Reinhold Beck ist seit knapp einem Jahr Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins. Foto: Verein

Besucherzahl steigt auf über 12.000. Verein plant themenbezogene Ausstellungen und Erweiterung der Sammlung. Ein Interview.

Freudenstadt - Seit April vergangenen Jahres ist Reinhold Beck neuer Vorsitzender des Heimat und Museumsvereins Freudenstadt, der auch – zusammen mit dem Stadt- und Kreisarchiv – das "Museum im Stadthaus für Stadt und Landkreis Freudenstadt" betreibt. Beck hat sich unter anderem vorgenommen, den Verein zu verjüngen und neue Mitglieder zu gewinnen. Wir sprachen mit ihm über die Ziele des Vereins.

Herr Beck, seit knapp einem Jahr sind Sie Vorsitzender eines Vereins, dessen Mitglied Sie zuvor nie waren. Wie das?

Es ist tatsächlich ein Widerspruch: Es war Oberbürgermeister Erwin Reichert, der mich kurz vor seinem Tod gefragt hatte, ob ich mir diese Aufgabe vorstellen könne. Andererseits hatte gerade Herr Reichert mir zuvor noch dringend angeraten, mindestens ein Jahr nach meiner Pensionierung kein neues öffentliches Amt anzunehmen und einfach eine Pause zu machen. Also habe ich nach Herrn Reicherts unerwartetem Tod seinen eigenen Rat auf seine Bitte hin ad adsurdum geführt.

Aber der Verein war Ihnen ja nicht ganz unbekannt?

Nein, kraft Amtes bin ich schon seit Gerhard Hertels Zeiten viele Jahren mit Verein und Museum verbunden, habe beides im Auftrag der Stadt begleitet.

Wie haben Sie den Verein denn vorgefunden?

Ich habe sehr geordnete Verhältnisse vorgefunden und steigende Besucherzahlen im Museum: Im Jahr 2012 waren es noch unter 10 000 Besucher, sie stiegen erstmals im Jahr 2013 auf 10 037 und 2014 auf 12 429 Besucher. Das wollen wir weiter steigern.

Und die Mitgliederzahl?

Die ist relativ überschaubar, liegt bei jetzt etwa 120. Dem Heimat- und Museumsverein geht es wie allen anderen Vereinen im ländlichen Raum: Es fehlen Mitglieder, und die, die da sind, werden immer älter. Wir haben jetzt überlegt, künftig Schüler und Studenten beitragsfrei aufzunehmen, und bemühen uns um neue Mitglieder. Unser Kassierer Peter Glitza ist da durch persönliche Ansprache schon recht erfolgreich.

Was sind Ihre Ziele?

Es sind gemeinsame Ziele unseres Vorstands mit Geschäftsführer Jürgen Schnurr. Und dazu zählt zunächst die Erfüllung unseres Satzungsauftrags, also das Sammeln und Sichten, das Erhalten und Gestalten von Zeugnissen und Dokumenten der Stadtgeschichte, sie zu pflegen und Teile davon in großen deutschen und europäischen Zusammenhängen darzustellen.

Und wie wollen Sie das umsetzen?

Wir tun das ja schon sehr erfolgreich im Besucherbergwerk und im Museum mit großer Unterstützung der Stadt und in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Es gibt ja immer wieder bescheidene Ankäufe oder auch Schenkungen und Leihgaben von Bürgern, die der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen. Dazu brauchen wir auch langfristig sichere Magazin-Räume zur Lagerung für spätere Ausstellungen. Und wir brauchen auch in Zukunft so zuverlässige und treue Mitglieder wie zum Beispiel das Ehepaar Heidrun und Werner Hertrampf, das Bergwerk und Museum betreut.

Was planen Sie für die Zukunft?

Einiges. Wir wollen beispielsweise mit dem Dorfmuseum Dietersweiler unsere Themenpalette abstimmen. Wir planen mit dem Stadt- und Kreisarchiv themenbezogene Ausstellungen im Stadthaus, wir überlegen uns, wie wir eine Sammlung von Rudolf Meintel über die Eisenbahn in Freudenstadt auszugsweise ins Stadthaus bekommen können. Wir wollen die "Quadrat-Galerie" im Treppenhaus vervollständigen. Mit der Stadt Freudenstadt wollen wir zudem unsere David-Fahrner-Ausstellung sinnvoll ergänzen. Wir könnten uns themenbezogene Museumsführung vorstellen und Vorträge durch die Kreisvolkshochschule, zum Beispiel über alte und moderne Handwerksberufe, Tourismus, Firmen und anderes mehr. Dazu im Jahr 2017 eine Ausstellung aus dem Nachlass des Freudenstädter Malers Heinrich Hoffritz.

Bis da ist es ja noch ganz schön lang hin.

Ich habe auch was Aktuelles: Am 15. März ist ein festlicher Renaissance-Nachmittag mit der Kreisvolkshochschule zum Thema Sibylle von Anhalt, die in Person der Ludwigsburger Pommeranzengarten-Führerin anwesend sein wird.

Seite 2: Zur Person

Reinhold Beck (64), Stadtoberamtsrat im Ruhestand, war 38 Jahre als Beamter bei der Stadt Freudenstadt tätig, leitete das Schul-, Kultur- und Sportamt, das später in Amt für Bildung, Familie und Sport umbenannt wurde. In dieser Funktion war er mit dem Heimat- und Museumsverein stark verbunden, nahm kraft Amtes auch an dessen Mitgliederversammlungen teil. Schon mit Gerhard Hertel, dem Gründer und Förderer des Heimatmuseums, war er an vielen Weichenstellungen für Verein und Museum beteiligt, beteiligte sich an Exkursionen und trug wesentlich zum Aufbau und Erhalt des Museums im Stadthaus bei. Erwin Reichert, der im Dezember 2013 verstorbene ehemalige Oberbürgermeister und Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins, hatte Beck gebeten, seine Nachfolge im Vorsitz des Vereins anzutreten. Reinhold Beck wurde im April 2014 von der Mitgliederversammlung zunächst bis Januar 2016 in dieses Amt gewählt.