Das geht gar nicht: Lader Patrick Barbu (links), Eugen Heizmann und Alexandra Bähr finden eine mit Plastiksäcken gefüllte Biotonne. Die wird nicht geleert. Foto: Eberhardt

Vor allem unwillige Bürger der Nordstadt stehen im Fokus des Abfallwirtschaftsbetriebs. Biomüll bleibt im Zweifel stehen.

Freudenstadt - Eigentlich sind die Freudenstädter vorbildliche Müllsortierer. Doch wie überall gibt es auch hier Ausnahmen, und diese verursachen in Freudenstadts neuer Biogasanlage beträchtlich Probleme.

Der Landkreis will versuchen, Müllsünder ausfindig zu machen. In der braunen Tonne vor Eugen Heizmann und Alexandra Bähr liegt ein Berg prall gefüllter Plastikbeutel. Der Inhalt ist nur schemenhaft erkennbar, doch schnell ist klar: Mit Biomüll haben Beutel und Inhalt wenig zu tun. Und ein Einzelfall ist es auch nicht. Schuhe, Plastikflaschen, Kleidungsstücke – der kaufmännische Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs im Landkreis und die Disponentin der Firma Remondis wissen viele Kuriositäten aufzuzählen, die bei visuellen Kontrollen regelmäßig aus der Biotonne gefischt werden. "Eine Bodenplatte", erzählt Heizmann, sei bislang die Krönung der Bio-Abfallsünden gewesen. Sie war gut versteckt und hatte prompt den Zerkleinerer der Biogasanlage außer Gefecht gesetzt.

Dabei ist das Sortierverhalten der Freudenstädter eigentlich tadellos, versichert Heizmann. Mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit leistet sein Amt regelmäßig Informationsarbeit. Doch ein kleiner Teil der Bürger zeigt sich resistent gegen jede Art von Aufklärung und packt munter weiter Fremdstoffe in die Biotonne, darunter oft auch die als biomülltauglich deklarierten Öko-Plastiktüten. Diese sind aber leider ebenso wenig geeignet wie ihre herkömmlichen Kollegen – und bereiten in der Biomüllvergärungsanlage erhebliche Probleme.

Der dortige Gärungsprozess verläuft mit 22 Tagen zu schnell, um die Biokunststoffbeutel zu zersetzen. Deren Überbleibsel verunreinigen folglich die Gär-Reste, die eigentlich als hochwertiger Dünger verkauft werden sollen. Mit Plastikanteilen ist das jedoch nicht mehr möglich. Und dem Abfallwirtschaftsbetrieb gehen bei dem nachlässigen Mülltrennverhalten der Bürger nicht nur Einnahmen verloren – die belasteten Gär-Reste müssen zudem eigens entsorgt werden. Die Folgekosten trägt bislang der Gebührenzahler, der das Kostendefizit in Form von Erhöhungen auffangen muss.

Mit umfänglichen Kontrollen soll nun aber Abhilfe geschaffen werden. "Wir wollen die Bürger nicht überfallen", betont Eugen Heizmann. Grundsätzlich sei das Abfallwirtschaftskonzept im Landkreis erfolgreich. Aber in Sachen Biomüll, besonders in der Freudenstädter Kernstadt, stoßen die Verantwortlichen an ihre Grenzen. Lader Patrick Barbu, der gerade bei der Dienstagstour durch die Nordstadt hinter dem Müllwagen durch die Straßen eilt, wirft bei der visuellen Kontrolle einen Blick in jede Tonne. Entdeckt Barbu Fremdstoffe, kommt ein roter Kleber auf das Behältnis und jenes wandert ungeleert wieder an den Straßenrand. Der Besitzer kann nun nachsortieren oder den Inhalt gegen Gebühr als Restmüll entsorgen.

Eine genaue Identifizierung des Verursachers ist aber vor allem bei Mehrfamilienhäusern kaum möglich, wissen Heizmann und Bähr. Wesentlich bessere Möglichkeiten bieten sich da in Sachen Fremdstoffdetektion. Moderne Systeme können einen einzelnen Kronkorken in der Tonne ausmachen. Ab Mai soll deshalb auch der Freudenstädter Biomüll mit solch einem Detektionssystem kontrolliert werden. Und Heizmann hofft, dass es bei der punktuellen Aktion bleiben kann. Denn während in anderen Kreisen solche Detektions-Systeme gang und gäbe sind, setzte man im Raum Freudenstadt bisher auf Information statt Kontrolle.

In der Abfallfibel des Landkreises ist das Mülltrennsystem farbenfroh erläutert. Auch zusätzliche Flyer sollten Abhilfe für Trenn-Probleme schaffen – sie blieben allerdings erfolglos, wie Heizmann desillusioniert einräumt. Dabei wäre der ganze Kontroll-Aufwand nicht nötig, wenn die Leute nur Bioabfälle in die Tonnen stecken und jene statt in Biokunststoffbeutel in Papiertüten und Zeitungen einwickeln würden. "Es sind auch nur wenige Tonnen", betont Heizmann, "aber diese verursachen teils riesige Probleme. Deshalb müssen wir herausfinden, welche es sind."