"Apovilya", eine durch Theater und Musik erzählte Geschichte von Else Schwenk-Anger (rechts), wird am 5. Dezember ab 19.30 Uhr im Kurtheater Freudenstadt erstmals aufgeführt. Die Mainzer Schauspielerin Anita Steiner (links) spielt die Hauptrolle. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: Das Lebenswerk der Kinderbuchautorin Else Schwenk-Anger kommt auf die Bühne / Sozial unermüdlich engagiert

Die Kinderbuchautorin Else Schwenk-Anger hat eine durch Theater und Musik erzählte Geschichte, eine Art Musical, geschrieben, die erstmals im Freudenstädter Kurtheater zu sehen ist.

Von Walter Maier

Freudenstadt. Das Stück "Apovilya" wird am Samstag, 5. Dezember, ab 19.30 Uhr im Kurtheater mit seinen mehr als 600 Sitzplätzen uraufgeführt. Es ist ein stimmungsvolles, berührendes, poetisches und doch auch sozialkritisches Theaterstück mit Musik, Gesang, Tanz und traumhaften Bildern. 27 Akteure wirken mit. Buch und Produktion stammen aus der Feder von Else Schwenk-Anger aus Alpirsbach-Ehlenbogen, die vielen Waisenkindern in Rumänien geholfen hat. Im Januar kann sie ihren 80. Geburtstag feiern. Für ihr Lebenswerk wird Else Schwenk-Anger mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Verleihung ist am 19. Februar.

Die Musik und die Lieder des Theaterstücks "Apovilya" sind von dem alten Musikprofessor Peter Kleckner aus dem Banat und von dem komponierenden Enkel Else Schwenk-Angers, Sebastian Knab (19). Der Autorin aus Ehlenbogen ist es gelungen, die Mainzer Schauspielerin Anita Steiner für die Hauptrolle und Regie zu engagieren, die schon große Rollen in Bühnenwerken von Molière und Shakespeare gespielt und mit "Sissi" ein eigenes Theaterstück geschrieben hat.

Steiner betont: "Erinnerungen und Emotionen von Else Schwenk-Anger wollen wir auf die Bühne bringen. Die Tristesse und die Freude, die Hoffnungen und den Mut, die Aufbruchstimmung von Else und was sie getrieben hat." Sie fiebert samt den Akteuren der Premiere entgegen: "Ich fühle mich wohl in der Rolle. Ich mag die Musik, die Atmosphäre und die Geschichte."

Die Regisseurin erklärt: "Wir arbeiten beim Bühnenbild mit Projektionen, Atmosphäre, Bildern, choreografischen Elementen, Musik, Sprache und Kostümen." Zum Teil werden Original-Aufnahmen verwendet, die künstlerisch verfremdet und aufbereitet werden. Eindrucksvoll umgesetzt werden die Projektionen von Björn Oldsen. Die Kostüme tragen das Etikett von Karin Oldsen.

Im Mittelpunkt stehen zwölf Waisenkinder, in deren Rollen Kinder aus Alpirsbach und der Region schlüpfen. Akzente am Flügel setzen Michael Grüber und Sebastian Knab. Querflötistin Gertrud Heinzel und Sängerin Henrike Nonnenmann verstärken die musikalische Präsenz. Rosa Maria Paz übernimmt die Supervision. Bei dem zweistündigen Schauspiel wirken zudem Inge Späth, Awa Schnidrig, Odilia Mast, Claudia Schmid, Christa Stiegenroth, Titus Zahn, Martin Schmid und Jascha Knab mit.

Das Theaterspiel handelt vom Versuch, die Welt ein klein bisschen lebenswerter zu machen, von vergessenen Kindern, von hartherzigen Menschen und vom Mut einer Frau mit Herz und Verstand, die bereit ist, über Grenzen zu gehen, etwas zu wagen, wo andere längst aufgegeben haben. Es geht um die Kraft, Visionen und Träume zu verwirklichen. Heute sind es die Flüchtlingsströme, die die Menschen berühren. Vor 25 Jahren waren es Waisenkinder in Rumänien, die dort in Heimen dahin vegetierten. "Damals machte ich mich auf, um ihnen zu helfen", sagt Else Schwenk-Anger.

Der Ursprung des Theaterstücks "Apovilya" entstand aus einer Begegnung der Autorin mit einem alten Bettler, dem sie Almosen geben wollte. Der vermeintliche Bettler entpuppte sich als der im Banat bekannte deutschstämmige Musikprofessor Peter Kleckner. "Ich animierte ihn dazu, seine berührenden mehr als 100 Kompositionen, die nur er im Kopf hatte, aufzuschreiben." So blieben sie nach seinem Tod erhalten. "Wie sollte ich diesen verborgenen Schatz noch an die Öffentlichkeit bringen?", fragte sich die 79-jährige, die Erbin seiner Musik ist. Zusammen mit einem wesentlichen Stück aus ihrem bewegenden Leben, der Begegnung mit den Waisenkindern, bildet diese Geschichte den Hintergrund für "Apovilya".

Else-Schwenk-Anger freut sich auf die Uraufführung: "Sie ist ein Geschenk für mich. Das habe ich mir schon lange gewünscht. Mich fasziniert, dass ein Stück meines Lebens wieder lebendig wird." Die fast 80-Jährige hat nach wie vor einen unbändigen Willen. Ihre Ideale und Ziele verliert sie nie aus den Augen. Der Erlös der Theateraufführung ist für den Verein Kinder-Reigen, der 60 Kinder in Familienhäusern in Rumänien unterstützt.

Tickets: für 18,70 Euro, ermäßigt 13,20 Euro, als Familienkarte für 38,50 Euro und Schülerkarte zu 5,50 Euro in den Geschäftsstellen der Schwarzwälder Bote Medienvermarktung in Albstadt-Ebingen, Balingen, Calw, Freudenstadt, Hechingen, Horb, Nagold, Oberndorf, Rottweil, Schramberg, St. Georgen und VS-Villingen. Die Ticket-Hotline ist unter 07423/78790 zu erreichen, Montag bis Freitag von 7 bis 19 Uhr, Samstag von 8 bis 12 Uhr. Tickets online: www.schwabo.de/tickets