Hat einem 19-Jährigen in Kniebis jemand ein starkes Medikament ins Getränk gemischt? Die Polizei ermittelt. Foto: Fotolia

19-jähriger landet in Klinik. Polizei spricht von "ungewöhnlicher Wesensveränderung".

Freudenstadt-Kniebis - Ende einer rauschenden Fasnetsparty: Ein 19-Jähriger ist am Samstag vom Ball der Schneeberg-Hexen in Kniebis ins Krankenhaus gekommen. Er hatte ein starkes Schmerzmittel im Blut. Jetzt ermittelt die Polizei.

Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigte die Pressestelle der Polizeidirektion Tuttlingen auf Nachfrage. Demnach lieferten die Freundin und die Mutter den jungen Mann im Krankenhaus Freudenstadt ein. Laut Polizei sei der 19-Jährige zwar stark betrunken gewesen, dann aber plötzlich "aggressiv" geworden.

Offensichtlich war nicht nur Alkohol Auslöser dafür, dass die Stimmung plötzlich kippte. Polizeisprecher Thomas Kalmbach sprach von einer "ungewöhnlichen Wesensveränderung". Im Krankenhaus wurde dem 19-Jährigen Blut für einen Drogentest abgenommen. Dabei hätten die Ärzte den Wirkstoff Bupronorphin nachgewiesen. Dabei handelt es sich um ein starkes Schmerzmittel.

Bupronorphin ist ein Wirkstoff beispielsweise im Medikament Subutex, dass etwa zur Entwöhnung von Heroin eingesetzt wird. Laut Kalmbach handelt es sich um ein rezeptpflichtiges Medikament, das man nicht einfach mal kurz in der Apotheke kaufen kann.

Ungeklärt ist, wie das Mittel ins Blut des 19-Jährigen gekommen ist. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung.

Unterstützung sucht auch ein Kumpel des 19-Jährigen, der einen "Online-Pranger" erstellt hat. Darin erklärt er, ebenfalls Opfer geworden zu sein. "Uns wurde etwas ins Getränk gemischt namens Subutex! Wir suchen dringend nach weiteren Opfern oder vielleicht jemand, der etwas gesehen hat. Hätte tödlich enden können".

Ganz unbegründet scheint die Sorge nicht zu sein. Bupronorphin gehört zu den Opioiden und kann eine Reihe von Nebenwirkungen entfalten, unter anderem die Atmung lähmen und zum Kreislauf-Kollaps führen, gerade in Verbindung mit Alkohol.

Laut Kalmbach gebe es solche Fälle gelegentlich, die polizeiintern als "gefährliche Körperverletzung durch Beibringung von Gift" geführt werden. Dazu zählen auch so genannte K.o.-Tropfen, die vor allem Frauen ins Getränk gemischt werden. Die Gefahr sei auf der Fasnet und in der Disko groß. Allerdings handele es sich in der Region eher um Einzelfälle, in der Summe hielten sie sich im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Tuttlingen "in Grenzen". Dennoch sei "jeder einzelne Fall schlimm, vor allem für den Betroffenen".

Tipps zum Schutz gegen K.o.-Tropfen und Co.

Die Stadt Berlin gibt Gästen und Partybesuchern folgende Tipps:

Sei Dir bewusst, dass die Täter sowohl Fremde als auch Freunde sein können. Auch Freunde und Bekannte sind nicht immer kalkulierbar.

Pass auf Deine Getränke auf.

Nimm kein offenes Getränk von Leuten an, die Du nicht kennst.

Auch bei Freunden oder Partybekanntschaften: Nimm nur Getränke an, deren Weg du vom Tresen an verfolgt hast. Im Zweifelsfall auf einen Drink verzichten oder nur verschlossene Flaschen annehmen.

Lass dein Getränk nicht unbeobachtet stehen. Wenn doch, lieber ein neues Getränk bestellen. Macht untereinander aus, dass ihr gegenseitig auf eure Gläser aufpasst.

Trinke nicht zu viel Alkohol. Im Vollrausch bist Du auch ohne K.o.-Tropfen leichter angreifbar. Wenn Du betrunken bist, kannst Du viele Situationen nicht mehr gut einschätzen.

Treffpunkt für »Blind Date«s: immer an einem öffentlichen, neutralen Ort, den Du gut kennst. Auch bei Internet-Verabredungen gilt: Lass Dein Getränk und Dein Essen nicht aus den Augen. Auch bei einem zweiten oder dritten Treffen ist es besser, vorsichtig zu sein.

Wenn sich die Welt plötzlich dreht: Hilfe holen. Wenn Dir plötzlich schwindlig oder schlecht wird, sprich Deine Freundinnen an und bitte sie um Hilfe. Das gleiche gilt, wenn Du ohne Grund auf einmal völlig enthemmt oder extrem euphorisiert bist.

Wenn du Hilfe brauchst und allein unterwegs bist, wende dich an das Personal. Geh immer dorthin, wo auch andere Menschen sind. Vertraue Deinem Instinkt: Wenn Du Dich in einem Club oder auf einer Party nicht sicher fühlst, dann gehe lieber.

Wenn Du mit Freundinnen ausgehst, dann geht auch gemeinsam wieder nach Hause. Passt auf der Party aufeinander auf und verliert Euch nicht aus den Augen.

Ruf im Zweifel die Polizei oder den Notarzt an.