Die Gruppe Bandana bot bei ihrem Auftritt in der Lautermühle in Dietersweiler eine musikalische Reminiszenz an Country-Star Johnny Cash. Unser Bild zeigt (von links) Johannes Hautop, Christine Rettig, Andreas Matthes, Bodo Martin und Nino Richter. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Tribute-Band Bandana schwelgt bei Gastspiel in Dietersweiler in Erinnerungen an Country-Legende Johnny Cash

Von Gerhard Keck

Freudenstadt-Dietersweiler. Ein großer Wurf ist Heidrun und Markus Beilharz als Initiatoren von "Lauter Kultur in der Mühle" in Dietersweiler gelungen: Ihre Verpflichtung der Band "Bandana.Sound of Johnny Cash" lockte so viele Liebhaber der Musik des "Man in Black" an, dass nicht alle im überfüllten Raum einen Sitzplatz ergattern konnten.

Das Quintett aus Chemnitz mit Sängerin Christine Rettig, Andreas Matthes (Gesang und Electric Guitar), Johannes Hautop (Acoustic Guitar), Nino Richter an den Drums sowie Bodo Martin, dem Spaßvogel am Kontrabass, hat nach eigenen Angaben über 500 Konzerte in acht europäischen Ländern gegeben und dabei mehr als 180 000 Kilometer im Tourbus zurückgelegt. Damit gilt die Gruppe seit 2001 als "Europas meistgebuchte Johnny-Cash-Tributeband". Countrykonzerte werden im Allgemeinen verknüpft mit Heerscharen aufgebrezelter Freizeit-Cowgirls und -boys, die ausgelassen in Tanzformationen ganze Buden auf den Kopf stellen. In der Lautermühle war davon nichts zu spüren: Ganz gesittet ging es zu, das Publikum fand zum allergrößten Teil Gefallen an den Ohrwürmern und applaudierte sehr freundlich, ohne außer Rand und Band zu geraten. Von "toller, lockerer Atmosphäre" war die Rede, ebenso vom "unterhaltsamen Abend mit Wohlfühl-Charakter und Wohnzimmer-Feeling".

Zu dieser Behaglichkeit trug auch Markus Beilharz‘ Charmeoffensive bei, als er am Schluss der Veranstaltung den Besucherinnen eine Rose überreichte. "Bandana" weiß natürlich, dass es nicht ausreicht, einfach einen Abend lang Songs serienweise abzunudeln. Der Spaßfaktor gehört dazu, das Spiel mit dem Publikum.

Lockere Sprüche und Albernheiten garnieren das Repertoire, und da tut sich im Wesentlichen Bassist Bodo Martin hervor. Zu den Konzert-Ingredienzien zählt auch, dass schon mal Besucher, die das "Wunschprogramm" bestücken, auf die Bühne gebeten werden als kongeniale Gastsänger oder -instrumentalisten. Für ganz junge Zuschauer ist es natürlich ein besonderes Erlebnis, dem Schlagzeuger unter die Arme greifen zu dürfen. "Bandana" will den typischen Sound von Johnny Cash "am Leben halten", und dafür spielt die Truppe eben "Musik vom Klassenfeind". In verschmitzten Anmerkungen wie diesen blitzt die verschüttete DDR-Ideologie wieder auf. Johnny Cashs knarziger Slang mit sächsischem Akzent: Das hat schon seinen eigenen Charme. "Folsom Prison Blues", "Ghost Riders in the sky", "Luther played the Boogie", "Keep on the sunny side": Nicht nur diese Titel aus dem Repertoire von über zwei Dutzend klingen den eingefleischten Cash-Fans in den Ohren wie Kapitel aus dem Country-Evangelium. Aber die Band hat den typischen Sound total drauf, insbesondere durch das von Andreas Matthes an der E-Leadgitarre zelebrierte unverwechselbare harte Picking.

Vokalistin Christine Rettig mit langem blondem Haar ist optisch eine besondere Zierde der Truppe. Im Duett mit Andreas Matthes übernimmt sie den Part der June Carter im Song "If I were a Carpenter", und da kommen die beiden dem Original schon sehr nahe. Ansonsten bleibt bei der mehrstimmigen Interpretation von Liedern gesangstechnisch noch Luft nach oben.

In der Pause hatte das Publikum hinreichend Zeit für eine Stärkung mit Spezialitäten. Damit konnte es sich Energie verschaffen bis zum Ende des Konzerts weit nach 23 Uhr.

Die nächste Veranstaltung von "Lauter Kultur in der Mühle" in Dietersweiler ist auf Freitag, 24. Oktober, terminiert. Dann steht eine Reminiszenz an Simon & Garfunkel durch das Duo Graceland auf dem Programm.