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Händler beklagen Umsatzrückgang. "Wenn das hier Dauerzustand wird, ist Freudenstadt für mich abgehakt".

Freudenstadt - Strahlender Sonnenschein auf dem Marktplatz, der Duft von frisch gebrannten Mandeln und auch Bratwurst liegt in der Luft: Am Mittwoch war wieder Krämermarkt in Freudenstadt. Gespräche mit den Händlern aber zeigen: Hier ist nicht alles so idyllisch, wie es scheint.

"Wenn das hier Dauerzustand wird, ist Freudenstadt für mich abgehakt", sagt Handelsvertreter Eduard Strzelski aus Oberkirch (Ortenaukreis), und deutet auf einen der von "Pakistanis" betriebenen Stände, an denen ausschließlich Textilien verkauft werden.

Strzelski selbst verkauft "original Schweizer Schärfgeräte" sowie echte Messer aus der Schweiz. Die Stände mit Socken, T-Shirts und Hosen sind also keine direkte Konkurrenz für ihn. Einen Zusammenhang zwischen seinem "dürftigen Umsatz" und dem großen Textilangebot sehe er trotzdem: "Wenn ich hier lauter Stände mit ähnlichen Produkten habe, die aus Bananenkisten verkauft werden – weckt das Kauffreude?", fragt Strzelski.

Er betont, dass er kein Problem mit Ausländern habe, jede Nationalität sei ihm in Deutschland stets willkommen. Fakt sei aber auch, dass mit steigender Zahl dieser eher unattraktiv gestalteten Stände die potenziellen Kunden auf den Märkten weniger würden: "Ich war zuletzt bei Heidelberg auf einem Markt, auf dem nur einheimische Handwerker, Geschäftsleute und Gastronomen verkauft haben." An diesem Tag sei Strzelskis Umsatz so gut wie lange nicht gewesen.

Jürgen Istvan aus Eschbronn-Locherhof (Landkreis Rottweil) baut seinen Stand mit Bürsten und anderen Holzwaren auf rund 180 Märkten im Jahr auf. Generell sei er mit dem Umsatz in Freudenstadt immer zufrieden. Aber auch er findet, dass auf den meisten Märkten "zu viele ausländische Kollegen" seien. Deren Art, die Stände zu betreiben, sei für viele Kunden "nicht ansprechend". Das Problem sei aber auf fast allen Märkten präsent.

" Heute nicht so besonders", antwortet Ignaz Dietrich aus Tailfingen (Zollernalbkreis) auf die Frage, wie es bisher laufe. Er verkauft in der Nachfolge der Textil-Firma Schick hauptsächlich Unterwäsche. Als Konkurrenz sehe er die ausländischen Standbetreiber zwar nicht. Er bewertet die Situation aber ähnlich wie seine Kollegen und fühlt sich von der Stadt Freudenstadt ungerecht behandelt: "Vor einigen Jahren wurde angefangen, auf die Ausgewogenheit der Produktarten zu achten, was zuerst auch funktioniert hat. Mittlerweile sind nur noch deutsche Standbetreiber davon betroffen, dazwischen stehen aber zehn bis 20 Ausländer, die alle die gleichen Waren verkaufen."

Dietrich betreibt im Nebenjob seine Stände auf knapp 80 Märkten im Jahr – und stellt beim Blick auf das Verhältnis zwischen Textilien verkaufenden Ausländern und anderen Kollegen fest: "Hier in Freudenstadt ist es schon extrem."

Helmut Reich, Marktmeister der Stadt Freudenstadt, bestreitet jegliche Bevorzugung der nicht-deutschen Händler: "Wir teilen die Stände strikt nach Produktsorten auf und wollen ein ausgewogenes Sortiment erreichen." Am gestrigen Mittwoch hätten aber viele der angemeldeten deutschen Standbetreiber kurzfristig am frühen Morgen abgesagt.

Auch weil es in der Umgebung am gleichen Tag noch mehr Märkte gegeben habe, sei der in Freudenstadt diesmal schwächer besetzt gewesen. Reich: "Morgens um 5 ist die Welt plötzlich eine andere, und dann müssen wir das nehmen, was kommt."