Nichts für schwache Nerven: Laster begegnen sich in der Haarnadelkurve in Lombach. Aber heute soll die Umleitung aufgehoben werden, die B 294 ist wieder frei. Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

B 294: Kreis öffnet Straße heute wieder / Für Anlieger endet eine Leidenszeit

Freudenstadt/Loßburg. Autofahrer atmen erleichtert durch, aber die Anlieger der Umleitungsstrecke noch viel mehr: Die Baustelle der B 294 zwischen Freudenstadt und Loßburg ist fertig. Heute, Freitag, soll der Abschnitt am Nachmittag wieder für den Verkehr freigegeben werden. "Gottseidank", sagt Gabriele M. (Name geändert) aus Lombach. "Ich dachte, die Laster fahren uns sonst noch das Haus kaputt."

Lombach, Glatten, Dietersweiler sowie Ödenwald und Steinwald – das waren sechs Wochen lang die Umleitungsstrecken für die dicht befahrene Verkehrsader. Hunderte Anlieger entlang der Hauptstraßen erlebten einen wahrlich heißen Sommer. Täglich walzte eine Blechlawine vor ihren Häusern vorbei. Die gute Nachricht: Das Straßenbauamt im Landratsamt Freudenstadt hielt Wort, brachte die Baustelle planmäßig und termingerecht über die Bühne. Gestern wurden noch die Bankette angepasst, damit das Regenwasser gut abläuft.

Die Bauarbeiter haben Gas gegeben, aber andere auch. Sechs Wochen können lang sein, wenn Balkone und Gärten nicht benutzbar sind, weil Lärm und Abgase nahezu unerträglich sind. Die Familie M. in Lombach hatte nicht nur ein besonderes Schauspiel vor der Tür, sondern auch noch einen Logenplatz: Ihr Haus steht direkt in der Haarnadelkurve. An der Engstelle, dazu noch eine kräftige Steigung, spielten sich im Fünf-Minuten-Takt besondere Szenen ab. Wenn mal wieder ein Linienbus von unten und ein 40-Tonner von oben sich in der unübersichtlichen Kurve begegneten, musste einer den Rückwärtsgang einlegen, und die Rangiererei ging los. Die Bremsen der Brummis quietschten, Pressluft pfiff, und Dieselmotoren spuckten beim Anfahren dicke blaue Abgaswolken aus. "Ein Wunder, dass nie was passiert ist", so die 62-Jährige. Beim Ausholen walzten die Zwillingsreifen der Auflieger über den Gehweg. "Die Bordsteinkante ist an einigen Stellen kaputt." Sie und ihr Mann haben an ihrer Garageneinfahrt Kunststoff-Pylonen aufgestellt; die Stoßstangen der Laster kommen den rot-weiß-gestreiften Hütchen ziemlich nahe. Hätte sie kleine Kinder, würde sie sie nicht auf die Straße lassen, sagt sie.

Der Garten sei den Sommer über nicht nutzbar gewesen; zu laut und zu viel Diesel in der Luft. An den Wochenenden kamen die Motorräder mit heulenden, hochgezüchteten Motoren dazu, außerdem junge Leute mit lauter Musik und den Partymüll, den sie aus den offenen Fenstern der Autos schmissen. Gabriele M. nahm’s gelassen hin: "Eigentlich ist das hier eine Katastrophe. Aber so ist das halt, wenn eine Straße saniert werden muss und es eine Umleitung gibt." Das Ende sei ja absehbar gewesen. "Glücklicherweise haben wir den Balkon nach hinten raus." Außerdem sei ihr Haus gut isoliert. So konnte sie nachts schlafen. Nachbarn hätten hier ganz andere Probleme gehabt.

Den Mitarbeitern des Landratsamts macht die Frau keine Vorwürfe: "Sie können’s auch nicht ändern" Immerhin hätten Verteter der Behörde sich die Sache mal vor Ort angeschaut. Dann seien zusätzliche Schilder aufgestellt worden, um den Verkehr im Nadelöhr zu bremsen. Auf zehn Stundenkilometer war das Tempo limitiert. "Aber da haben sich die wenigsten dran gehalten", so die 62-Jährige. Brummikapitäne mit Kennzeichen aus anderen Landkreisen hätten durchaus gebremst, "aber die FDS-ler sind durchgerauscht". Wenn die Umleitung heute aufgehoben wird, ist die 62-jährige "gottfroh". Man gewöhne sich mit der Zeit zwar an den Lärm. Aber vermissen wird sie ihn sicher nicht: "Wir hoffen doch sehr, dass die Bundesstraße die nächsten 20 Jahre keinen neuen Belag braucht."