Das Gesicht für Integrationsarbeit in Freudenstadt, Said Moussa. Foto: Bösel Foto: Schwarzwälder-Bote

Integration: Said Moussa hilft Flüchtlingen bei der Suche nach Arbeit / Großes Netzwerk aufgebaut

Vor einem Jahr begann der Asylvermittler Said Moussa, in Freudenstadt Daten von Flüchtlingen zu sammeln und Profile zu erstellen. Damit erleichtert er ihnen den Weg in die deutsche Arbeitswelt.

Freudenstadt. Keine Familie. Keine Freunde. Keine Arbeit. Keine Möglichkeit zur Kommunikation. Ein Gefühl von Isolation und Frustration kann sich breitmachen. Eine Integration rückt dann in weite Ferne. So geht es vielen Flüchtlingen, wenn sie alles hinter sich lassen und nach Deutschland kommen.

Die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim hat reagiert und 2015 sechs Asylvermittler im Bezirk eingestellt, die sich um Flüchtlinge kümmern. Einer davon ist Said Moussa, der in Freudenstadt tätig ist. Ungefähr 1600 Flüchtlinge sind momentan im Landkreis, etwa 750 davon sind als arbeitssuchend registriert, davon wiederum sind um die 300 in seiner Verantwortung.

Moussa kam 2002 nach Deutschland. In seiner Heimat Ägypten arbeitete er zuvor als Reiseleiter mit deutschen Reiseunternehmen zusammen. In Deutschland angekommen, studierte er in Tübingen Kultur- und Politikwissenschaften in Kombination mit Orientalistik. 2015 reagierte er auf eine Stellenanzeige der Agentur für Arbeit Freudenstadt, die einen "Asylvermittler" suchte. Heute ist er das Gesicht der Agentur in Freudenstadt, wenn es um Integrationsarbeit geht.

Said Moussa wohnt mit seiner Frau und Tochter in Tuttlingen, aber unter der Woche kommt er nach Freudenstadt, um zu arbeiten, Menschen zu helfen und Hoffnung zu geben. "Ich sehe mich eher als einen Ratgeber, nicht als Vermittler", erklärt Moussa. "Es ist nicht einfach, die jungen Männer zu vermitteln, aber ich verstehe, wie sie denken. Ich komme aus dem gleichen Kulturkreis." Moussa spricht Englisch, Französisch und Deutsch. Vor allem, dass er Arabisch spricht, hilft ihm und vor allem den Flüchtlingen.

Spitzname: "Kein Problem"

"In kurzer Zeit hat Herr Moussa ein großes Netzwerk aufgebaut. Er kennt jeden seiner Kunden und weiß genau, für welche Unternehmen sie in Frage kommen könnten", erzählt Christoph Jäger, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Freudenstadt. Sein Spitzname in der Agentur sei "Kein Problem", da er auf Anfragen immer mit diesem Satz antworte und für alles eine Lösung finde.

Moussas Arbeit begann damit, dass er in die Unterkünfte ging und dort Kurzprofile von den Bewohnern erstellte, in denen er Daten wie Alter, Bildung und Sprachkenntnisse vermerkte. Seit Juni ergänzt er die Profile. Dazu kommen die Flüchtlinge zu ihm in die Agentur. "Wenn jemand vor mir im Büro sitzt, kann ich im Gespräch herausfinden, was diese Person kann und was zu ihr passen könnte. So mache ich intensiveres Profiling", berichtet Moussa. Das alles ohne Termin, jeder kann zu ihm kommen, wann er will, was dann dazu führen kann, dass sich Schlangen von 20 Leuten vor seinem Büro bilden.

Nach dem Profiling macht Moussa Angebote an die Flüchtlinge, meistens in Form von Maßnahmen. Alles ist immer begleitet von Sprachkursen. "Über 40 Prozent können anschließend in Arbeit übernommen werden", sagt Jäger. Moussa hilft dann bei der Arbeitserlaubnis und steht mit Rat und Tat zur Seite.

120 seiner Schützlinge konnten auf diese Weise bereits in Betriebe untergebracht werden, zehn Prozent davon sind jetzt in Ausbildung. "Vor allem im Bereich der Gastronomie werden im Kreis Freudenstadt händeringend Kräfte gesucht. Die leeren Stellen und Ausbildungsplätze können nicht mit der einheimischen Kundschaft besetzt werden", erläutert Jäger. Die Investition in die jungen Männer sei quasi eine Investition in die Fachkräfte von Übermorgen – also in ungefähr fünf Jahren, sagt Jäger.

Sprache als Schlüssel zur Integration

Um tatsächlich solche Fachkräfte von Übermorgen zu bekommen, bedarf es einiger Arbeit. Vor allem im Bereich Sprache. Wer kein Deutsch lernt, bleibt auf der Strecke. Wer dagegen seinen Wortschatz erweitert und die Grammatik erlernt, hat gute Chancen, integriert zu werden und Arbeit zu finden.

Das sind dann die Momente, die Said Moussa glücklich machen: "Es ist das Schönste für mich, wenn ich jemandem, den ich vermittelt habe, auf der Straße begegne und er mir erzählt, wie gut es für ihn jetzt läuft." Und das liegt nicht zuletzt an ihm, Herr "Kein Problem".