Show: Stehender Applaus für die lebendige Musical- und Operettengala im Theater im Kurhaus

Bereits im vergangenen Herbst fand das Vilshofener "as entertainment" mit der Las-Vegas-Music-Show in Freudenstadt ein begeistertes Publikum. Jetzt erfreute das Ensemble mit Achim Stöckl an der Spitze mit einer Operetten- und Musicalgala.

Freudenstadt. Die rund 300 Gäste belohnten das zweieinhalbstündige Konzert mit stehendem Applaus. Zu Recht, denn was Moderator, Sänger und Tänzer Achim Stöckl und die beiden Sängerinnen Janel Frazée und Kathrin Duschek auf die Bühne brachten, war großes Kino. Über eine so lange Strecke bei Stimme und Kondition zu bleiben, erfordert einiges an Stehvermögen.

Auch wenn das orchestrale Beiwerk aus der Konserve eingespielt wurde – der Livegesang belegte jedenfalls hohes Niveau, grundsolide Ausbildung und verblüffende Sicherheit in allen Tonlagen.

Charmebolzen mit Gefühl für Stimmung

Stöckl, ein echter Hans Dampf mit umfassender medialer Präsenz und für seine Professionalität mit Auszeichnungen dekoriert, erwies sich als souveräner Führer durch das Programm: ein Charmebolzen mit sicherem Gespür für die Stimmung im Publikum. Armin Stöckl kommt an, weil er sich seiner Wirkung und seines Könnens sicher ist, Anbiederung nicht nötig und die Situation jederzeit im Griff hat. Wie seine Partnerin Janel Frazée und er deren kurzzeitiges textiles Problemchen einfach "wegsangen", war nicht nur amüsant, sondern verriet Souveränität auch in ungeplanten Situationen.

Eine Musical- und Operettengala ist ein Festival für Ohrwürmer, ein nostalgisches Schwelgen in sogenannten unvergesslichen Melodien, angereichert mit prächtiger Garderobe und effektvoll inszenierter Glitzerwelt. Solcherlei Publikumserwartungen bedient auch das "as entertainment" mit hohem Aufwand.

Es mangelte nicht an "Herz-Schmerz-Melodien", wie Stöckl anmerkte, und bei seiner Moderation hüpfte er schon mal von bedrohlichen "heißen Bissen" (Sylvester Levays und Michael Kunzes "Tanz der Vampire") zu vielversprechenden "heißen Küssen" (Lehars "Giuditta").

Sopranistin Janel Frazée ist Amerikanerin, fühlt sich offensichtlich wohl auf deutschen Bühnen und lebt das auch mit ihrer Präsenz und ihrem Charme aus. Kollegin Kathrin Duschek kommt aus Dresden und kann ebenfalls auf eine imposante künstlerische Biografie verweisen. Viele Sympathien erwarb sich Duschek beispielsweise im Duett mit Armin Stöckl in der Rolle der Kaiserin Sissi im Musical "Elisabeth".

Gänsehaut bei der Titelmelodie aus "Cats"

Gänsehaut provozierte Janel Frazée mit der Titelmelodie "Memory" aus "Cats", und Kathrin Duschek bezauberte mit "Ich hätt‘ getanzt heut Nacht" aus "My Fair Lady". Genussvoll versenkte sich Stöckl in der Rolle von Elvis the King, eifrig beklatscht von den Gästen, die aus ihrer Jugendzeit noch eine Affinität zum Rock’n’Roll herübergerettet haben. So reihten sich musikalische Höhepunkte aneinander: "Im weißen Rößl" ist bekanntlich "die ganze Welt himmelblau", "Evita" beschwört ihre Landsleute mit "Don’t cry for me, Argentina", und der Weg des Phantoms der Oper ist "einsam". "Die lustige Witwe" lässt die "Lippen schweigen", "Die Csárdásfürstin" möchte tanzen, und "Gräfin Mariza" ruft nach ihrem "Zigan".

Vor dem temperamentvollen Finale mit zwei Zugaben trat Armin Stöckl mit dem hochemotionalen "Wolgalied" aus dem "Zarewitsch" vor die Besucher, gewiss ahnend, dass dabei so manches Auge feucht werden würde. Stöckl war es schließlich wichtig zu sagen, dass ein Teil der Einnahmen aus dem Galaabend einem Kinderhilfswerk zugute kommt.