Gut sieht die Bilanz aus, die Forsteinrichter Philipp Weiner und die Kollegen aus Freudenstadt in Sachen Holzvorrat aus der Betriebsinventur zogen. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat beschäftigt sich beim Waldbegang mit der Forsteinrichtung / Fichtenbestand etwas rückläufig

Von Tina Eberhardt

Freudenstadt. Am Anfang jeder Planung steht die Bestandsaufnahme. Wie diese im Stadtwald Freudenstadt aussieht, ließ sich der Gemeinderat beim Waldbegang erläutern.

Das Fazit fiel positiv aus: Den Titel Hauptstadt des Schwarzwalds scheint Freudenstadt zu Recht zu beanspruchen. Ein Vorratsniveau, von dem man in Norddeutschland nur träumen kann, fasste Kreisforstamtsleiter Georg Jehle zusammen, als sich Verwaltung und Gemeinderat die Entwicklung des Baumbestands während der vergangenen zehn Jahre erläutern ließen.

Als Präsentationsort hatte man den Bereich Schöllkopf am Lauferbrunnen ausgesucht. Links und rechts ragt dort das hölzerne Kapital der Stadt in eindrucksvollem Umfang in den Himmel. Die Forsteinrichtung – die betriebswirtschaftliche Planung für die nächsten zehn Jahre – steht vor der Tür. Der Gemeinderat wird darin die Leitplanken festlegen, innerhalb derer sich die Stadt in Sachen Waldwirtschaft bewegen wird, fasste Oberbürgermeister Julian Osswald das Prozedere zusammen.

Doch bevor die komplexe Betriebsplanung in Angriff genommen wird, galt es erst einmal, sich einen fachlichen Überblick zu verschaffen. Zu diesem verhalf Philipp Weiner, Forsteinrichter beim Regierungspräsidium Freiburg, der gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem Freudenstädter Forst bemüht war, dem Gremium die Ergebnisse der Betriebsinventur, die derzeit im Stadtwald läuft, in anschaulichen Worten nahezubringen.

Mit festen Messstationen im Wald verfügt der Freudenstädter Forst über ein kontinuierliches Controlling-Element, anhand dessen sich die Entwicklung der Bestände abschätzen lässt. Und diese scheint gut, wie Grafiken der Fachleute zeigten. Der Fichtenbestand in den hohen, dunkeln Gebieten des Freudenstädter Stadtwalds ist etwas rückläufig, dafür ist die Tanne auf dem Vormarsch. Und in Sachen Vorratsplanung ist der Stadt in den letzten zehn Jahren eine "Punktlandung" gelungen, wie Kreisforstamtsleiter Georg Jehle lobte. 25 Prozent des Holzvorrats liegen überdies im Starkholzbereich.

Dass dem so ist, ist unter anderem einer flexiblen Handhabung des Hiebsatzes in der zurückliegenden Dekade geschuldet. Dieser war nicht völlig ausgeschöpft worden, was dem Vorratsvolumen zu Gute kommt, wie Julian Osswald einräumte. "Sonst sähe es hier lichter aus". Die Frage, wie starr und verbindlich eine Forsteinrichtung ist, beschäftigte auch den Gemeinderat.

Ob eine Zehnjahresspanne in der Planung angesichts von Klimawandel und generell beschleunigten Entwicklungen nicht sehr lange sei, überlegte Bärbel Altendorf-Jehle (Bürgeraktion).

Eberhard Haug (SPD) hingegen interessierte sich dafür, wie groß die Planungsfenster für Hiebsätze sein können. Vor 30 Jahren waren 21 000 Festmeter eingeplant worden, in der letzten Plandekade war es nahezu das Doppelte. Hier wurde auch Forst-Laien im Gremium klar: Wald ist keine starre Planmasse. "Die Zuwachsverhältnisse sind nicht konstant", betonte Georg Jehle, während Revierleiter Roland Knop die Langwierigkeit von Regenerationsprozessen – etwa nach Trockenperioden – erläuterte. Alleine jene können mehrere Jahre in Anspruch nehmen und dabei Aspekte wie Hiebsätze erheblich beeinflussen. "Zehn Jahre sind deshalb keine so lange Entwicklungsspanne", meinte Knop.

Oberbürgermeister Julian Osswald relativierte sicherheitshalber nochmals die Bedeutung der Forsteinrichtung: Ein Betriebsplan, aber im Inhalt "nicht dogmatisch". Für den Gemeinderat und die Forstwirtschaft wird eine der Hauptherausforderungen darin bestehen, eine Balance zwischen Einnahmengenerierung für den städtischen Haushalt und verantwortungsvollen Hiebsätzen zu finden.