TennisBildechingen als Kontrastprogramm

Von Tim Geideck

Für Jil Teichmann ist der BMW-ahg-Cup beinahe ein Heimspiel: Gerade einmal drei Autostunden trennen Bildechingen und ihren Wohnort Biel.

Und trotzdem verkörpert die junge Schweizerin die Internationalität des Damen-Turniers so sehr wie kaum eine andere Spielerin. Die in Barcelona geborene 18-Jährige spricht schon allein fünf Sprachen fließend. "Sechs, wenn man Schweizerdeutsch dazu zählt", lacht Teichmann, deren Vater ein Deutscher ist. "Ich bin von allem ein bisschen. Ich bin Europäerin."

So vielseitig, wie ihre Biografie, waren für sie auch die vergangenen Monate auf dem Tennisplatz: 2014 war Teichmann Dritte der Junioren-Weltrangliste, nahm an der Europameisterschaft in Klosters teil, spielte zuletzt hauptsächlich Grand Slam. Verglichen damit ist der BMW-ahg-Cup Kontrastprogramm. "Ich habe gesehen, wie schön das Tennis-Leben aussehen kann. Aber es ist wichtig, dass man wieder runterkommt", sagt Teichmann, die die familiäre Atmosphäre lobt: "Sympathisches Umfeld."

Mit dem Tennis begann die Schweizerin im Alter von vier Jahren in Barcelona. Zehn Jahre später zog sie mit ihrer Familie in die Schweiz. Zwar nahm Teichmann bereits in Spanien an nationalen Meisterschaften teil, spielte aber auch Fußball, Basketball und Tischtennis. In der Schweiz konzentrierte sie sich dann voll und ganz auf den Tennis: "Beim Tennis kann man alles selbst bestimmen. Beim Fußball kann man noch so gut spielen, aber wenn der Rest der Mannschaft schlecht spielt, verliert man".

In Biel gehört die 18-Jährige dem Swiss-Tennis-Leistungszentrum an. Doch nicht nur sportlich bietet ihre neue Heimatstadt andere Möglichkeiten als Barcelona: Biel liegt genau auf der Grenze zwischen dem deutschen und dem französischen Sprachraum. In der größten zweisprachigen Stadt der Schweiz benutzen die Einwohner beide Sprachen gleichermaßen, so dass Teichmann neben Deutsch, Spanisch, Katalanisch und Englisch auch fließend Französisch spricht. Für ihre Tennis-Karriere ist das ein großer Vorteil: "Neue Türen gehen auf, weil man dadurch viele Leute kennenlernt", beobachtete die Schweizerin bereits.

Ähnlich vielseitig wie ihre Sprachkenntnisse gibt sich Teichmann auch auf dem Tennisplatz. "Ich bin niemand, der auf den Ball hackt, sondern variiere gerne", sagt die 18-Jährige, die weiß, dass sie erst am Anfang steht: "Ich bin noch jung. Es gibt noch viel zu arbeiten."

In Bildechingen muss sich Teichmann nach ihrem Erstrunden-Aus gegen Anna Gabric (4:6, 3:6) allerdings notgedrungen auf das Doppel fokussieren. Dort verlor sie gestern im Viertelfinale gegen Pella/Perez Rojas. Zumindest bei ihrer Doppel-Partnerin sind Teichmanns Sprachkünste jedoch nicht gefordert – sie spielt zusammen mit der Liechtensteinerin Kathinka von Deichmann.