Landrat Klaus Michael Rückert, ärztlicher Direktor Florian Bea und Jan Hacker von der Economedic AG (von links) bei der Informationsveranstaltung in Freudenstadt. Foto: Lück

Krankenhaus: Kooperation mit Nachbarn in bestimmten Bereichen denkbar. Auch Misstrauen kommt zum Ausdruck.

Freudenstadt - Tiefes Misstrauen gegenüber den Zahlen gegen Vertrauen: Bei der Informationsveranstaltung zum geplanten Neubau des Krankenhauses Freudenstadt prallten zwei Meinungswelten aufeinander.

Bernhard Marquardt vom Bürger-Patientenstammtisch brachte die Misstrauens-Seite auf den Punkt: "In Horb wurde aus politischen Gründen die Strahlentherapie installiert. Ich schätze, ein großer Teil der damals elf Millionen Euro Baukosten sind dafür fällig gewesen. Dass man jetzt die Räumlichkeiten für 6,50 Euro pro Quadratmeter an die Uni-Klinik Tübingen vermietet – diese Rechnung kann ich nicht nachvollziehen. Das ist großer Unfug. Genauso der Bau eines Kreißsaals, der nie ein Kind gesehen hat. Das sind alles Entscheidungen des Aufsichtsrats – daran hat sich nichts gebessert."

Tiefes Misstrauen also gegen die Vorschau, die Geschäftsführer Ralf Heimbach von der Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH (KLF) an die Wand geworfen hatte. Und dagegen, ob es für den Landkreis wirklich bei der geringeren Belastung nach dem Neubau bleibt. Landrat Klaus Michael Rückert betonte, dass diese Prognose besser sei als "den Daumen in den Wind zu heben". Der Landrat: "Wir sind überzeugt, dass diese Prognosen auf seriösem, tragfähigem Grund aufgestellt sind."

Auf der anderen Seite die Befürworter. Freudenstadts OB Julian Osswald betonte, dass das Krankenhaus mit seinen 800 Mitarbeitern klar ein Standortfaktor für Freudenstadt sei. Betriebsratsvorsitzender Jörg Marx geht davon aus, dass die Zahlen mit Sorgfalt gerechnet worden sind.

Reiner Klinger, ehemaliger Vorsitzender der Bürgerinitiative für das Akut-Krankenhaus Horb: "Wie sieht es mit den Baukostensteigerungen aus?" KLF-Geschäftsführer Heimbach: "Wenn alles gut läuft, machen wir 2018 den Spatenstich. Nach Möglichkeit mit der Festvergabe aller Arbeiten. Am Ende werden die Baukosten schon ein bisschen steigen. Ich würde sagen, es könnten so zwei bis drei Millionen Euro mehr werden."

Rate für Planung schon 2017?

Landrat Rückert betonte, dass es wichtig sei, mit dem Kreistagsbeschluss am 18. Juli einen "Knopf dran zu machen." Dann könne man das Raum- und Funktionsbuch für den Teilneubau im Sozialministerium einreichen und schon im Jahr 2017 mit einer ersten Rate für die Planung rechnen. Rückert: "Wenn die Landesförderung bei 50 Prozent oder ein bisschen mehr liegt, dann bin ich davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung für unseren Landkreis ist."

Dann nahm der Landrat auch Stellung zur Kooperation mit dem Landkreis Calw. "Wir haben – in Abstimmung mit den Fraktionsvorsitzenden – ein Antwortschreiben an den Kollegen Riegger formuliert. Darin steht, dass wir zur Kenntnis genommen haben, dass Calw seine Baumaßnahmen beschlossen hat und wir unseren Weg jetzt zum Abschluss bringen. Wir sind bereit, ab Herbst eine Arbeitsgruppe einzurichten, um die Zusammenarbeit in Bereichen wie Einkäufe oder Speisen zu vertiefen. Im Vier-Augen-Gespräch mit Riegger hat er mir gesagt, dass es ihm nicht um die Abstimmung von Baumaßnahmen ging. Eine Einladung, dem Klinikverbund Südwest beizutreten, kann ich seinem Schreiben nicht entnehmen."

Erstmals öffentlich anwesend war Jan Hacker, Vorstandschef der Economedic AG. Der Landkreis hat diese private Gesellschaft beauftragt, die Geschicke der KLF zu lenken. Hacker: "Ich könnte Ihnen bei der derzeitigen wirtschaftlichen Situation der Kollegen vom Klinikverbund Südwest auch nicht empfehlen, sich denen anzuschließen. Bei der geplanten Klinik am Flugfeld sind die von den bei uns im Teilneubau angesetzten Kosten von 280 Euro pro Quadratmeter weit nach oben entfernt. Wenn ich auch sehe, wie die regionale Abgrenzung zwischen Calw und Nagold läuft. Wenn schon 15 Kilometer dort eine deutliche Hürde sind, kann ich mir nicht vorstellen, dass das landkreisübergreifend besser laufen sollte."

Ralf Heimbach ergänzte, dass er sich gut vorstellen könnte, im Bereich EDV, Speiseversorgung oder Logistik mit dem Klinikverbund Südwest zu kooperieren. Beitritt? Eher nicht. Heimbach: "Das ist nicht das Paradebeispiel für einen exzellent wirtschaftenden Klinikverbund."

Klaus Michael Rückert betonte, dass er durch die Arbeitsgruppe mit dem Landkreis Calw im Herbst versuchen werde, "neuen Schwung in die Sache zu bringen." Ein anderer Bürger wollte wissen, ob man mit dem Ortenaukreis zusammenarbeiten könne. Heimbach: "Der Landkreis schreibt mit seinen Kliniken schwarze Zahlen. Ich glaube aber nicht, dass der Kreis dort andere Krankenhäuser aufnimmt." Nachdem sein Vorredner Jürgen Melcher schon sein großes Misstrauen gegenüber dem Aufsichtsrat der KLF formuliert hatte, wollte Dieter Sonnenberg vom Bürger-Patientenstammtisch wissen: "Wie lang wird uns Herr Heimbach als Geschäftsführer der KLF die Ehre geben?" Heimbach antwortete, dass sein jetziger Vertrag bis 2019 läuft und ergänzte: "Ich habe große Lust, das Krankenhaus nicht nur zu planen, sondern auch zu eröffnen. Ich wäre auch gerne im Jahr 2021 noch hier."

Reiner Klinger wollte noch wissen, warum die Veranstaltung nur in Freudenstadt war. Rückert: "Wir haben uns für eine zentrale Veranstaltung entschieden. Bürger aus Seewald, Schapbach oder Hinterlangenbach müssen auch weite Wege in Kauf nehmen. Ihre Anwesenheit zeigt, dass der Weg von Horb nach Freudenstadt auch gefunden wird."