Sie werben für das ehrenamtliche Dolmetscher-Netzwerk im Landkreis Freudenstadt (von links): Wolfgang Held, Renate Braun-Schmid, Benjamin Geigl, Angelika Klingler Sascha Falk. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehrenamtliches Dolmetscher-Netzwerk im Landkreis gegründet / Sprachbarrieren leichter überwinden

Von Gerhard Keck

Kreis Freudenstadt. Die wachsende Zahl von Zuwanderern, Asylsuchenden und Flüchtlingen stellen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen sowie Behörden vor zunehmende Herausforderungen. Diesem Problem abzuhelfen schickt sich die Konzeption eines ehrenamtlichen Dolmetscher-Netzwerks in Landkreis an.

Es fußt auf dem bereits bestehenden Rastatter Modell. Das Dolmetscher-Netzwerk ist ein Zusammenschluss der Kreisvolkshochschule als Initiator und Ansprechpartner mit der Diakonischen Bezirksstelle Freudenstadt, dem Verein Füreinander-Miteinander im Landkreis Freudenstadt und dem staatlichen Schulamt Rastatt. Mit im Boot sind außerdem das Jugend- sowie das Sozialamt des Landratsamts.

Gefördert wird die Initiative durch das baden-württembergische Ministerium für Integration. Im Pressegespräch erläuterten Sascha Falk (Kreisvolkshochschule), Wolfgang Held (staatliches Schulamt und Verein Füreinander-Miteinander), Renate Braun-Schmid (Diakonische Bezirksstelle), Angelika Klingler (Jugendamt) und Benjamin Geigl (Sozialamt) Ziele und Inhalte des Netzwerks.

Es unterstützt Behörden, Schulen und Beratungsstellen aus einem Pool von geschulten Dolmetschern. Dieser setzt sich zusammen aus ehrenamtlichen Dolmetschern, die sowohl die deutsche als auch mindestens eine weitere Sprache beherrschen. Dieses Netzwerk ist unabhängig und finanziert sich ausschließlich durch Spenden, Sponsoren und Projektgelder. Die Dolmetscher treten beispielsweise in Aktion auf Elternsprechtagen an Schulen oder Kindergärten, wo sie für eine möglichst reibungslose Kommunikation zwischen Eltern und Lehrkräften sowie Erziehungspersonal sorgen.

Ausgenommen von der Tätigkeit sind schriftliche Übersetzungen und Dolmetschereinsätze, zu denen ein vereidigter Dolmetscher bestellt werden muss, beispielsweise vor Gericht. Ausgeschlossen sind Einsätze mit wirtschaftlichem Hintergrund. Das heißt, ein Dolmetscher kann nicht eingesetzt werden für private Kaufangelegenheiten.

Die Kreisvolkshochschule koordiniert das Netzwerk in Zusammenarbeit mit den genannten Partnern. Nach der Kontaktaufnahme mit der KVHS führt die Diakonische Bezirksstelle das Erstgespräch mit den Interessenten. Sie organisiert auch die Dolmetscherschulung und verwaltet das Spendenkonto. Das staatliche Schulamt Rastatt schafft die Supervisionsmöglichkeit für die Dolmetscher.

Kommt eine Zusammenarbeit zwischen Netzwerk und Dolmetscher zustande, wird sie schriftlich vereinbart. Letzterer unterliegt demnach der Schweigepflicht. Er verpflichtet sich darüber hinaus zu bestimmten ethischen Grundsätzen. Während des ehrenamtliches Einsatzes besteht eine Haftpflicht- und Unfallversicherung. Wohlhabend werden die Dolmetschenden mit ihrer Tätigkeit nicht: Gezahlt wird eine Ehrenamtspauschale in Höhe von 15 Euro pro Einsatz. Gleichwohl vermittelt dieser das Gefühl, etwas Sinnvolles geleistet zu haben.

Dolmetscher müssen durchaus keine Einzelkämpfer sein: An zwei Tagen werden sie methodisch geschult und können sich bei regelmäßigen Treffen mit anderen austauschen. Sie können Supervision oder Einzelcoaching in Anspruch nehmen. Eine Altersgrenze nach oben besteht nicht, die Interessenten müssen allerdings volljährig sein.

"Wir sind dankbar für jeden qualifizierten Bewerber“, wurde bei der Vorstellung des Netzwerks betont. Geworben für die Tätigkeit wird durch ausliegende und gezielt verbreitete Faltblätter an relevanten Stellen wie Behörden, Schulen, Kindergärten sowie in Form von Briefen an Vereine.

Weitere Informationen: www.vhs-kreisfds.de beziehungsweise Telefon 07441/ 9 20 14 44.