische Ziel sogar erreicht. Gerhard Link sieht die Stadt bestens ausgestattet. Dass die Autos von Berufs- und Langzeitparkern unter die Erde verbannt werden, ist stadtplanerisch gewollt.

Und wie sieht Link generell die Bilanz von Investition und Erfolg in Sachen Leitbild? "Das müsste man vielleicht mal von außen betrachten", reflektiert Link. Er hält das Plankonstrukt für eine wichtige Orientierungshilfe. Doch im kommunalen Bewusstsein müsste es noch besser verankert werden. "Der Mitteleinsatz ist noch nicht zu 100 Prozent genutzt."