Im Krankenhaus wurde der Übergangsgeschäftsführer vorübergehend festgenommen. Foto: dpa

Strafrechtlich relevante Vorwürfe gegen Geschäftsführer. Landrat: wie im falschen Film.

Kreis Freudenstadt - Eigentlich wollte Landrat Klaus Michael Rückert am Dienstag einen Interimsgeschäftsführer für die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH vorstellen, doch daraus wurde nichts. Der ausgewählte Mann wurde am Montag im Krankenhaus Freudenstadt von der Polizei verhaftet.

Nach der Entbindung von Rainer Schmidhuber von seinem Geschäftsführerposten am 27. Januar sollte zunächst übergangsweise ein neuer Mann oder eine neue Frau die Leitung der KLF übernehmen. Aus diesem Grund, so betonte am Montag Landrat Klaus Michael Rückert in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz, habe man ein europaweit tätiges Personalberatungsunternehmen mit der Suche nach geeigneten Kräften beauftragt.

Der Mann für die Interimslösung war "ausgeguckt", so Klaus Michael Rückert. Am Montag habe er gegen 8.30 Uhr den ausgewählten Übergangsgeschäftsführer im Krankenhaus Freudenstadt den Chefärzten vorgestellt. Danach habe der neue Mann gleich noch eine Sitzung mit den Abteilungsleitern abgehalten. Er selbst, so Rückert, sei wieder ins Landratsamt zurückgefahren.

Wenig später sei im Landratsamt die Polizei aufgetaucht, habe sich nach dem Aufenthaltsort des Mannes erkundigt und habe ihn dann im Krankenhaus vorübergehend festgenommen. "Es stehen strafrechtlich relevante Vorwürfe im Raum", mehr wollte der Landrat über den Grund der Verhaftung nicht sagen.

Wie die Polizei auf Anfrage bestätigte, wurde der Mann auf Anweisung des Polizeipostens Oppenau (Stadt Oberkirch im Ortenaukreis) wegen des Verdachts auf Einmietebetrug festgenommen. Laut Auskunft von Walter Kocheise, Pressesprecher der Polizeidirektion Freudenstadt, hat ein Hotelbesitzer den Mann angezeigt, weil er die Rechnung nicht bezahlt hatte. Die Polizei in Freudenstadt fand dann heraus, dass er wegen ähnlicher Delikte zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben war.

"Wir hatten noch Glück im Unglück"

Auch in Freudenstadt selbst läuft gegen den Mann ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Pflichtversicherungsgesetz. Er war am 21. Januar in einem nicht versicherten Auto kontrolliert worden, auf dessen Kennzeichen der Stempel gefehlt hatte.

Man habe sich zuvor genau über den neuen Mann erkundigt, beteuerte Rückert und gab zu, dass man im Internet auf Vorwürfe gegen ihn gestoßen sei, die aus dem Jahr 2002 stammen. Nach bisher unbestätigten Informationen soll der Mann seinerzeit Geschäftsführer der landeseigenen Klinikum Niederlausitz GmbH gewesen sein.

Von Mitarbeitern waren ihm Beleidigungen, Bedrohungen, Lügen und Diffamierungen vorgeworfen worden. Er war dann wegen einer nachhaltigen Störung des Vertrauensverhältnisses beurlaubt worden. Das Personalberatungsbüro habe Referenzen eingeholt, die allesamt positiv ausgefallen seien, beteuerte Rückert. "Man weiß nicht, ob man im falschen Film ist", schilderte Rückert seine Empfindungen. "Man kommt sich doof vor", ergänzte sein Stellvertreter Klaus-Ulrich Röber. "Uns fällt aber nichts ein, wie wir hätten sorgfältiger vorgehen sollen", betonte der Landrat.

Ob der Landkreis in Sachen Krankenhausgeschäftsführer weiter mit dem Personalberatungsunternehmen zusammenarbeitet, sei noch offen. Selbst diese Firma sei "perplex" gewesen. Klaus-Ulrich Röber lässt nach diesem Vorfall dennoch keinen Zweifel daran, dass der Mann für die Aufgabe in Freudenstadt fähig gewesen wäre, denn er habe in der Vergangenheit bereits als Verwaltungsdirektor, Controller und auch als Geschäftsführer in Kliniken gearbeitet.

"Wir hatten noch Glück im Unglück", sagten Röber und Rückert, denn es seien noch keine Verträge unterzeichnet gewesen. Eigentlich hätte die Unterzeichnung gestern noch über die Bühne gehen sollen.

Wie es nun weitergeht, ist offen. Seit dem 27. Januar habe er zahlreiche Gespräche geführt – auch mit möglichen Kandidaten für den langfristigen Geschäftsführerposten, erläuterte Klaus Michael Rückert. "Wenn Sie jemand suchen, der gut ist, handelt es sich um Personen in bestehenden Arbeitsverhältnissen." Dennoch ist es Rückerts Ziel, bis Anfang März einen Übergangsgeschäftsführer zu präsentieren. Doch nach den gestrigen Erfahrungen ist er der Meinung: "Sorgfalt geht vor Schnelligkeit."