Ernste Mienen: Der Aufsichtsrat (hintere Reihe) und der Vorstand der HOMAG-Group gestern bei der Hauptversammlung im Freudenstädter Kurhaus. Foto: HOMAG

Aufsichtsrat und Vorstand schütten Dividende in Höhe von 25 Cent aus. Diskussion zwischen Hauptaktionären.

Freudenstadt/Schopfloch - Mehr Wachstum, mehr Innovation, weniger Verschuldung – die Ziele, die Vorstandsvorsitzender Markus Flick gestern den Aktionären der HOMAG-Group vorträgt sind optimistisch, – können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es hinter verschlossenen Türen heftig brodelt.

Ein Jahr nach dem großen Debakel bei der Aktionärsversammlung, bei der das Muskelspiel zwischen den beiden HOMAG-Hauptaktionären – der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) und dem Schuler-Klessmann-Pool – öffentlich wurde, sind die Wogen noch nicht geglättet. Die Dividende in Höhe von 25 Cent je Aktie, die Aufsichtsrat und Firmenvorstand ausschütten und auch der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen HOMAG und der Tochtergesellschaft BRANDT Kantentechnik jedoch stimmen versöhlich.

Das Jahresergebnis des Schopflocher Maschinenbauers in Höhe von 17,7 Millionen ist der höchste Wert der vergangenen vier Jahre und hat das Grundkapital auf 165,8 Millionen Euro (Vorjahr: 161,7 Millionen) steigen lassen. "2012 haben wir alle Prognosen, die wir vor einem Jahr abgegeben haben, eingehalten und vielfach sogar übertroffen. Unseren Auftragseingang konnten wir wie versprochen mit 576 Millionen Euro halten. Wir werten das als Erfolg", blickt Flick zurück.

Flick: Vierköpfiger Vorstand ist komplett

Der vom Vorsitzenden geforderte "starke Vorstand" sei mit Harald Becker-Ehmck, zuständig für Produktion, Materialwirtschaft, Qualitätsmanagement und Beteiligungen, nun komplett. Der Wertzuwachs mache sich am Kapitalmarkt bemerkbar. Flick: "Die Investoren sind an unserer Aktie interessiert. Im Jahresverlauf 2012 legte die HOMAG-Aktie mit rund 47 Prozent deutlich stärker zu als der SDAX mit knapp 19 Prozent." Also, ist doch alles in Butter, könnte man meinen. Die Aktionärsvertreter, die gestern zu Wort kommen, sprechen eine andere Sprache.

Für die weitere Firmenpolitik grundlegende Beschlussvorschläge, wie die Genehmigung frischen zusätzlichen Kapitals, um den "Handlungspielraum zu erhöhen", so Flick, entwickeln sich während der Generaldebatte zum Spießrutenlauf – auch für die DBAG, die den Vorstoß unterstützt. Ihr Gegenspieler, der Schuler-Klessmann-Pool, verhindert bei der Abstimmung diese Kaptalerhöhung – wohl aus Sorge, mit seinem bisherigen Anteil von 25 Prozent nicht mehr mithalten zu können, und so die Sperrminorität zu verlieren. Dies wiederum sei "ein wiederholt erklärtes Ziel der DBAG", sagt Jochen Berninghaus vom Schuler-Klesmann-Pool. Er fordert die Aktionäre sogar auf, nicht zuletzt wegen der Ämterverquickung mit der DBAG, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Torsten Grede die Entlastung zu versagen. "Die Ertragslage ist seit dem Amtsantritt von Herrn Grede als Aufsichtsratsvorsitzender unbefriedigend", wettert Berninghaus. Die Zahlen würden besser dargestellt, als sie tatsächlich seien. "Dies dient offensichtlich der Exit-Strategie der DBAG."

Kritik äußern auch der Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK) und des deutschen Schutzvereins für Wertpapierbesitz – immerhin 361 000 Aktionäre stark. "Auch ich hege den Wunsch, dass bei den beiden Großaktionären endlich Friede einkehrt", betont Herbert Wild (SDK). Hardy Hamman (Schutzverein für Wertpapierbesitz) will zunächst nicht Partei ergreifen, wendet sich dann aber doch dem Schuler-Klessmann-Pool zu und konstatiert: "Das schreit zum Himmel." Beide sprechen sich zudem gegen die geforderte flexible Aufsichtsratsvergütung und die Wahl eines Abschluss- und Konzernabschlussprüfers aufgrund befürchteter mangelnder Transparenz aus, die von der Aktionärsmehrheit letztendlich befürwortet wird.

Selbstbewusst tritt Wilken von Hodenberg für die DBAG ans Rednerpult, die fast 40 Prozent der HOMAG-Aktien hält. "Wir sind mit dem Weg einverstanden, den Herr Flick seit zwei Jahren geht", sagt er. Er spreche für einen zufriedenen Aktionär. Einen härteren Ton schlägt von Hodenberg mit Blick auf die brodelnde Auseinandersetzung mit dem Schuler-Klessmann-Pool an. Er habe eben erst erfahren, dass die Mediation gescheitert sei. "Diese Gespräche gehören nicht in den Raum einer Hauptversammlung. Die DBAG verweigert sich nicht konstruktiven Gesprächen", poltert von Hodenberg, worauf ein älterer Herr aus den Aktionärsreihen fordert, die DBAG solle Worten endlich Taten folgen lassen.

Befriedung zwischen Hauptaktionären ist erst einmal vom Tisch

Klar ist nach der gestrigen Debatte, dass es in naher Zukunft wohl zu keiner Befriedung zwischen dem Aktionärspool um die Gründerfamilie Schuler und der DBAG kommen wird. Erst 2015 stehen die nächsten Wahlen für den Aufsichtsrat der HOMAG Group an. Ob es dann allerdings zu einem Paradigmenwechsel im Aufsichtsrat kommen wird, ist fraglich. Kritische Stimmen spekulieren jedenfalls, dass die DBAG ihre HOMAG-Anteile nicht ewig halten, sondern dann verkaufen wird, wenn sie den besten Preis dafür bekommt.