Ihre ganze Routine spielten Barbara Wussow und Peter Bongartz in einer launigen Komödie im Kurtheater aus. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Barbara Wussow und Peter Bongartz glänzen in einer spritzigen Boulevard-Komödie

Von Gerhard Keck

Freudenstadt. Der Weg zum Glück sei so einfach, meint Louise, man müsse ihn nur gehen – Schritt für Schritt. Dass diese Schritte recht mühselig sein können, der Weg unter Umständen mit Stolpersteinen gepflastert ist, zeigte Eric Assous’ Komödie "Glück – ›Le Bonheur‹" den knapp 500 Besuchern im Kurtheater auf. Angetan von dem spritzigen Zwei-Personen-Stück zeigte sich denn auch das Publikum, das zwischendurch und besonders am Ende die imposanten schauspielerischen Leistungen von Barbara Wussow und Peter Bongartz mit lebhaftem Beifall belohnte.

Das Verlangen nach Glück ist offenbar im Wesen des Menschen unstillbar angelegt. Mehr oder weniger hilfreiche Ratgeber hierfür füllen inzwischen ganze Regalwände, und ein Ende ist nicht abzusehen. Louise und Alexandre zählen zu jenen Glücksuchenden, die auch in reiferen Jahren dem Leben noch einen besonderen Kick abgewinnen möchten. Sie, Buchautorin mit schwankendem Erfolg, und er, als Gastronom unternehmerisch mit Luft nach oben, treffen zufällig aufeinander und verbringen gemeinsam die Nacht.

Louise ist Single mit wenig erfreulicher Männererfahrung, Alexandre muss sich mit seiner Scheidung auseinandersetzen und ist darüber hinaus mit drei Kindern gesegnet. Intelligenter Wortwitz und erheiternde Situationskomik bestimmen die Konstellation, und zwar ganz ohne die andernorts nicht selten anzutreffende Derbheit.

Alexandre verkörpert jene Spezies Mann, die gerne ohne weitere Verpflichtungen den Augenblick genießt: zum Kuscheln die Zweitfrau und für das Alltagsgerüst die Ehegattin. Das geht selbstredend nicht ohne Schwindeleien und Halbwahrheiten ab, aber da hat er die Rechnung ohne die konsequente Louise aufgemacht. Sie versperrt ihm den Rückzug, denn sie ist "gegen Kerle, die reinschneien, konsumieren und wieder abhauen". Dennoch möchte sie ihre Eigenständigkeit bewahren und nicht sieben Nächte in der Woche seinen Bettschatz spielen.

Es gehört zur Taktik der Männer, dass sie in bezeichnenden Situationen gerne auf der Mitleidswelle reiten, spekulierend auf den weichen weiblichen Kern. Aber Louise durchschaut auch dieses Manöver: Sie sagt ihm auf den Kopf zu, was er "am besten kann", nämlich sich in "die Opferrolle" im Scheidungsverfahren hineinzuschleichen.

Barbara Wussow fühlt sich in der Figur der Louise offensichtlich pudelwohl und füllt sie mimisch genussvoll aus. Peter Bongartz legt facettenreiches Spiel an den Tag. Mal gibt er den schlauen Geschäftsmann und Taktierer, mal rutscht er in die Defensive in schierer Hilflosigkeit. Ein Charakteristikum Alexandres offenbart sich in einer berechnenden Äußerung: Er befürchtet, Louise "täglich ernähren zu müssen", falls sie als Autorin nicht mehr gefragt wäre.

Frauen wird häufig nachgesagt, sie neigten zum Missionieren. Diesen Verdacht zieht auch Louise partiell auf sich. Kultivieren möchte sie ihren Liebhaber, empfiehlt ihm ein Buch über das "Glück", aber dadurch fühlt sich Alexandre provoziert. "Keine Lust" hat er auf Kultur, Zeit dafür schon gar nicht, und Musik hört er allenfalls im Autoradio. Dessen ungeachtet gehen sie eine feste Verbindung ein.

Den ersten Ehestreit gibt es jedoch schon wenige Minuten nach der standesamtlichen Trauung von Louise und Alexandre. Als er ihr notgedrungen seinen aktuellen Fehltritt gesteht – seine Exfrau erwartet wieder ein Kind von ihm – demonstriert Louise unnachahmliche Größe. Bedeutungsschwere Fragen wie die nach der "wahren Liebe", Glücksstreben und die Gestaltung von Beziehungen gewinnen in der Aufführung der "Komödie im Bayerischen Hof München" in der deutschen Fassung von Kim Langner und unter der Regie von Michael Wedekind eine sympathische Leichtigkeit.