Bis Flüchtlinge, wie diese Menschen aus Afghanistan, ihren Asylantrag stellen können, ist es oft ein weiter Weg. Foto: Hopp

Ärger über umständlichen Vorgang, Zu Untersuchung nach Freudenstadt, für Formalitäten wieder nach Karlsruhe.

Freudenstadt - Die neuen, weiter angestiegenen Zahlen an Flüchtlingen halten das Sozialamt des Landkreises auf Trab. Gleichzeitig stockt die ganze Maschinerie: Die Asylanträge werden erst Wochen nach Ankunft der Menschen gestellt.

Die dafür nötige Gesundheitsuntersuchung, die eigentlich in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Karlsruhe erfolgen sollte, wird dem Landkreis aufgebürdet. Sozialamtsleiter Robert Bornhauser bezeichnet all das als "ein großes Ärgernis".

Bornhauser kann wegen der zögerlichen Arbeit oder der Überforderung in der LEA nicht an seinen Zusagen festhalten. Etwa daran, dass die Flüchtlinge in Talheim nur vorübergehend in der alten Schule untergebracht werden. "Wir sind von sechs bis acht Wochen ausgegangen und haben das auch kommuniziert. Inzwischen hat sich die Situation aber dramatisiert", sagt Bornhauser. Er könne nicht an dem genannten Zeitplan festhalten.

Dass die Zeitpläne über den Haufen geschmissen werden, liegt laut Bornhauser zum einen an einem bundesweiten Problem: Nachdem sichere Herkunftsstaaten festgelegt worden sind, sollte schneller entschieden werden, welche Flüchtlinge wieder abgeschoben werden können. Dafür braucht man mehr Personal beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, wo 300 zusätzliche Stellen genehmigt worden waren.

Doch Bornhauser sagt: "Meinem Erleben nach ist da noch nichts passiert." Zum anderen gebe es ein weiteres Problem auf Landesebene, das Bornhauser erst recht in Rage bringt: Die Landeserstaufnahmestellen kommen mit den Gesundheitsuntersuchungen der Flüchtlinge nicht nach. Ein erster Check mit Röntgenaufnahmen sollte in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) erfolgen. Die LEA in Karlsruhe ist jedoch so überlastet, dass der Landkreis Freudenstadt gebeten wird, die Untersuchungen nachzuholen. "Uns wird unterstellt, wir hätten mehr Luft", sagt Bornhauser. "Das ärgert uns sehr." Ohne die Unterstützung vom Deutschen Roten Kreuz, das die Flüchtlinge zum Krankenhaus fährt, und ohne die Bereitschaft des Krankenhauses, das Röntgengerät bei Möglichkeit dafür zur Verfügung zu stellen, stünde er im Regen, sagt Bornhauser.

Ist die Untersuchung in Freudenstadt erfolgt, können die Flüchtlinge ihren Asylantrag stellen, müssen dafür aber wieder nach Karlsruhe gefahren werden. Das sei umständlich, sagt Bornhauser und koste viel Zeit. Je später der Asylantrag gestellt wird, desto später wird er bearbeitet und desto länger bleiben die Flüchtlinge im Landkreis, der für ihre Unterbringung aufkommen muss, und desto länger leben die Menschen in Ungewissheit, wie es mit ihnen weitergeht.

Die scheinbar erreichte Verkürzung der Asylverfahren durch die Festlegung sicherer Herkunftsländer sei überhaupt nicht in der Praxis angekommen.

Stattdessen steigt die Zuweisungsquote. 50 bis 60 Personen müsse der Kreis im Februar aufnehmen. "Das wäre eine deutliche Erhöhung. Bisher lag die Obergrenze bei 40", sagt Bornhauser. Die Heime sind voll. Künftig müsse man Flüchtlinge häufiger in Wohnungen und Häusern über den Landkreis verstreut unterbringen, wie zum Beispiel am Montag erstmals in Rexingen. Zwei Familien sind dort in einem alten Wohnhaus einquartiert worden. Weitere Verhandlungen laufen, sagt Bornhauser. In Horb-Nordstetten entscheidet der Kirchengemeinderat demnächst, ob das ehemalige Pfarrhaus dem Kreis als Flüchtlingsunterkunft angeboten wird. "Das würde uns sehr weiterhelfen", sagt Bornhauser.