Die Firma Dormero Hotel hat das Hotelresort Freudenstadt im Februar übernommen. Foto: Archiv

Hotelresort-Betreiber sieht dem gelassen entgegen. Irritation um Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Freudenstadt - Ärger beim Hotelresort Freudenstadt: Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) kündigte einige Prozesse in Sachen Kündigungsschutz an. Marcus Maximilian Wöhrl, neuer Inhaber der Betreiberfirma, zeigte sich unbeeindruckt.

In einer Pressemitteilung hat die Gewerkschaft einiges am Umgang des Unternehmens, das das Hotel vor einigen Wochen übernommen hat, mit den Mitarbeitern auszusetzen. Sie kündigte eine Prozesswelle an. Dabei soll es in neun Fällen um Kündigungsschutz und um Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gehen, sagte NGG-Rechtsschutzsekretär Sven Hildebrandt unserer Zeitung.

In Sachen Lohnfortzahlung gab Wöhrl, Inhaber der Betreiberfirma Domero Hotel AG, Entwarnung. Es habe unterschiedliche Auffassungen darüber gegeben, ob der Arbeitgeber oder die Krankenkasse so kurz nach der Übernahme für die Lohnfortzahlung bei Krankheit zuständig sei. Es hat mittlerweile einen ersten Prozess um eine Kündigung gegeben, der mit der Zahlung einer Abfindung endete. In diesem habe der Richter angedeutet, dass nach seiner Auffassung in diesem besonderen Fall der Arbeitgeber für die Lohnfortzahlung zuständig sei. Daraufhin sei das Geld jetzt überwiesen worden, sagte Wöhrl unserer Zeitung.

Die Dormero Hotel wolle, dass die Mitarbeiter des Hotelresorts neue Arbeitsverträge unterschreiben, diese verstießen aber gegen die Regelungen des allgemein verbindlichen Manteltarifvertrags für das Hotel- und Gaststättengewerbe, so der Vorwurf der NGG.

Die Dormero Hotel sei nicht Mitglied des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Baden-Württembergs und müsse sich bei Neuverträgen nicht an den Lohn- und Gehaltstarifvertrag in Baden-Württemberg halten. Dennoch behalte aber der Manteltarifvertrag seine Gültigkeit, betont die NGG.

Es sei Unternehmenspolitik, dass etwa Reinigungsarbeiten in den Häusern der Dormero Hotels von Subunternehmen erledigt werde. Den betroffenen Mitarbeitern seien neue Verträge mit dem Subunternehmer vorgelegt worden. Das sei laut Wöhrl ein normaler betriebswirtschaftlicher Vorgang. Fünf Mitarbeiter hätten da nicht arbeiten wollen und seien gekündigt worden. Er gehe davon aus, dass auch diese Fälle wie bereits der erste mit einer Abfindung enden werden, sagte Wöhrl.

NGG kritisiert schlechtere Verträge

Sven Hildebrandt von der NGG kritisiert das Vorgehen. Bei einem Betriebsübergang sei es üblich, dass die bisherigen Verträge für ein weiteres Jahr gelten. Den Mitarbeitern seien aber wesentlich schlechtere Arbeitsverträge als die bisherigen vorgelegt worden, sagte Hildebrandt unserer Zeitung.

Weiter heißt es in der Pressemitteilung, einer Mitarbeiterin sei vor versammelter Mannschaft die Kündigung ausgesprochen worden, um Eindruck bei der Belegschaft zu hinterlassen. Die Kündigung habe es gegeben, die Umstände seien aber anders gewesen, sagte Wöhrl. Er und weitere Mitarbeiter hätten Einzelgespräche mit der Belegschaft führen wollen. Besagte Mitarbeiterin sei aber bei dieser Gelegenheit auf ihn zugestürmt und habe gesagt, es spreche keiner mehr alleine, sie spreche für alle. Sie habe an ihm gezerrt, und er habe ihr dann die Kündigung ausgesprochen. Insgesamt rechne er mit sieben Prozessen, sagte Wöhrl.

Die Dormero Hotel mit Sitz in Berlin betreibt aktuell ein Dutzend Hotels in Deutschland. Sie hat das Hotelresort für 20 Jahre gepachtet (wir berichteten). Eigentümer der Immobilie ist die schweizer Aktiengesellschaft Lempicka in Baar im Kanton Zug.

Nach einem Umbau bei laufendem Betrieb will Wöhrl das Hotel der 4,5-Sterne-Kategorie mit 124 Zimmern zum 1. Juni dann in Dormero umfirmieren.