Florian Damouini (Mitte) vom Ausbildungsbetrieb Ziefle und Koch in Cresbach erklärte in einem Fachgespräch seine Arbeitsweise beim Bau seines Sideboards. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Schreiner-Auszubildende zeigen ihre Gesellenstücke der Prüfungskommission / Heute Ausstellung in der Turnhalle des Berufsschulzentrums

Von Petra Haubold

Kreis Freudenstadt. Maßstab, Schraubenzieher, Bewertungsbogen: Gestern nahm die Prüfungskommission der Kreishandwerkerschaft Freudenstadt die praktischen Abschlussarbeiten von 13 angehenden Schreinergesellen und – ganz neu – von drei Holzfachwerkern vom Oberlinhaus unter die Lupe.

Kreativ und handwerklich bis ins kleinste Detail durchdacht präsentieren sich die selbstgebauten Möbelstücke in der Turnhalle des Berufsschulzentrums. Die Gestaltungskraft eines Möbelstücks zu beurteilen ist nicht leicht. Dennoch müssen sich die Lehrer des Berufsschulzentrums jedes Jahr zum Schuljahresabschluss mit den Kreationen von diesmal 13 Absolventen, darunter auch zwei Mädchen, in der Gesellenprüfung der Schreinerinnung auseinandersetzen, sie bewerten und benoten.

Kein leichtes Unterfangen für Andreas Hillerkuß, Karl Friedrich Klumpp, Karl-Heinz Raisch und Martin Klisch, bestechen doch die unterschiedlichen Arbeiten, die von den Auszubildenden eingereicht wurden, allesamt durch Individualität und Ideenreichtum. "Natürlich gibt es genaue Vorgaben, die eingehalten beziehungsweise eingebaut werden müssen", betont der stellvertretende Obermeister Robert Züfle bei der Bewertung. In die Möbelstücke muss zum Beispiel ein Drehteil integriert werden, und eine Tür oder Klappe muss vorhanden sein. Außerdem musste ein Schließmechanismus ausgewählt sowie ein handverzinkter Schubkasten integriert werden. Die Zeichnungen für dieses Möbelstück fertigen die angehenden Gesellen im Vorfeld in Eigenregie, bevor sie den Prüfern zur Genehmigung vorgelegt werden. 80 Stunden hatten die Lehrlinge Zeit, um das Möbelstück anzufertigen. Für die Prüfung mussten sie zudem in acht Stunden einen Stuhl aus Nadelholz schreinern. Dafür erhielten sie den Arbeitsablaufplan sowie eine Zeichnung des zu erstellenden Möbels. Die vorgearbeiteten Teile haben die Auszubildenden selbst mitgebracht. "Diese Leistung macht 50 Prozent der praktischen Endnote aus", berichtet Züfle.

Erstmals haben auch drei Holzfachwerker, die ihre Ausbildung im Oberlinhaus absolviert haben, ein Möbelstück ausgestellt, das bewertet wird. "Eine zweijährige Zusatzausbildung in einem Schreinerbetrieb liegt jetzt noch vor den jungen Holzfachwerkern, wenn sie den Gesellenbrief anstreben", erklärt Robert Züfle.

Am heutigen Samstag beginnt die öffentliche Ausstellung um 10 Uhr. Zu sehen bekommen die Besucher zum Beispiel eine futuristische Bar aus Nussbaumholz mit einer Glasplatte, die Philipp Wasel entworfen und gebaut hat, oder ein Sideboard aus brasilianischem Palisadenholz von Florian Damouini. Auch das von Barbara Granzow gefertigte Tischchen aus Eichenholz ist ein Blickfang, genauso das rustikale Doppelbett mit Nachttisch von Nina Schittenhelm. Bei den Holzarten dominiert in diesem Jahr Eiche.

Obwohl die Ergebnisse während der Präsentation gestern nicht bekannt gegeben wurden, zeigte sich der stellvertretende Innungsmeister zuversichtlich, dass wohl alle jungen Schreiner bestehen werden. Jetzt hofft der stellvertretende Obermeister auf viele interessierte Ausstellungsbesucher. Denn die Ausstellung soll auch Nachwuchs für das Schreinerhandwerk werben.

Am heutigen Samstag stehen Mitglieder des Vorstands der Schreinerinnung für Fragen der Besucher zur Verfügung. Die Schreiner-Azubis des ersten Lehrjahrs bewirten die Gäste mit Kaffee, Kuchen und Butterbrezeln. Um 14 Uhr überreicht der stellvertretende Landrat Klaus-Ulrich Röber den Wanderpokal und den Preis des Landrats für das beste Gesellenstück an den Innungsbesten. Die Freisprechungsfeier findet im Herbst im Kurhaus statt.