Revierleiter Dietmar Rudolf (links) erklärt OB Julian Osswald und dem Gemeinderat die "Altdurchforstung". Foto: Werthenbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Gemeinderat begeht Stadtwald / Drei verschiedene Behandlungstypen

Der Freudenstädter Gemeinderat hat sich vor Ort über den aktuellen Stand und die Planungen der Bewirtschaftung im Stadtwald informiert. Dazu wurden drei verschiedene Waldtypen im Wittlensweiler Wald besichtigt.

Freudenstadt. Kreisforstamtsleiter Simon Stahl lobte zunächst den jährlichen Waldbegang: Schließlich sei es nicht selbstverständlich, dass ein Stadtwald einmal im Jahr seine "Besitzer" sehe.

Zudem fasste er die Ziele zusammen, die der Gemeinderat für den Stadtwald beschlossen hatte: Dazu gehören die Erhöhung des Tannenanteils, der Verzicht auf Pestizide und die Stabilisierung der Wälder. Die Tanne gilt unter den hiesigen Bedingungen gegenüber der Fichte als die stabilere Baumart.

Der zuständige Revierleiter Dietmar Rudolf erklärte den Stadträten an drei Stationen die wichtigsten Behandlungstypen im Stadtwald. Das langfristige Ziel für den gesamten Wald bekam das Gremium im dritten "Waldbild" zu sehen: Im sogenannten Plenterwald findet eine Naturverjüngung statt. Junge Tannen wachsen nach, alte und kranke Bäume sollen gefällt werden. Da diese nicht mehr an Wert gewinnen würden, müssten sie raus, erklärte Rudolf. In diesem Stück sollen in zwei Eingriffen jeweils 60 Festmeter Holz pro Hektar geerntet werden. Das Kreisforstamt plant hier abzüglich der Kosten mit einem Erlös von knapp 29 Euro pro Festmeter.

Astfreies Holz bringt deutlich mehr Geld

In der "Jungdurchforstung" dagegen stehen durchschnittlich 40 Jahre alte Bäume, von denen ein Großteil Fichten und Tannen sind. Auch hier sollen mehr Tannen hinzukommen. Rudolf erklärte aber, dass bei Planungen in der Forstwirtschaft immer mit großen Zeiträumen gerechnet werden müsse. Daher seien "viele lange Schritte notwendig", um etwa das Ziel der Erhöhung des Tannenanteils zu erreichen.

Bei der "Jungdurchforstung" ist in zwei Eingriffen geplant, jeweils 40 Festmeter pro Hektar zu ernten. Zusätzlich sollen 100 Tannen "geästet" werden: Bis zu einer Höhe von sechs Metern werden die Äste abgesägt, um so langfristig besonders wertvolles Holz zu erwirtschaften. Hier ist ein Erlös von fast 31 Euro pro Festmeter geplant.

In diesem Waldstück sei der Teil des für Sägewerke nutzbaren Holzes "relativ klein", weshalb der Durchschnittserlös im unteren Bereich sei, so Rudolf. Ein großer Teil der Bäume in diesem Stadium sei günstiges Industrieholz, das zu Papier verarbeitet werde.

In der "Altdurchforstung" sind die Bäume durchschnittlich 70 Jahre alt. "Gerade in dieser Phase entsteht der Wald von morgen", erklärte Stahl. Der Tannenanteil von nur 15 Prozent soll auch hier gesteigert werden, weshalb man bei der Ernte neben kranken Bäumen vor allem Fichten im Auge hat, die bisher einen Anteil von 85 Prozent in diesem Waldstück haben. Zudem steht die Förderung von Mischbaumarten auf dem Plan. Nach zwei Erntemaßnahmen zu je 50 Festmetern pro Hektar wird mit einem Erlös von knapp 40 Euro pro Festmeter gerechnet. Da hier mehr "sägefähiges" Holz anfalle, sei der durchschnittliche Holzerlös in der "Altdurchforstung" höher, so Rudolf.

Der Revierleiter präsentierte abschließend die zusammenfassende Rechnung, nach der in allen gezeigten Behandlungstypen insgesamt mit einem Erlös von knapp 31 Euro pro Festmeter gerechnet wird.

Diskussion im Plenterwald

Im Plenterwald wurde außerdem diskutiert, warum Bäume mit Ästen und dicken Stämmen, die ohnehin nicht die beste Ware auf dem Markt sind, überhaupt gefällt werden. Oberbürgermeister Julian Osswald erinnerte an das "400-Bäume-Programm", nach dem besonders alte Bäume stehen bleiben sollen: "Aber da, wo man es auch sieht", sagte Osswald mit Blick auf Touristen und Bürger, denen man die verschiedenen Strukturen des Waldes zeigen wolle. Zudem müsse auch an ein wirtschaftliches Ergebnis gedacht werden.

Anschließend präsentierte das Kreisforstamt im Rathaus die Wirtschaftsbilanz des Stadtwaldes aus dem Jahr 2016: Da weniger ausgegeben wurde als geplant, ergab sich ein Überschuss von mehr als 150 000 Euro. Osswald bekräftigte das Ziel, bei der Holzernte langfristig höhere Erlöse zu erzielen als bisher.