Studio Vocale Karlsruhe begeistert Publikum in der Taborkirche beim Abend mit Rainer Maria Rilke

Von Silvia Lorek

Freudenstadt. Schon das Programm versprach Außergewöhnliches: einen "Abend mit Rainer Maria Rilke", dem großen Dichter und Lyriker des 20. Jahrhunderts. Unter dem Thema "Vertonungen" faszinierte das Studio Vocale Karlsruhe in der Taborkirche mit grandiosen Stimmen.

Unter der Leitung von Werner Pfaff, der den Chor Studio Vocale Karlsruhe 1980 gegründet hatte und Preisträger zahlreicher, internationaler Chorwettbewerbe ist, standen heuer eher selten gehörte Werke und Vertonungen der Rilke-Gedichte von Paul Hindemith, Darius Milhaud, Morten Lauridsen, E. Rautavaara, sowie zwölf- bis 16-stimmige Arrangements für Chor von Clytus Gottwald, Claude Debussy, Alma Mahler, Franz Schreker und Samuel Barber im Mittelpunkt.

Bei der Begrüßung der Zuhörer in der eher schwach besetzten Taborkirche erläuterte Chorleiter Pfaff, dass Rainer Maria Rilke über 400 Gedichte in französischer Sprache, vornehmlich in seinen letzten Lebensjahren, geschrieben habe. Die meisten Vertonungen seien daraus übernommen und kämen deshalb auch in französischer Sprache zu Gehör.

Vom ersten Ton an, den der Chor a cappella intonierte, lauschten die Zuhörer gebannt und fast atemlos. Zunächst leise und gefühlvoll und sich steigernd, erklangen "Six Chansons" vielstimmig von Paul Hindemith (1895-1963) sehr präzise und harmonisch akzentuiert von pianissimo bis forte gesungen. Aus Nocturnes, "Sa Nuit d´eté" und Epilogue: "Der Abend ist gekommen", sang der Chor pianissimo und ganz legato, mit einzeln fast hingeworfen klingenden Tönen und Minimelodien durch Manfred Kratzer am Klavier und ließ die Abendstimmung greifbar werden.

Mit ausdrucksstarken Einzelstimmen trugen Sopran Anne Hartmann und Tenor Thomas Wyss einzelne Passagen von Samuel Barber (1910-1981) als Solo vor, die die jeweilige Stimmungslage der vertonten Rilke Gedichte gekonnt und beeindruckend interpretierten und mit Zwischenapplaus belohnt wurden. Die "Gesänge der Rosen" von Morten Lauridsen sang der Chor vielstimmig. Zu Beginn sehr schnell und stakkato, um dann vom vielstimmigen Gesang zum Gesamtchor überzugehen. Alle Tempi und Nuancen schienen das Metrum der Gedichte aufzunehmen. Gefühlvoll und schön ausgesungen, mit extremen Höhen, die engelsgleich den Kirchenraum erfüllten, und mit vollen Männerstimmen erklang "Die vollkommene Rose". Hana Katsenes sang ein gefühlvolles und ausdrucksstarkes Alt-Solo "Geburt MariÄ" aus Marienleben von Paul Hindemith in deutscher Sprache mit klarer, schöner Stimme und der Klavierbegleitung durch Kratzer. "Vom Tode MariÄ" sang Anne Hartmann, Sopran, und sie bekamen dafür begeisterten Applaus. Absolut beeindruckend und mit einer gigantischen Chorleistung wurde Einojuhandi Rautavaraas "Erste Elegie" aus den Duineser Elegien geboten, bei der der Chor vielstimmig zusammenfindend anschwillt, um mit überraschenden Schlusspunkt zu enden.

Chorleiter Werner Pfaff bedankte sich am Ende des Konzerts, das mit lang anhaltendem Applaus belohnt wurde, bei Kirchenmusikdirektor Karl Echle für die Möglichkeit, "in dieser wunderschönen Kirche aufzutreten". Mit der zu Herzen gehenden Zugabe "Dirait-on" endete das Konzert.