Futsal-Fans: Frank Hinterlang (links) und Giuseppe Palilla Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder-Bote

FußballSchiedsrichter diskutieren über modernen Hallenfußball / Auch Gewalt ist Thema

Von Tim Geideck

Der Winter naht – und damit auch der Futsal. Wenig überraschend war die moderne Form des Hallenfußballs ein dominierendes Thema bei der jüngsten Schulung der Schiedsrichtergruppe Horb. Prominenter Gast: Giuseppe Palilla, oberster Unparteiischer in Württemberg.

Es war keine Schiedsrichterschulung wie jede andere: Während an diesen Abenden, die für die Unparteiischen eine Pflichtveranstaltung darstellen, sonst über ein bestimmtes Thema referiert wird, entschied sich der spontan für den Lehrwart Hardy Landbeck eingesprungene WFV-Schiedsrichter-Obmann Giuseppe Palilla für einen freien Themenabend und ließ so ein wenig hinter die Kulissen des Verbandes blicken. Zwei Themen scheinen dort aktuell ein großes Gewicht einzunehmen: Futsal und Gewalt.

Vor allem die Einführung des Futsals bewegt nicht nur die Vereine und Spieler, sondern auch die Schiedsrichter, die bei dem Schulungsabend im Sportheim des SSV Dettensee schon einmal eine kompakte, 36-seitige Regel-Übersicht in die Hand gedrückt bekamen. Bevor dann am 22. November mit dem Beginn der C-Junioren-Hallenrunde auch im Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald der Futsal-Startschuss erfolgt, wird es zwei separate Schulungsabende für den modernen Hallenfußball geben.

"Futsal wird kommen, das können wir nicht verhindern", sagte der Horber Schiedsrichter-Obmann Frank Hinterlang in Dettensee, wo er sich klar als Futsal-Fan outete: "Ich pfeife das schon seit sechs, sieben Jahren und mir gefällt das einfach. Das Spiel ist viel schneller und viel fairer."

Diese Begeisterung für den modernen Hallenfußball will der WFV nun rasch verbreiten. Zwar wird der Futsal in dieser Saison nur in der C-Jugend eingeführt, doch Palilla machte seinen Schiedsrichter-Kollegen klar: "In fünf Jahren wird Futsal auch im Aktivenbereich eingeführt. Das kann ich Euch prophezeien." Wichtig sei daher, bis schon jetzt genügend Unparteiische zu schulen, die Futsal pfeifen können.

Bei der Schiedsrichtergruppe Horb gibt es derzeit rund 15 von ihnen. Im Fußballbezirk Nördlicher Schwarzwald – zu dem auch die Gruppe Freudenstadt gehört – würden laut Hinterlang für diese Saison etwa 40 Futsal-Schiedsrichter benötigt. Mit Blick auf die am 17. November in Talheim und 20. November in Sulz jeweils von 18.30 bis 20 Uhr stattfindenden speziellen Schulungsabende, zu denen bewusst auch die Vereine eingeladen werden, zeigt sich Hinterlang aber optimistisch, dass diese Zahl erreicht werde. Er setze dabei besonders auf die jungen Schiedsrichter.

Palilla machte in diesem Zusammenhang auch deutlich, dass der DFB – und damit auch der WFV – den Futsal auf Druck der FIFA habe einführen müssen. Der Weltverband habe gedroht, die deutsche Nationalmannschaft ansonsten von großen Turnieren auszuschließen. Allerdings räumte der württembergische Obmann in Dettensee auch ein, dass die Art und Weise, wie der WFV mit dem Thema Futsal umgegangen ist, "nicht optimal" gewesen sei.

Das wiederum treffe nicht auf den Aktionstag "Bleib fair" zu, mit dem der WFV in der abgelaufenen Saison verbandsweit an einem festen Spieltag durch das Zeigen von blauen Karten auf das Thema Gewalt hinweisen wollte. Während die Horber Schiedsrichter in Dettensee keinen Hehl daraus machten, dass viele Vereine und vor allem Zuschauer die Aktion nicht ernst genommen hätten, sprach Palilla von einem "vollen Erfolg". Entstanden sei sie als Reaktion auf die zunehmende Zahl von Spielabbrüchen, weshalb die Schiedsrichter-Obmänner zunächst in Erwägung gezogen hätten, einen Spieltag zu boykottieren. Palilla: "Aber was kommt danach? Zwei Spiele boykottieren? Einen ganzen Monat? Irgendwann gehen uns die Waffen aus." Man habe sich daher für die Aktion mit den blauen Karten entschieden, vor allem um die Vereine mit ins Boot zu holen.

Klar sein müsse aus Palillas Sicht, dass die Aktion keine einmalige Sache gewesen sei. "Es liegt an uns, dran zu bleiben und Nachhaltigkeit zu schaffen", forderte der Spaichinger im SSV-Sportheim. Neu sei daher die Kampagne "Fußball hat viele Gesichter". Bei ihr können die Vereine ein Gütesiegel gegen Gewalt erhalten, wenn sie an einem Impulsvortrag teilnehmen. "Das sind Dinge, die aus unserer Sicht hilfreich sind. Nur zusammen mit den Vereinen kriegen wir das in den Griff", unterstrich Palilla.

Auch die Aktion "Bleib fair" wurde inzwischen wiederholt: Beim WFV-Pokal-Finale zwischen dem 1. FC Heidenheim und den Stuttgarter Kickers sowie bei den Bezirkspokal-Endspielen. Der Bezirk Nördlicher Schwarzwald hatte davon allerdings nicht Gebrauch gemacht. Der ebenfalls in Dettensee anwesende Bezirksvorsitzende Edgar Pakai betonte jedoch, dass dies keine Absicht gewesen sei. Das Bezirkspokal-Finale muste an seinem ursprünglichen Termin wegen schlechtem Wetter abgesagt werden. Am Nachholtermin war Pakai bereits im Urlaub. "Das war meine Nachlässigkeit", übernahm er vor den Schiedsrichtern die Verantwortung. Grundsätzlich stehe der Bezirk hinter der Aktion.