Bunt, schillernd und stimmgewaltig präsentierte sich "Die Nacht der Musicals" im Freudenstädter Theater im Kurhaus. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Die "Nacht der Musicals" mit musikalischen Dauerbrennern verzückt das Freudenstädter Publikum

Von Gerhard Keck

Es war schon ein magischer Abend, den die Broadway Musical Dance Company in einer Produktion der Pura Vida Theater- und Musical GmbH ihrem Publikum im nicht ganz ausverkauften Theater im Kurhaus Freudenstadt bescherte.

Freudenstadt. Scheinwerfer- und Musikgewitter prasselten auf die Besucher nieder, dass ihnen mitunter Hören und Sehen verging. Fast zweieinhalb Stunden lang, unterbrochen durch eine Pause, versetzte das Ensemble die Zuhörer in einen Rausch aus herzergreifenden Solopartien und knallhartem Rock. Dementsprechend war das Programm in seinen zwei Teilen aufgebaut. Freilich kann eine Produktion andere Schwerpunkte in seinem Angebot setzen. Das Genre bietet dafür hinlänglich Möglichkeiten.

Mischung kommt beim Publikum gut an

Die Mischung aus Ohrwürmern, älteren und neuen Singspielen, honorierte jedenfalls das Publikum mit häufig enthusiastischer Zustimmung – auch als Szenenapplaus. Da hätte es der listigen Nachfrage von Seiten des Moderators und Sängers Christian Schöne, ob das Spektakel den Freudenstädtern denn auch wirklich gefalle, überhaupt nicht bedurft. Auszüge aus 15 Musicals brachten die quirlige Tanzformation und die bestens disponierten Solistinnen und Solisten Janina Wilhalm, Marina Pechmann, die gebürtige Schrambergerin Katrin Mayer, die damit fast eine Art Heimspiel absolvierte, Istvan Csiszar und Christian Schöne auf die Bühne. Ob der "Tanz der Vampire", "Jesus Christ Superstar", "Das Phantom der Oper", "König der Löwen" oder "Cats" – nahezu jede persönliche Präferenz wurde bedient.

Richtig ins Schwelgen geriet das Publikum bei den Medleys von "Mamma Mia!" und "Ich war noch niemals in New York" und schwamm auf dem Solo "Don’t Cry for Me, Argentina" aus "Evita" dahin. Es war schließlich klar, dass es ohne mindestens zwei Zugaben, bei denen sich das Publikum voll einbringen durfte, nicht abgehen würde. Den Einpeitscher gab Christian Schöne, der seinen Part in der "Rocky Horror Show" genussvoll in ein Spiel mit den Besuchern ummünzte. Ob man nun die Transvestitenmasche mag oder nicht: Jedenfalls springt die Mehrheit, wo auch immer, auf diese Schlüpfrigkeit an, unter dem wohligen Schauder, dass sie damit eigentlich einer gewissen Unanständigkeit Vorschub leistet. Davor ist auch keine Generation gefeit.

Mit höchster körperlicher Fitness

Bereits im Vorfeld feierte sich die Produktion mit dem Versprechen "Die erfolgreichste Musicalgala aller Zeiten!" zunächst einmal selbst. In der Tat demonstrierte das Ensemble nicht nur höchste körperliche Fitness, sondern auch beste stimmliche Disposition. Weitere spektakuläre Auftritte bescherten beispielsweise der Aufwühler "Rock Me Amadeus" von Falco, Christian Schönes Kopie von Udo Lindenberg aus "Hinterm Horizont" oder Queen mit dem zur Stadionhymne avancierten Hit "We are the Champions".

Das musikalische Ereignis wird länger im Gedächtnis positiv haften bleiben, aber ein Störfaktor kann dennoch nicht unerwähnt bleiben: Es war die um sich greifende Unsitte, auch in ernst zu nehmenden kulturellen Produktionen einzelne Besucher herauszugreifen und quasi dem Publikum vorzuführen. "Die Nacht der Musicals" hätte einen solchen Nebenschauplatz nicht nötig gehabt. Jedenfalls nahmen die Gäste noch den Tagesbefehl mit nach Hause: "The Show must go on!"