Zu Gast im Kurgarten war die Badische Landesbühne Bruchsal. Sie führte "Der Graf von Monte Christo" auf. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: Die Badische Landesbühne fasziniert mit dem Stück "Der Graf von Monte Christo"

Von Gerhard Keck

Auch wenn die fortschreitende Nacht frösteln machte – die Aufführung der Badischen Landesbühne im Kurgarten wärmte Herz und Gemüt.

Freudenstadt. Entgegen allen Befürchtungen wölbte sich am Abend ein wolkenloser Himmel über dem Kurgarten, sodass sich das zahlreiche Publikum ungestört auf die Freiluft-Aufführung einlassen konnte. Es ging schon auf Mitternacht zu, als sich das Ensemble zum letzten Mal unter herzlichem Applaus vor seinen Zuschauern verneigte.

Weltliteratur stand mit dem Stück "Der Graf von Monte Christo" zum Auftakt der neuen Theatersaison auf dem Programm. Wer sich im Vorfeld durch Alexandre Dumas’ monumentales Historien- und Sittengemälde, das "Der Graf von Monte Christo" entfaltet, gearbeitet hatte, kann ermessen, welcher Herausforderung sich die Inszenierung stellte.

Regisseur Carsten Ramm und Dramaturgin Larissa Benszuweit hatten viele zähe Details aus dem Werk gestrichen und damit eine schwungvolle Aufführung herausgearbeitet, was umso bemerkenswerter ist, als Dumas selbst gesagt haben soll, dass er seine eigenen Werke aus Zeitgründen niemals vollständig gelesen habe.

Das Schauspiel zielt nicht darauf ab, in Westernmanier den Rachefeldzug eines unschuldig in jahrelanger Kerkerhaft gehaltenen Menschen abzubilden. Dessen Revanche vollzieht sich subtil; er schlägt seine Peiniger mit ihren eigenen Waffen. Dramaturgin Larissa Benszuweit erklärte die Intention: "Wir verweben die Handlungsstränge und lassen alles in einem großen Schlussbild kulminieren." Über ein Dutzend Mitwirkende belebten Bühne und Handlung. Das Figurenkabinett, das auch Mehrfachrollen erforderte, bezeugte die Fähigkeit des Ensembles, sich jederzeit in jede Rolle einfinden zu können.

Besonderes Augenmerk richtete sich dabei auf Markus Hennes, der den Edmont Dantès beziehungsweise den Graf von Monte Christo in überzeugender Weise verkörperte. Carsten Ramms Bühnenbild mit Elementen aus dem Barocktheater schuf mit relativ geringem Umbauaufwand mit Falttafeln eine authentische Atmosphäre.

Sie setzte den gelungenen Versuch um, "Dumas als Meister der Populärkultur des 19. Jahrhunderts" in die Gegenwart zu transponieren. Dies schloss Anleihen bei Comic, Puppenspiel, Musical, Stummfilm oder Krimi ein, ohne dass dadurch die Grundkonzeption verwässert wurde. Komödiantische Elemente quittierte das Publikum mit Heiterkeit, beispielsweise die Kerkerszenen, die absichtsvoll manche Rührseligkeit in der Romanvorlage relativierten. Eingespielte moderne Musiktitel und Livemusik-Kompositionen mit Landesbühne-Urgestein Hennes Holz an der Gitarre, der auch die musikalische Leitung innehatte, untermalte die Handlung.

Ines Unser, verantwortlich für die Kostüme, und die Choreografin Katrin Wolframs trugen wesentlich dazu bei, dass die Aufführung im gewünschten Ambiente erschien. Schließlich schuf auch Tilo Schwarz’ Beleuchtung stimmungsvolle Effekte.

Der Kurgarten bewies einmal mehr seine Eignung als Theaterbühne. Nebengeräusche durch den nahen Autoverkehr zeigten sich an dem Abend allenfalls marginal. Für die Verantwortlichen von Freudenstadt Tourismus bedeutet dies allemal Ermutigung, nur – das Wetter muss eben auch stimmen.