Das Bergwerk im Schwarzenbruch ist die letzte aktive Erzgrube des Schwarzwalds. Symbolbild. Foto: dpa

Robert Mauerlechner, Geschäftsführer der Firma Sachtleben, spricht über die Bedeutung der Branche im Schwarzwald.

Hausach/Freudenstadt - Das Bergbauunternehmen Sachtleben betreibt die Grube Clara im Rankachtal bei Oberwolfach. Das Bergwerk im Schwarzenbruch ist die letzte aktive Erzgrube des Schwarzwalds. Jetzt will das Unternehmen mit Sitz in Hausach als weiteres Standbein die Grube Dorothea im Christophstal bei Freudenstadt wiederbeleben und auch dort Schwerspat gewinnen. Die Widerstände in Teilen der Bevölkerung sind groß. Wir sprachen mit Geschäftsführer Robert Mauerlechner.

Herr Mauerlechner, wird der Erzabbau im Schwarzwald bald eine Renaissance erleben?

Sollten wir die Grube Dorothea in Betrieb nehmen, würde das keinen Wandel im Schwarzwaldbergbau bedeuten. Für uns wäre das eine zeitlich begrenzte Lagerstätte, zusätzlich zur Grube Clara in Oberwolfach.

Welchen Vorteil hätte es, diese Lagerstätte zu eröffnen?

Der Vorteil liegt in der langfristigen Sicht: Wir könnten die Rohstoffe nutzen, die wir im Land haben und damit auch die Verlängerung der Laufzeit der Grube Clara. Es würde sich um eine Ergänzung handeln. Für die Grube Clara würde dies eine Entlastung bedeuten und den Abbau dort für einen längeren Zeitraum sichern.

Wie ist das zu verstehen?

Der Schwerspat, den wir in der Grube Dorothea abbauen würden, wäre kein zusätzlicher Gewinn. In der Grube Clara würde in dieser Zeit weniger abgebaut, das ist ein Beitrag zur strategischen Rohstoffsicherung des Unternehmens.

Unter welchen Voraussetzungen wäre denkbar, dass wieder mehr heimisches Erz abgebaut wird?

Wenn die politische und gesellschaftliche Akzeptanz gegeben ist, gäbe es Möglichkeiten, noch mehr anzuschauen und einen kleinen Bergbau ins Auge zu fassen. Es gibt eine Menge Unterlagen über Rohstoffvorkommen im Schwarzwald.

Wie argumentieren die Skeptiker?

Die Haupteinwände der Gegner betreffen Verkehr und Lärm. Da wird es aber manchmal mit der Bedrohung übertrieben: Zehn Laster am Tag lösen keine Lawine aus, und bei Tempo 20 kann man auch nicht davon sprechen, dass sie durchs Tal »donnern«. Doch es lassen sich Lösungen finden, sonst hätten wir den Kompromiss bei der Informationsveranstaltung in Christophstal nicht angeboten: Nur eine bestimmte Anzahl von Lkw-Fahrten und nur zu ganz eingeschränkten Zeiten. Das Projekt Dorothea wäre schließlich ein ganz kleines mit etwa fünf Bergleuten.

Wie groß wäre der Anteil aus der neuen Grube?

Über einen Zeitraum von zehn Jahren würde der Mineralienertrag nach unseren Berechnungen etwa ein Fünftel unseres Bedarfs an Roherz decken.

Warum gibt es fast keinen Bergbau mehr im Schwarzwald?

Die Versorgung mit mineralischen Rohstoffen geschieht global – und über diese Globalisierung können sich nur wenige spezialisierte Betriebe am Markt halten: Gründe sind Kosten, Ertrag und Qualität der Lagerstätte. Denn eines ist sicher: Jedes Rohstoffvorkommen ist begrenzt. Die Geometrie einer Lagerstätte ist nicht langfristig berechenbar, aber sicher ist, dass wir die nächsten Jahre sicher sind. Insofern ist der Bergbau mit mehr unternehmerischem Risiko verbunden als andere Branchen.

Mit welchen Ländern konkurriert Ihr Unternehmen?

Global betrachtet ist China bei beiden Rohstoffen, Schwerspat und Flussspat, der Hauptproduzent. Auch Mexiko, Südafrika und die Mongolei sind unter den Anbietern für Flussspat. Am Schwerspatmarkt spielen Marokko und die Türkei noch eine wichtige Rolle. Wir konkurrieren aber nicht auf allen Märkten. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Rund 85 Prozent der Weltproduktion von Schwerspat gehen in die Bohrindustrie. Dieses Geschäft ist für uns unbedeutend. Bleiben etwa 15 Prozent Branchen, für die wir den Rohstoff liefern, da bewegen wir uns in einem kleinen Sektor. Auch beim Flussspat geht das meiste in Branchen, mit denen wir nicht konkurrieren. Wir sind ja nur ein kleines Rädchen im internationalen Bergbau.

Welche Branchen sind das?

Schwerspat zum Beispiel findet wegen seiner hohen Dichte, Helligkeit und chemischen Eigenschaften Anwendung in schalldämmenden Kunststoffen vor allem in der Autoindustrie, in Baustoffen für Schallschutz und Strahlenschutz, außerdem in Farben, Lacken und Kleber und Dichtmassen oder in Reib- und Kupplungsbelägen.

Was geschieht mit dem gewonnenen Rohstoff?

Aus dem Roherz aus dem Schwarzenbruch werden in der Aufbereitungsanlage in Wolfach Wertstoffe angereichert und durch Trocknung und Mahlung marktfähige Produkte hergestellt.

Wie kommt der Bergbau zu seinem schlechten Image?

Man hört vom Bergbau in der Regel nur, wenn irgendwo ein Unglück passiert. Ich bin auch nicht einverstanden damit, was im Bergbau teilweise getrieben wird, da wollen wir es besser machen.

Wie geht es jetzt weiter mit den Plänen, im Schwarzwald vorübergehend ein zweites Bergwerk zu eröffnen?

Wir haben in der Diskussion beim Bürgerforum in Freudenstadt jetzt eine weitere Alternative aufgezeigt bekommen. Wir werden dazu Stellung nehmen. Anschließend wird das von der Bürgerinitiative und der Stadtverwaltung begutachtet. Die Entscheidung für oder wider eine weitere Untersuchung des Dorotheastollens und eine mögliche Wiederbelebung der Grube soll Ende Januar im Freudenstädter Gemeinderat fallen.

Die Fragen stellte Nicola Schwannauer.