Bei der Konferenz: Günter Bauer (links) vom Sozialamt und Kreisseniorenrats-Vorsitzender Norbert Pietsch. Fotos: Werthenbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesundheitskonferenz: Landkreis fördert Mediziner / KLF strebt Angebot für Patienten und Angehörige an

Bei der Gesundheitskonferenz des Landkreises Freudenstadt ging es nicht nur um die allgemeine ärztliche Versorgung, sondern auch um die Ethikberatung der Krankenhäuser im Kreis und um die Gesundheitsversorgung von Senioren.

Kreis Freudenstadt. Zu Beginn der Konferenz präsentierten Landrat Klaus Michael Rückert und der Erste Landesbeamte Reinhard Geiser zunächst die Ergebnisse der vorausgegangenen Konferenz vor zwei Jahren. Dabei waren vor allem Maßnahmen beschlossen worden, um die Versorgung mit Hausärzten zu verbessern, und um vor allem auch junge Mediziner zur Arbeit im Landkreis Freudenstadt zu bewegen.

Etwa mit dem Angebot eines Stipendiums: Der Landkreis fördert Medizinstudenten für vier Jahre, wenn diese sich dazu verpflichten, in der Folge für mindestens ebenfalls vier Jahre im Kreis Freudenstadt zu arbeiten. Bereits vier neue Ärzte hätten auf diesem Weg ihre Arbeit im Krankenhaus in Freudenstadt aufgenommen.

Oberarzt Klaus Rademacher von den Krankenhäusern Landkreis Freudenstadt (KLF) stellte die von ihm geleitete Ethikberatung vor, die es seit 2013 im Freudenstädter Krankenhaus gibt. Diese tritt immer dann zusammen, wenn nach Ansicht der Ärzte ethisch schwierige Fragen im Raum stehen – etwa danach, wie mit einem Wachkomapatienten weiter vorzugehen sei.

Mit Angehörigen eine Entscheidung finden

Rademacher betonte, dass es dabei "kein sicheres Richtig oder Falsch" gebe. Vielmehr müsse gemeinsam mit den Angehörigen "sorgfältig" eine Entscheidung gefunden werden, die "im Sinne des Betroffenen und möglichst im Konsens aller, also auch der Angehörigen" ausfällt. In den vergangenen Jahren habe es pro Jahr etwa 30 Fallbesprechungen dieser Art gegeben.

Da in der Folge die Nachfrage nach einer ambulanten Ethikberatung – zum Beispiel in Pflegeheimen – gestiegen sei, soll diese in Zukunft verwirklicht werden. "Die Ethikberatung soll Angehörigen das Gefühl geben, dass wir miteinander entscheiden und auch gemeinsam die Verantwortung tragen", so Rademacher. Dass es das ambulante Angebot im Landkreis geben wird, konnten weder Rückert noch Rademacher versprechen: "Es geht noch um formale Strukturen, natürlich auch um die Finanzierung und um Fragen danach, wer die Beratung überhaupt anfordern darf", erklärte Rückert. "Wenn wir das aber hinkriegen, sind wir einer der ersten Landkreise in Deutschland mit so einem Angebot." Der nächste Arbeitskreis des KLF komme am 25. Juli zusammen, um das Vorhaben weiter voranzutreiben.

Barrieren in allen Bereichen abbauen

Günter Bauer, Mitarbeiter des Sozialamts und Pflegestützpunkts im Landratsamt, und Kreisseniorenrats-Vorsitzender Norbert Pietsch gingen auf bestehende und angestrebte Angebote für Senioren ein. Dabei hob Pietsch vor allem das Thema Mobilität hervor: "Barrierefreiheit zum Beispiel kommt allen zugute, und es gibt in allen Bereichen Barrieren abzubauen." Die Gestaltung von Schriftzügen auf Schildern zur besseren Lesbarkeit, die Anpassung von Automaten für Rollstuhlfahrer oder längere Grünphasen für Fußgänger seien dabei nur einige Beispiele.

Zudem formulierte Pietsch ein spezielles Anliegen des Kreisseniorenrats: "Wir stellen uns einen Seniorenbeauftragten vor, der sich nach den Bedürfnissen der Senioren in den Gemeinden erkundigt." Auf die umgehende Frage von Moderator Ulrich Giesekus, ob mit einer Umsetzung zu rechnen sei, gab sich Rückert allerdings zunächst bedeckt.

■Im westlichen Teil des Kreises mit gut 82 000 Einwohnern liegt die Versorgung mit Hausärzten bei 106,3 Prozent, im östlichen mit etwa 34 000 Einwohnern bei 81,6 Prozent. 54 Hausärzte sind im Westen tätig, Platz für zwei weitere gibt es noch. Im Osten sind es 17 mit Platz für sechs weitere Hausärzte.

■ 42,3 Prozent der Hausärzte sind 60 Jahre oder älter. In Baden-Württemberg liegt die Quote bei 35 Prozent. In Freudenstadt sind 23 Hausärzte 60 Jahre oder älter, in Horb sieben.

■Das Durchschnittsalter der Hausärzte im Landkreis liegt bei 56,7 Jahren (55,8 in Baden-Württemberg), das der Fachärzte bei 54,4 Jahren (53,8) und das der Psychotherapeuten bei 58,1 Jahren (56,4).

■Die Zahl der Fachärzte im Landkreis Freudenstadt mit Versorgungsgrad in Prozent: Augenärzte: 7, 117,4 Prozent; Chirurgen: 4, 137 Prozent; Frauenärzte: 10, 97,8 Prozent; HNO-Ärzte: 4, 109,5 Prozent; Hautärzte: 2, 69,2 Prozent; Kinderärzte: 7, 114,8 Prozent; Nervenärzte: 4, 107,7 Prozent; Orthopäden: 6, 113,2 Prozent; Psychotherapeuten: 25, 112 Prozent; Urologen: 3, 123,5 Prozent; Anästhesisten: 6, 163,2 Prozent; Internisten: 11, 167,9 Prozent; Kinder- und Jugendpsychiater: 0, 33 Prozent; Radiologen: 2, 116 Prozent.