Revital Herzog unternahm im Gesundheitspark Hohenfreudenstadt ein Erzählkonzert als kleine Reise zur orientalischen Kultur. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Erzählkonzert: Revital Herzog verknüpft mit jüdischen Witzen und arabischem Humor gegensätzliche Welten

Freudenstadt. Manchmal wünscht man sich mehr von der Gelassenheit und der Fähigkeit, über sich selbst schmunzeln zu können, wie es Revital Herzog in ihren Erzählkonzerten gelingt. Eine Kostprobe davon konnten die Besucher im Gesundheitspark Hohenfreudenstadt genießen.

Die Künstlerin erzählte Geschichten und Witze aus der jüdischen und arabischen Welt, unterlegt mit Akkordeonmusik, die mit Melodien und Tanzliedern den ganz eigenen Reiz fremder Kulturen zugänglich machte.

Pastor Jürgen Zipf stellte seinen Gast vor, der bereits zum fünften Mal im Gesundheitspark auftrat, und zeigte sich gespannt darauf, was Herzog unter ihrem Konzertthema "Komm an den Tisch unter den Mandelbäumen" anbieten würde. Mit ihren Geschichten möchte die Israelin die Menschen anrühren und die Basis für eine Verständigung über ethnische Grenzen hinaus schaffen – auch und insbesondere in der krisengeschüttelten Nahost-Region.

Dabei führt sie die familiäre Tradition des Erzählens weiter, für die ihre Großeltern aus Persien und dem Irak den Grundstein legten. Ihr kroatischer Vater habe jüdische Witze und Geschichten aus Osteuropa beigesteuert. Der Großvater, ein "echter orientalischer Märchenerzähler", neigte offenbar dazu, seine Erzählungen im Stil der Scheherazade in "Tausendundeiner Nacht" über viele Tage auszudehnen. Aber so weit wolle sie dann doch nicht gehen, sagte Herzog verschmitzt. Erzählen statt Vorlesen wird im orientalischen Kulturkreis gepflegt, und wenn dies dann nachts am Lagerfeuer der Beduinen geschieht, ist der Reiz umso größer.

"Selbst Katastrophen verleiten zum Lachen"

Die Künstlerin aus Reutlingen lässt sich immer wieder bei Besuchen in der arabischen Welt inspirieren. In ihrem Erzählkonzert ließ sie Belege dafür sprechen, dass Humor und Zugewandtheit auch in misslichen Lebenslagen die Situation zu entschärfen vermögen. "Selbst Katastrophen verleiten zum Lachen", versicherte sie und ließ anklingen, dass Heiterkeit angesichts eigener Unzulänglichkeiten besonders befreiend wirke.

So erzählte sie davon, dass ein freundschaftliches Gespräch beispielsweise die lahmende israelische Bürokratie auf Trab bringen oder damit ein smarter, standesbewusster ägyptischer Polizist weich gespült werden kann. Lehrhafte Geschichten und Anekdoten haben in der jüdischen Tradition eine eigene Dynamik entwickelt. Insbesondere die einflussreiche religiöse Bewegung des Chassidismus hat eine Fülle legendärer Erzählungen mit sich gebracht.

Herzogs Erzählungen zeigten auf, wie ein offenes Herz und ein heiteres Gemüt die Leichtigkeit des Seins befördern und selbst verkrustete Strukturen in der Frömmigkeitspraxis aufweichen können. Bemerkenswert ist, dass auch Rabbis kritisch-humorvoll unter die Lupe genommen werden.

Repertoire ist breit angelegt

Herzogs Repertoire ist breit angelegt: Es reicht vom jüdischen Witz und arabischen Humor über Erzählungen aus Irland bis zu Familiengeschichten aus Deutschland und Israel. Die weit gereiste und überregional gefragte Musikerin und Märchenerzählerin hat an der Universität von Jerusalem studiert und zeitweise auch an Jerusalemer Grundschulen Bildende Kunst unterrichtet.