Die finanzielle Situation der Krankenhäuser im Landkreis Freudenstadt (im Bild das Krankenhaus Freudenstadt) veranlasst den Ärzte-Patienten-Stammtisch zu einer Diskussionsrunde. Foto: SB-Archiv

OB steht bei Arzt-Patientenstammtisch Rede und Antwort. Osswald: "Dinge machen, die Geld bringen".

Freudenstadt - Die Frage nach der Zukunft der Krankenhäuser in Freudenstadt und Horb liegt den Bürgern "wie ein Mühlstein im Magen", sagt Dieter Sonnenberg, Sprecher des Freudenstädter Arzt-Patienten-Stammtischs. Zurecht, denn die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben klafft zunehmend auseinander.

"KLF – Klinikplanung am Scheideweg" war die Diskussionsrunde des Arzt-Patienten-Stammtischs überschrieben, bei der Oberbürgermeister Julian Osswald über brennende Themen aufklären wollte. Zahlreich waren die Fragen, die Stammtisch-Sprecher Dieter Sonnenberg aufgelistet hatte und die Osswald Stück für Stück abarbeitete. Da ging es zunächst um die Finanzen und um die bekannten Defizite bis hin zur Frage, ob es im Jahr 2017 tatsächlich eine schwarze Null geben könnte. Hier bestätigte der OB zwar, dass dies angestrebt sei, dass es aber immer wieder umfangreiche Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen zu finanzieren gebe: Zudem stiegen die Ausgaben für die Gehälter von Ärzten und Pflegepersonal, die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben klaffe im Grunde genommen immer weiter auseinander.

"Wir müssen Dinge machen, die Geld bringen", erläuterte der OB. Er legte aber Wert auf die Feststellung, dass es immer Bereiche gebe, auf die in einem Akutkrankenhaus nicht verzichtet werden kann, auch wenn diese Bereiche unrentabel sind. Freudenstadt brauche die geburtshilfliche und gynäkologische Abteilung ebenso dringend wie die angeschlossene Kinderklinik. Freudenstadt liege nun einmal "in der Mitte von Nirgendwo", meinte der OB scherzhaft. In Freudenstadt hätten die Menschen keine Krankenhäuser in nächster Umgebung, in Horb sehe dies wesentlich besser aus mit den Verbindungen zu Calw, Nagold oder gar nach Tübingen, so Osswald.

Auch die Aufgabenstellung des Horber Krankenhauses müsse weiter geklärt werden. Neben dem geriatrischen Schwerpunkt werde dort zusätzlich an eine Abteilung für Radiologie gedacht, um auch den schwer kranken Menschen aus Freudenstadt eine Möglichkeit zu bieten, nicht immer den weiten Weg nach Tübingen zur Strahlentherapie zurücklegen zu müssen. Wichtig für Osswald: Keines der beiden Krankenhäuser könne ohne Kooperation mit Klinikverbünden existieren. Er plädiere für Offenheit bei den Gedankenspielen bis hin zu einem Verbund mit den Südwestkliniken. Aber: "Die KLF muss kommunal bleiben." Von Privatisierungen auf diesem Gebiet halte er nichts.

Die Kritik von Bernhard Marquardt, ärztlicher Berater der Gruppe, zielte auf das Krankenkassensystem: "Die Krankenkassen sitzen auf 28 Milliarden Euro Überschuss. Dass angesichts dessen beispielsweise eine Kinderklinik bei guter Qualität und Auslastung aufgrund zu geringer Fallpauschalen defizitär arbeiten muss, ist ein Skandal." Weitere bewegende Themen waren die von den Mitgliedern befürchtete "dramatisch abnehmende Hausarztversorgung im Landkreis" und der Wunsch nach einer besseren Beteiligung der Mitglieder des Ärztenetzes an Entscheidungen, die die Krankenhäuser betreffen. Ohne Kompromiss- und Kooperationsbereitschaft laufe nichts, war zu hören.