So stellen sich die Planer den "1000-Meter-Turm" auf dem Kniebis vor. Das Aussehen soll laut OB einem Tannenzapfen nachempfunden sein. Foto: Architekturbüro PartnerundPartner

Am Projekt an der Alexanderschanze scheiden sich die Geister. 580.000 Euro stehen im Raum. Mit Kommentar

Freudenstadt-Kniebis - Schön, aber auch ganz schön teuer: Freudenstadt verfolgt die Idee eines neuen Aussichtsturms auf dem Kniebis weiter. Was kostet’s, was bringt’s? Einige Stadträte haben Bauchschmerzen.

Die Debatte zum Thema, das den Arbeitstitel "Der 1000-Meter-Turm" trägt, am Dienstag im Rathaus lief kontrovers. Am Ende einigte sich die Runde auf den Verwaltungsvorschlag: Die Stadt holt erst mal detaillierte Baukosten ein und schickt den Antrag ans Regierungspräsidium Karlsruhe. Danach soll der Rat endgültig entscheiden, ob der rund 33 Meter hohe Turm bei der Alexanderschanze kommt oder nicht. Zum Jahreswechsel soll es so weit sein. Die Skepsis drückte sich im Abstimmungsergebnis aus: 16 Räte stimmten dafür, zehn hätten das Projekt am liebsten gleich beerdigt.

Derzeit gibt es nur eine Kostenschätzung. 580.000 Euro stehen für den Turmbau zu Kniebis im Raum. Freudenstadt müsste – zumindest fürs Erste – nur einen Teil davon zahlen, 159.000 Euro. 318.000 Euro flössen an EU-Zuschüssen aus dem Leader-Programm. Weitere 50.000 Euro soll der Förderverein Wildtierpark Alexanderschanze beisteuern, der offiziell Bauherr ist. OB Julian Osswald stellte aber klar, dass die Stadt Freudenstadt anschließend für den laufenden Unterhalt aufkommen müsste.

Michael Kaltenbach von den Freien Wählern eröffnete die Diskussion: "Eine tolle Sache. Aber viele Leute haben Angst davor, dass uns die Kosten am Ende davonlaufen." Der "FDS-ler" wolle das Projekt deshalb nicht. OB Osswald beschwichtigte. Wenn sich an den Kosten "wesentlich was ändert", sei er "der Erste, der sagt: Wir können uns das nicht leisten." Ansonsten sei er der Ansicht: "Wir sollten das tun."

Auch Friedrich Volpp (FWV) trug Reaktionen aus der Bürgerschaft ins Rathaus: "Die Bevölkerung akzeptiert das nicht." Eine Holzkonstruktion sei ungeeignet; außerdem habe es der Schwarzwaldverein seinerzeit geschafft, einen Aussichtsturm aus Stein in Eigenleistung für 16.000 Mark hinzustellen. Er halte es für sinnvoller, mit dem Geld "etwas in der Stadt zu machen". Ihm schwebe beispielsweise vor, den Rathausturm für Touristen zu öffnen. Ein Turm auf dem Kniebis bringe dem Handels- und Gewerbeverein nichts und den Hoteliers "keine einzige Übernachtung mehr". Der Haltung schloss sich auch Wolfgang Tzschupke an. Es wäre besser, die Stadt würde in die Loßburger Straße investieren. "Es muss auch mal Schluss sein mit Dingen, die nur toll sind", so Tzschupke.

Der Oberbürgermeister ist zuversichtlicher. Am Kniebis entwickle sich mit neuem Wolftalradweg, Wildtierpark und Ranger-Station ein echter Knotenpunkt für Gäste. Außerdem habe sich der Ortschaftsrat Kniebis bei zwei Enthaltungen klar dafür ausgesprochen, das Projekt weiterzuverfolgen. Unterstützung erhielt Osswald (CDU) von seiner Fraktion im Gemeinderat: Für Carola Broermann wäre der Turm "ein Gewinn", wenn das Konzept "nur halb so gut läuft wie in Wildbad". Auch Andreas Bombel plädierte dafür, zumindest den nächsten Schritt zu gehen: "Ich will wenigstens den Preis kennen."

Kommentar: Süßes Gift

Von Volker Rath

Zuschüsse gelten als das "süße Gift" in der Politik. Zurecht. Übergeordnete Institutionen winken mit viel Geld bei Anschubfinanzierungen, halten sich bei den Folgekosten dann aber raus. Jeder weiß das. Die Verlockung an den Ratstischen ist dennoch groß, beim "einmaligen Sonderangebot" zuzuschlagen. Bei der Diskussion über den Aussichtsturm war der Streit um dem Mountainbike-Rundkurs im Christophstal noch nicht verraucht. Der soll ebenfalls 140 000 Euro kosten; auch hier gibt es Zuschuss. Trotzdem echter Luxus für die bescheidene Ehre, einmal jährlich Gastgeber eines Bundesliga-Rennens zu sein. Im Vergleich dazu wäre der Turm auf dem Kniebis sinnvoller, wenn es darum geht, Freudenstadt bekannter zu machen und Gäste anzulocken. Aber eins ist auch klar: Da müssen viele Gäste viele Schnitzel essen, bis die Stadt den Invest wieder drin hat.